Braunschweig. Die Universität arbeitet ein düsteres Kapitel auf. Ein „IM“ ist heute noch Professor.

Spitzel haben dem Geheimdienst der DDR sensible Informationen über Forschungen an der Technischen Universität Braunschweig zugespielt. 30 Personen, die an der TU tätig waren oder sind, arbeiteten als Inoffizielle Mitarbeiter (IM) der Stasi. Diese Zahl geht aus Untersuchungen an der Uni hervor.

Der kleinere Teil der IM kam nach der Wende an die TU. 18 Spitzel waren Bundesbürger, 5 DDR-Bürger, der Rest kann bisher nicht eindeutig zugeordnet werden.

Die TU hat sich 25 Jahre nach dem Mauerfall dazu entschlossen, die Stasi-Vorgänge aufzuarbeiten. Auslöser war eine Anfrage eines Journalisten der „Zeit“.

Die Recherchen stehen am Anfang. Der TU sind bisher zumeist nur die Decknamen bekannt. Die Uni hat einen Antrag auf Akteneinsicht beim Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen gestellt.

Uni-Präsident Jürgen Hesselbach treibt die Recherchen voran. Er sagte: „Der ein oder andere wird durch unsere Nachforschungen überrascht werden.“ Hesselbach hat die AG Hochschulgeschichte beauftragt, die Stasi-Vorgänge an der Hochschule aufzuarbeiten. Er hat die Mittel für eine volle Stelle beim Historischen Seminar bewilligt. Die Ergebnisse sollen der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Bei einem der 30 Stasi-Spitzel handelt es sich um einen Dozenten, der bis heute an der TU als Professor tätig ist. Er kam nach der Wende nach Braunschweig. In der DDR arbeitete IM „Görlich“, wie er in den Stasi-Akten genannt wird, mit einem Kollegen eng zusammen, den er jahrelang bespitzelte. Wie der Zufall es wollte, kam auch der Kollege nach Braunschweig. Erst hier erfuhr der Ex-Kollege, dass Görlich, sein Freund, ihn bespitzelte. Der Mann brach den Kontakt zu Görlich ab, lebt heute in Sachsen-Anhalt und ist sich sicher: „Hätte die DDR länger existiert, hätten Görlichs Berichte mich ins Gefängnis gebracht.“

Lesen Sie hierzu auch: Der Stasi-Spitzel in meinem Büro