Verkehrspolitik

Demo in Wolfsburg: Parkplätze werden autofrei

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Beim ersten Parking Day in Wolfsburg bespielten Teilnehmer Parkplätze am Nordkopf. Motto: Mehr Platz für Menschen statt für Autos. 

Beim ersten Parking Day in Wolfsburg bespielten Teilnehmer Parkplätze am Nordkopf. Motto: Mehr Platz für Menschen statt für Autos. 

Foto: Stephanie Giesecke / WN

Wolfsburg.  Am Freitag wurden Parklücken am Wolfsburger Nordkopf zum Aktionsfeld: Es geht um Dialog, Diskurs und urbane Parkatmosphäre.

Parkplätze sind ein knappes Gut. So sehen es nicht zuletzt in Wolfsburg viele Autofahrer. Ausgerechnet Parklücken wollen jetzt Verfechter der Verkehrswende für ihre Sache nutzen. Und sie zum Parkraum in anderer Bedeutung umfunktionieren.

Tobi Rosswog, Sprecher des ersten Park(ing) Days in der VW-Stadt: „Das Motto ist: Mehr Platz für Menschen – statt für Autos. Wir wollen einen Tag lang Parkplätze in autofreien Raum umwandeln. Auf den drei als Versammlungsort angemeldeten Parkplätzen werden Sofas aufgestellt, ein Fahrrad-Reparaturstand aufgebaut, Diskussionsrunden stattfinden, Live-Musik gespielt. Wir wollen darauf aufmerksam machen, wie stark parkende Autos den öffentlichen Raum in der Stadt dominieren.“

Zu Rosswogs MitstreiterInnen zählen Elke Braun (Verkehrsclub Deutschland) und die Park(ing)-Day-Unterstützer Michael Werner und Matthias Hinse. Es sei Zeit für die Verkehrswende, auch bei VW würden immer mehr mit dem Rad zur Arbeit kommen, schildert Werner. Es finde ein Umdenken statt.

Parkplatz-Demo geht am Freitag von 13.30 Uhr bis 20 Uhr

Erfahrungen aus Braunschweig, Leipzig, Hannover und Gießen hätten gezeigt, dass man mit diesem Gedankengut und Wunsch nach einer anderen Zukunft nicht allein dastehe. „Wolfsburg wird schon eine besondere Herausforderung, aber ich freu mich drauf“,erklärt Initiator Rosswog fröhlich. „Das motiviert mich eher nur. VW könnte schon bald nicht mehr für Volkswagen sondern für Verkehrswende stehen.“

Und wenn dann, weil drei der raren Parkplätze am Nordkopf einen Tag lang blockiert sind, Anfeindungen von Parkplatzsuchenden kommen? „Blöde Sprüche sind der Einstieg in Kommunikation“, sagt Tobi Rosswog. „Da wollen wir hin, das wollen wir erreichen. Und alle bisherigen Feedbacks haben uns gezeigt, dass die Diskussion über den öffentlichen Raum, der ja allen gehört, längst überfällig ist.“

Verein Amsel 44 bringt Parking Day nach Wolfsburg

Elke Braun unterstreicht mit Blick auf den Nordkopf, dass der Individualverkehr schon lange dort hinaus müsste. Was leider immer wieder gescheitert sei. Geschäfte würden auf Parkplätze vor der Tür pochen. „Genau das wollen wir hier aber verdeutlichen: Es geht um Laufkundschaft im Wortsinn“, sagt Aktivist Rosswog. „Das nächste Parkhaus ist doch nicht weit entfernt.“

Amsel 44 ist die Keimzelle, die jetzt den Aktionstag nach Wolfsburg holt. Dahinter verbirgt sich eine Initiative die unter anderem gegen den Weiterbau der A 39 ist, das Trinity-Werk als „Scheinlösung“ ablehnt und erklärt, dass das Recht auf Mobilität nicht mit dem Recht auf Führerschein und Auto verwechselt werden dürfe.

Der Park(ing) Day wiederum ist ein seit 2005 international jährlich begangener Aktionstag zur Re-Urbanisierung von Innenstädten. Üblicherweise am dritten Freitag des Septembers werden Parkplätze im öffentlichen Straßenraum kurzfristig umgewidmet und einer anderen Nutzung zugeführt, etwa als grüne Oase, als Gastrofläche, Leseecke, als Radabstellfläche und dergleichen. 2009 wurde beispielsweise der Times Square, größter Verkehrsknoten in New York City, zunächst temporär und später dauerhaft teilweise zur Fußgängerzone umfunktioniert.

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