Brüssel. Eine Panzerbrigade der US-Army ist an ihre Standorte an der Ostflanke der Nato verlegt worden. Der Hauptstandort der Soldaten ist Polen.

Unser Leser Peter Fleckstein aus Salzgitter fragt:

Ich habe gehört, dass in Bremerhaven US-Panzer verladen werden. Was ist der militärische Sinn dieser Aktion?

Die Antwort recherchierte Knut Pries

Was derzeit vielerorts für Aufregung sorgt, ist Teil der seit längerem beschlossenen und angekündigten Verstärkung der amerikanischen Truppenpräsenz in Mittel- und Osteuropa. Im Rahmen der Operation „Atlantic Resolve“ wird eine Kampfbrigade, per Schiff in Bremerhaven eingetroffen, an ihre Standorte an der Ostflanke der Nato verlegt. Mittlerweile ist die 3500 Mann starke Einheit – Heimatadresse: Carson, Colorado – in Polen angekommen.

Nach neun Monaten in Europa soll sie durch einen gleich starken Verband abgelöst werden. Kritiker sehen darin eine gefährliche Aufrüstung und ein provokantes Säbelrasseln des westlichen Militärs. Die USA und ihre Verbündeten halten dem entgegen, es handle sich um eine rein defensive Vorkehrung zur Verhinderung russischer Übergriffe.

„Heute ist ein bedeutsamer Moment für die Abschreckung und Verteidigung“, lobte der US-Oberbefehlshaber Europa, Curtis Michael Scaparrotti am Freitag. Der General ist zugleich europäischer Militärchef der Nato. „Atlantic Resolve“, darauf legen alle Beteiligten Wert, ist aber keine Veranstaltung des nordatlantischen Bündnisses, sondern fällt unter die Verantwortung der Vereinigten Staaten. „Die Befehlsgewalt – Command and Control – liegt bei den Amerikanern“, heißt es auf deutscher Seite. Ein Alleingang der westlichen Führungsmacht ist es indes nicht. Sie ergänzt mit nationalen Mitteln die gemeinsame Anstrengung der Allianz, in Polen, dem Baltikum und Südosteuropa verstärkte Abwehrbereitschaft aufzubauen.

Mit der Ostverstärkung reagiert das Bündnis auf Russlands Annexion der Krim und die Einmischung in der Ukraine. Mit mehr Truppen und ausgebauter Logistik soll Kreml-Chef Wladimir Putin signalisiert werden: Die Nato steht zum Versprechen, jedes ihrer Mitglieder im Falle eines Angriffs kollektiv zu verteidigen. Das soll zugleich die Gemüter der Verbündeten beruhigen, die früher Satelliten-Staaten des Sowjet-Imperiums waren.

Aus dieser westlichen Sicht handelt es sich also bei „Atlantic Resolve“ und der gesamten „Reassurance“-Strategie nicht um den Versuch, Moskau militärisch unter Druck zu setzen, sondern umgekehrt, um eine Reaktion auf Putins militärische Kraftmeierei.