Hamburg. Am Samstag wird die Schauspielerin und politische Aktivistin Jane Fonda in Hamburg mit der Goldenen Kamera für ihr Lebenswerk geehrt.

Mehr Glamour geht kaum: Kürzlich fotografierte die bekannte US-Fotografin Annie Leibovitz 13 der großen Ladys der Kinobranche für die Hollywood-Ausgabe des Magazins „Vanity Fair“: darunter Jane Fonda neben Cate Blanchett, Viola Davis, Helen Mirren, Jennifer Lawrence. Am Sonnabend wird Fonda (79) in Hamburg mit der Goldenen Kamera für ihr Lebenswerk ausgezeichnet und holt sich den Preis persönlich in der Hansestadt ab. Den Preis für sein Lebenswerk erhält auch Dieter Thomas Heck. Am Mittwoch wurde zudem bekannt, dass der Schauspieler Collin Farrell einen Preis als bester internationaler Schauspieler erhält.

Dass es für Fonda auf eine Karriere in der Traumfabrik hinauslaufen würde, war nicht selbstverständlich. Sie hatte einmal ganz andere Pläne. Wie sich ihr Leben wohl entwickelt hätte, wenn sie ihren Studienfächern Malerei und Klavier treu geblieben wäre? Sie schrieb auch Texte für die Zeitschrift „Paris Review“.

Jury mit Weitsicht

Aber dann überlegte sie es sich doch noch anders. Schließlich entstammt sie ja auch einer Schauspielerdynastie. Ihr Vater Henry Fonda war selbst eine Darsteller-Ikone. Bruder Peter wurde mit „Easy Rider“ zum Idol. Auch ihre Nichte Bridget Fonda stand erfolgreich vor der Kamera. Als Jane Fonda im Alter von 21 Jahren Lee Strasberg, den Leiter der Schauspielschule Actors Studio, traf, waren die Würfel fast schon gefallen.

Sie wurde seine Schülerin. Schon ein Jahr später trat sie am Broadway auf und bekam für ihre Rolle in „There was a ­Little Girl“ gleich als vielversprechendste neue Schauspielerin den Laurel Award. Da war eine Jury mit Weitsicht am Werk, denn Jane Fonda sollte eine der profiliertesten Bühnen- und Filmschauspielerinnen ihrer Generation werden. Über ihre darstellerischen Qualitäten gab es von Anfang an kaum Zweifel, dennoch verlief ihre Karriere sehr abwechslungsreich.

Oscar für Rolle als Prostituierte

Jane Fonda war eine der Triebfedern des Fitness-Trends in den 1980er Jahren.]
Jane Fonda war eine der Triebfedern des Fitness-Trends in den 1980er Jahren.] © picture alliance / united archiv | dpa Picture-Alliance / 91060

Es ist bemerkenswert, wie sehr ihr Leben auch den jeweiligen Zeitgeist widerspiegelt. Ihre Eltern liebten sie nicht, und sie suchte lange Zeit die Schuld dafür bei sich selbst, hat sie einmal erzählt. Janes Mutter Frances Seymour Brokaw hatte psychische Probleme und beging Suizid, als ihre Tochter zwölf Jahre alt war. Jane, die eigentlich Jane Seymour heißt wie die dritte Ehefrau von Heinrich VIII. – ihre Mutter glaubte, sie stamme vom englischen Königshaus ab –, wuchs bei ihrer Großmutter auf.

Erste Kino-Erfolge feierte Fonda in den 60er-Jahren mit dem französischen Regisseur Roger Vadim, der auch ihr erster Ehemann wurde. Er inszenierte sie ebenso spektakulär wie sexistisch im Science-Fiction-Film „Barbarella“. Ihren ersten Oscar gewann sie 1971 für die Darstellung einer Prostituierten in „Klute“. Die 70er-Jahre waren eine Dekade, die die USA politisch polarisierte. Fonda spielte und produzierte das Drama über die Vietnam-Heimkehrer „Coming Home“ und gewann dafür ihren zweiten Oscar.

Kopf der Antikriegsbewegung

Aber auch jenseits der Leinwand engagierte sie sich in dieser Zeit politisch, war ein führender Kopf der Antikriegsbewegung, heiratete den Politiker Tom Hayden. FBI-Chef Edgar J. Hoover ließ sie ständig observieren, denn für ihn war sie eine Staatsfeindin. Als sie über einen nordvietnamesischen Hörfunksender an US-Piloten appellierte, ihre Angriffe auf das kommunistische Land einzustellen und sie dann auch noch auf einem US-Flakgeschütz posierte, hatte sie ihren Spitznamen weg: „Hanoi Jane“.

Zu Beginn der 80er arbeitete sie zum einzigen Mal mit ihrem Vater Henry zusammen. „Am goldenen See“ war zugleich sein letzter Film. Er bekam dafür noch einen Oscar – sie nahm ihn statt seiner entgegen. In den 80er-Jahren machte Fonda als Geschäftsfrau Furore. Sie setzte sich an die Spitze der Aerobic-Bewegung und verkaufte erfolgreich Videos und Bücher, wurde zum Fitnessguru. Natürlich blieb sie politisch aktiv, wetterte gegen Kernwaffen, die Diskriminierung von Prostituierten und war ein führendes Mitglied der Frauenbewegung.

Fonda hat eine Mission

1991 nahm sie sich eine Auszeit von der Schauspielerei, die 15 Jahre andauern sollte. Sie heiratete ihren dritten Ehemann, den Medienmogul Ted Turner, zog sich ins Privatleben zurück und schrieb ihre Autobiografie. 30 Jahre, gestand sie darin, habe sie an Bulimie, Magersucht, gelitten. Überhaupt ist Fonda mutig. Sie steht zu den chirurgischen Eingriffen, denen sie sich aus kosmetischen Gründen unterzog. Sie räumte ein, bis zu ihrem 62. Lebensjahr so gut wie kein Selbstvertrauen entwickelt zu haben. Das hat sich wohl noch geändert.

Jane Fonda hat eine Mission. Immer noch. Man könnte auch sagen: Jetzt erst recht. „Ich möchte älteren Frauen ein Gesicht geben“, sagte sie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die Details lassen aufhorchen: „Und zwar nicht das Gesicht, das wir in unserer Gesellschaft als stereotypes Rollenmuster kennen, sondern das einer dynamischen, sexuell attraktiven Frau.“ Mit fast 80 Jahren ist das doch mal eine Ansage.

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