Düsseldorf. Die Metro will sich von der kriselnden SB-Warenhauskette Real trennen. Für die 34.000 Beschäftigten nimmt damit die Unsicherheit zu.

Die 34.000 Mitarbeiter der SB-Warenhauskette Real kommen nicht zur Ruhe. Gegen ihren erbitterten Widerstand verließ das Unternehmen im Frühjahr zunächst den Flächentarifvertrag. Jetzt will der Mutterkonzern Metro die kriselnde Tochter verkaufen.

Die Informationen, die der MDax-Konzern am Abend veröffentlichte, sind spärlich. Der Vorstand der Metro „hat heute beschlossen, einen Veräußerungsprozess für das Einzelhandelsgeschäft Real und die damit zusammenhängenden Geschäftsaktivitäten zu beginnen“, heißt es darin. Zu möglichen Kaufinteressenten äußert sich Konzernchef Olaf Koch ebenso wenig wie zu der Frage, ob er Real als Ganzes oder zerschlagen in einzelne Standorte abgeben will. Für heute ist eine telefonische Pressekonferenz angesetzt.

Metro feiert Ausstieg aus Tarifvertrag als Erfolg

Die am Abend verbreitete Erklärung liest sich wie ein Werbeprospekt für potenzielle Erwerber. Seit 2015 habe das Real-Management das stationäre Geschäft „revitalisiert“ und den Onlinehandel „systematisch vorangetrieben“, heißt es darin. Das neue Flaggschiff-Konzept, das Real zuerst in Krefeld testete, solle nun auch in Braunschweig und Bielefeld realisiert werden. Teile des hochwertigen Markthallen-Konzepts brächten inzwischen in 19 Märkten bundesweit „spürbare Effekte für Frequenz und damit Umsätze“, schreibt Metro-Chef Koch.

Als Erfolg feiert er auch den neuen Tarifvertrag mit deutlich schlechteren Konditionen. 2000 neue Mitarbeiter seien unter Anwendung dieses Modells bereits eingestellt worden. „Das unterstreicht, dass Real ein attraktiver Arbeitgeber im Lebensmittel-Einzelhandel ist“, so Koch. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche, unabhängige Zukunft sind geschaffen“, erklärt der Metro-Chef.

Auch das Real-Management rührt die Werbetrommel: „Wir sind überzeugt vom Potenzial unseres Unternehmens und seinen Entwicklungsmöglichkeiten. Real verfügt zudem über ein wertvolles Immobilienportfolio“, sagt Co-Chef Henning Gieseke. Nach eigenen Angaben verfügt die SB-Warenhauskette über Immobilien an 65 Standorten.

Konkurrent Kaufland deutlich besser aufgestellt

In der harten Auseinandersetzung um den Verbleib im Flächentarifvertrag hatte die Gewerkschaft Verdi im Frühjahr ein ganz anderes Bild von Real gezeichnet. Zusagen über Investitionen in das Filialnetz würden nicht eingehalten. Zudem mahnte Verdi immer wieder ein Zukunftskonzept an, wie sich Real gegen die wachsende Macht des Online-Handels wappnen wolle. Der Konkurrent Kaufland, der zur Lidl-Schwarz-Gruppe gehört, sei im Vergleich deutlich besser aufgestellt, so Gewerkschaftskreise.

Erst im Sommer des vergangenen Jahres hatte sich die Metro AG in ein Lebensmittelunternehmen mit den Großmärkten und Real sowie der Ceconomy AG mit den Elektronikketten Media Markt und Saturn aufgespalten. Konzernchef Koch wollte das Unternehmen auf diese Weise schlagkräftiger und interessanter für Investoren machen.

Metro-Aktie verlor an Wert

Doch die Finanzmärkte belohnten die Aufspaltung nicht. Der Wert der Metro-Aktie hatte sich binnen eines Jahres zeitweise halbiert. Im August gab der Hauptaktionär, das Duisburger Familienunternehmen Haniel, bekannt, dass es sich von seinen Metro-Anteilen trennen werde. Nun soll auch Real den Eigentümer wechseln. Metro-Chef Koch will sich ganz auf seine Großmärkte konzentrieren.

Dieser Text ist zuerst auf waz.de erschienen.