Braunschweig. Tag 4 am Landgericht Braunschweig: Im Mittelpunkt steht eine Vernehmung per Video. Das hat der zweite Zeuge im Prozess zu sagen.
Tag 4 im Vergewaltigungs-Prozess vor dem Landgericht Braunschweig gegen Christian B., der auch als Hauptverdächtigen im Fall Madeleine „Maddie“ McCann gilt. Das Interesse ist vor allem bei Zuschauern ungebrochen, die zahlreich vertreten sind. Aber auch vier Medienvertreter englischer Zeitungen sind wieder vor Ort.
Im Mittelpunkt des Prozesstages steht die Vorführung der gerichtlichen, dreistündigen Videovernehmung, die von einem Zeugen bereits vor Wochen vor Prozessbeginn stattfand. Der Deutsche lebt heute in Kambodscha und wurde bei einem Heimatbesuch in Deutschland als Zeuge ins Landgericht vorgeladen.
Zeuge und Christian B. lernen sich an der Algarve kennen
Anfang der 2000er-Jahre arbeitete der heute 56-Jährige als Musiker an der portugiesischen Algarve. Nach einem Auftritt habe sich Christian B. bei ihm vorgestellt. „In diesem kleinstädtischen Milieu lernte man schnell die Deutschen kennen“, erzählt der Zeuge. Es habe sich zwischen ihnen eine „Zweckbekanntschaft“ entwickelt, wie er es bezeichnet: Der Zeuge habe sich B. mit seinen Elektro- und Computerkenntnissen angedient, dieser wiederum habe sein Auto repariert. B. habe ihm gegenüber kein Geheimnis daraus gemacht, dass er seinen Lebensunterhalt unter anderem mit „nächtlichen Einkaufstouren“ als Einbrecher verdiene, dafür beispielsweise an Regenrohren hochklettere.
In dem Haus von Christian B. – eine unaufgeräumte „Junggesellenbude“, so der Eindruck des Zeugen – will er bei einem Besuch stapelweise gestohlene Pässe auf einem Kaminsims liegen gesehen haben. Der Zeuge sagt über B. rückblickend: „Der Vogel war mir nicht ganz koscher. Normalerweise halte ich mich von solchen Leuten fern – wohlwissend, dass die Probleme mit sich bringen.“ Er will zwar überlegt haben, B. bei der Polizei anzuzeigen, „aber dann habe ich doch egoistisch gedacht, weil mir wichtiger war, dass jemand mein Auto repariert“.
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B. wurde im April 2006 gemeinsam mit dem Österreicher Michael T. beim Abzapfen von Diesel aus einem Lkw von der Polizei erwischt. Beide landeten in U-Haft. Im Dezember 2006 kamen sie frei. T. hatte sich 2020 in einem Interview mit der englischen Zeitung „Sun“ über B. geäußert und gemeint, dieser sei „ein guter Einbrecher“ gewesen, und mühelos auch in die oberen Etagen von Häusern hochgeklettert. „Er hat alles geklaut, was er kriegen konnte – Wertsachen, Pässe, Uhren“, wird Michael T. zitiert. Er gilt als wichtiger Zeuge, auch im Maddie-Fall. Im laufenden Vergewaltigungsprozess gegen Christian B. soll er zu einem späteren Zeitpunkt als Zeuge vernommen werden.
Zeuge vor Landgericht Braunschweig: Habe CDs mit harter Pornografie gefunden
Zurück zur Videovernehmung: Nach der Verhaftung wegen des Diesel-Diebstahls sei der Zeuge von B. gebeten worden, sich im Haus um die Hunde zu kümmern, außerdem mehrere vorgepackte Taschen herauszuholen und zu einem anderen Bekannten wegzuschaffen. Der Inhalt: ein Beutel mit gebrannten CDs, laut Beschriftung harte Pornografie – darunter Sex von Menschen mit Tieren. Solche CDs will er weggeschmissen haben. „Ich wollte nicht, dass diese CDs in die Hände von Kinder oder Jugendlichen gelangen.“
In der Aussage bestätige der Zeuge auf Nachfrage der Verteidiger, dass er englischen Zeitungen Interviews gegen Geld gegeben haben. Der Lohn: mal 1000 Pfund, mal 500 Euro will er erhalten haben.
Christian B. muss sich wegen Vergewaltigung in drei Fällen und zwei Fällen von Kindesmissbrauch vor Gericht verantworten. Den Braunschweiger Prozess begleiten internationale Medien, weil der vorbestrafte Sexualverbrecher im Fall der 2007 aus einer portugiesischen Ferienanlage verschwundenen dreijährigen Madeleine McCann, genannt Maddie, unter Mordverdacht steht. Diese Ermittlungen sind aber nicht Gegenstand der aktuellen Verhandlung. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Das geschah bisher: Nachrichten zu Christian B., dem Verdächtigen im Fall Maddie
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Unsere Berichterstattung zur Verurteilung von Christian B. im Jahr 2019:
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dpa