Braunschweig. Die ehrenamtlichen Helfer bei „Futter Teresa“ kochen aus geretteten Lebensmitteln und bieten Workshops für den nachhaltigen Umgang mit ihnen an.

Lebensmittel retten, aus ihnen köstliche Menüs kochen und anderen Menschen in Workshops beibringen, was sich aus den Resten im Kühlschrank alles zaubern lässt. Das und mehr macht der Verein „Futter Teresa“ in Braunschweig. Gemeinsam bemüht das Projekt sich, für den Nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln zu werben und dadurch Menschen zusammen zu bringen.

Mittlerweile beteiligen sich etwa 50 Menschen gemeinsam an den Aktionen. Dabei holen einige Mitglieder die aussortierten Lebensmittel von Supermärkten ab. Sie nutzen dafür die Organisation Food Sharing, welche die Abholungen organisiert. In den Küchen unterschiedlicher Restaurants entstanden so schon exquisit klingende Drei-Gänge-Menüs, an denen ebenfalls eine Vielzahl an Amateur-Köchinnen und Köchen beteiligt sind. Zuletzt kochte „Futter Teresa“ alle zwei Wochen im Rokkoko“ im Bürgerpark. Das Essen ist dabei für die Gäste umsonst.

Doch auch neben dem Lebensmittel-Abholen, Kellnern und Kochen gibt es bei „Futter Teresa“ viel zu tun: Beim „Pop-Up-Kochen“ in unterschiedlichen Restaurants muss Kontakt zur Gastronomie gepflegt werden. Doch die Mitglieder managen auch den professionell anmutenden Webseiten- und Social-Media-Auftritt , geben Pressemitteilungen heraus und beteiligen sich am Ernährungsrat, der sich in der Kommunalpolitik für nachhaltigere Ernährung einsetzt. „Wir haben unser Organisations-Team mit der Zeit vergrößern müssen, um den neuen Helferinnen und Helfern besser zeigen zu können, wo sie Anpacken können“, sagt Erik Lehmann. Er engagiert sich seit Herbst 2021 für den 2019 gegründeten Verein und war eines der Mitglieder, die ihn nach den Corona-Lockdowns wiederbelebt hat.

Sonntags, 23 Uhr, in der Küche

Er ist nicht nur im Organisations-Team des Vereins, sondern holt auch Lebensmittel ab, kocht und half dabei ein Buchungssystem für die Gäste einzuführen. Wie bei vielen anderen Mitgliedern des Vereins, muss Lehmann sein ehrenamtliches Engagement mit einem Vollzeit-Job in Einklang bringen. „Ich habe das Glück, das ich Gleitzeit arbeite und deshalb meisten früh Anfange und dann ab Nachmittag ein paar Stunden für den Verein habe“. Der 33-jährige promovierte Biologe ist Redakteur für Bildungsmedien beim Westermann Verlag. Fünf bis zehn Stunden pro Woche macht die Vereinsarbeit aus, schätzt er. „Bei den Aktionen am Wochenende stehen wir manchmal Sonntags bis 23 Uhr in der Küche“, sagt Lehmann.

Doch das Engagement macht ihm Spaß: „Es ist vor allem die Vielfalt: Wir kochen in verschiedenen Restaurants, machen Drei-Gänge-Menüs und kooperieren mit anderen Initiativen.“ Das Spannende: „Man weiß bei den Lebensmittelabholung nie, was man bekommt. Dann müssen wir spontan kreativ werden.“ Denn die Gruppe könnte auch immerzu Eintopf aus dem übrig gelassenen Gemüse machen, doch das entspräche nicht dem kulinarischen Anspruch der Gruppe.

Lasse Osteneck steht ebenfalls in der Küche für „Futter Teresa“. Als er in unserem Podcast „Yes BS“ zu Gast war, hob er hervor: „Wir ergänzen uns, was unsere Stärken und Schwächen angeht.“ So sei etwa Mitglied Linh Briese eine begnadete Dessert-Köchin und talentiert im Anrichten von Gerichten. Lehmann sieht seine Stärken eher in der Organisation. „Aber auf Können kommt es nicht an“, sagt er. „Wir haben nicht einen, der den Ton angibt, das ist ein kreativer Gruppenprozess“, sagt Lotta Hagelmann, die ebenfalls im Organisationsteam ist. Es müsse nicht gleich jeder dem Verein beitreten, auch wer einmal nur beim Kellnern helfen will, ist willkommen.

Wissen über Fermentieren wird zu Workshop

Zudem treffen sich die Mitglieder auch mal außerhalb der Vereinsarbeit um neue Rezepte oder Techniken auszuprobieren. Zuletzt entdeckte die Gruppe das Fermentieren für sich. Dadurch lassen sich Lebensmittel haltbar machen. „Neulich hatten wir viel Mangold über, den habe ich fermentiert und mit Tomatenmark eingekocht und dadurch eine Gemüsepaste gemacht“, erklärt Lehmann. Das Wissen will der Verein bald mit Workshops weitergeben.

Seit ein paar Monaten ist der Verein nun auf der Suche nach einem Lokal, wo er dauerhaft eröffnen kann. Doch ein Leerstand mit Küche und Fläche für Workshops ist schwer zu finden. Doch auch andere Projekte sind in Planung

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