Saarbrücken. Die AfD bekam bei der Wahl im Saarland sechs Prozent der Stimmen – weit unter dem Bundesschnitt.

Ihr Lieblingsthema, Flüchtlinge, spielte im Wahlkampf kaum eine Rolle. Die Linke mit Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine und die SPD mit dem neuen Bundesvorsitzenden Martin Schulz konnten der AfD ebenfalls Stimmen abringen, sagen Parteienforscher. Noch im Januar lag die AfD in Umfragen immerhin bei zehn Prozent.

Doch die Ursache für das mäßige Abschneiden liegt auch im Landesverband selbst. Die Politiker der „Alternative“ verstrickten sich in Konflikte und Affären. Der „Stern“ berichtete: AfD-Leute sollen versucht haben, Mitglieder der Freien Bürger Union, einer Kleinpartei, die der NPD nahesteht, für die „Alternative“ zu gewinnen. Landeschef Josef Dörr bandelte etwa mit der Rechtsextremistin Ulrike Reinhard aus Kaiserslautern an. Im Wahlkampf nannte er die AfD die „soziale Heimatpartei“. Ein Slogan, mit dem die NPD seit Jahren wirbt. Parteichefin Frauke Petry ging das alles zu weit, sie wollte die Saar-AfD 2016 sogar auflösen und nicht zur Wahl antreten lassen. Die AfDler in Saarbrücken widersprachen. Ein Parteigericht hatte die Auflösung schließlich verhindert. Gegen Dörr und seinen Vize Lutz Hecker laufen allerdings Ausschlussverfahren – ein Ausdruck der Flügelkämpfe in der Partei. Die AfD an der Saar entstand 2013. Im Wahlkampf wetterten AfD-Politiker gegen die „Alleinherrschaft“ von CDU und SPD, sie traten gegen schärfere Waffengesetze und „Gender-Wahnsinn“ und für die Abschaffung der Grunderwerbssteuer an.

Spitzenkandidat Rudolf Müller, 66 Jahre, und Nietzsche-Fan, war bisher in der Bauwirtschaft tätig, wie er sagt. Und im Antiquitätengeschäft seiner Frau in Saarbrücken. Dort handelte das Paar auch mit Nazi-Devotionalien – teilweise verziert mit Hakenkreuzen, deren Verbreitung verboten ist. Ein Gericht stellte das Verfahren ein: keine Relevanz, so die Begründung. Die Nazi-Altertümer seien an zu wenige Käufer gegangen. Zwei Tage vor der Wahl zog dann auch Kreisverbandschef Michael Schettle die Reißleine – und trat aus der Partei aus.