Gifhorn. Serie „Kinder in Bewegung“ – Schwimmen: Die Sparte des MTV Gifhorn versteht sich als Mannschaft – und versucht den Nachwuchs gezielt zu fördern.
Die Jugendarbeit als großer Antrieb der gesamten Abteilung: So in etwa lässt sich das Schwimmen beim MTV Gifhorn in Kürze zusammenfassen. Für die in der Gifhorner Allerwelle trainierenden Sportler stehen dabei Spaß und Zusammenhalt im Vordergrund – und eine individuelle Förderung zeichnet die MTV-Abteilung aus.
Leistung? Ja. Druck? Nein.
Ein Blick auf die Zahlen allein genügt, um zu verdeutlichen, wie wichtig der Nachwuchs für die Schwimmabteilung ist: Nach aktuellen Zahlen des Kreissportbundes Gifhorn sind 160 von 215 MTV-Schwimmern unter 18 Jahre, 131 sind sogar noch zwischen 0 und 14 Jahre alt. „Wir legen großen Wert auf die Jugendarbeit“, betont Til Dörel, der Abteilungsleiter. „Deswegen sind wir auch eine der größten Abteilungen im MTV Gifhorn.“
Und die MTV-Schwimmer können auf eine große Geschichte zurückblicken: Über die Jahre sprangen etliche Titel von den Bezirks- bis zu den Deutschen Meisterschaften heraus. Auch heute können sich immer wieder MTV-Schwimmer bei Wettkämpfen weit vorne platzieren, wie zuletzt den Landesmeisterschaften der Masters in Goslar.
Doch Leistung steht nicht im Vordergrund – es geht vor allem darum, Spaß am Schwimmen zu haben und diesen an den Nachwuchs zu vermitteln. „Druck hat bei uns keiner“, meint Dörel. Ambitioniertere Schwimmer können zwar auch in der Leistungsgruppe trainieren und regelmäßig bei Wettkämpfen starten – „sich mit anderen zu messen motiviert ja auch dazu, sich selbst zu steigern.“ Aber die Freude am Sport hat stets Priorität. Und diesbezüglich steht die Sparte eng zusammen. „Bei uns dreht sich nicht alles um die erfolgreichen Teams. Die ganze Sparte ist wie eine große Mannschaft und hält zusammen“, so Til Dörel.
Förderung – individuell abgestimmt
Bei den jüngsten Schwimmern im Grundschulalter spielen Meisterschaften und Co. sowieso noch keine große Rolle. „Erstmal geht es darum, die grundlegenden Techniken zu vermitteln“, meint der MTV-Abteilungsleiter. Es stehen also Brust- und Rückenschwimmen sowie Kraulen auf dem Plan für die Nachwuchsschwimmer. Mit Schwimmbrettern und ähnlichen Hilfsmitteln werden gezielt einzelne Aspekte einer Schwimmtechnik trainiert.
Wie weit die Schwimm-Einsteiger jeweils sind, ist nicht maßgeblich. Einzige Voraussetzungen ist das Schwimmabzeichen in Bronze („Freischwimmer“). „Wenn jemand Vorkenntnisse hat, rückt er schnell in eine fortgeschrittenere Gruppe auf“, erklärt Til Dörel. Das Alter spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle – wichtiger ist, dass jeder Nachwuchsschwimmer im Training auch wirklich leistungsgerecht gefördert wird.
Doch Begabung allein reicht nicht aus: „Es gibt auch immer wieder Naturtalente, die super im Wasser liegen. Da müssen andere viel härter arbeiten“, erklärt Dörel, der mit einem Schmunzeln hinzufügt: „Aber gerade diejenigen, die sich alles erarbeiten müssen, sind später erfolgreicher: Sie sind hartes Training gewohnt.“
Auch abseits des Beckens aktiv
Die Sparte ist zudem bemüht, den Nachwuchsschwimmern auch abseits des Beckens ein buntes Programm zu bieten. „Wir sind zum Beispiel jedes Jahr beim Drachenbootrennen am Start“, erzählt der Abteilungsleiter der Gifhorner. Außerdem geht es jährlich ins Trainingslager. „Das ist immer sehr schön. Da geben gerade die jungen Schwimmer auch aufeinander acht“, erzählt Dörel. Wenn beispielsweise ein Kind Probleme damit habe, auswärts zu schlafen, würden das die kleinen Vereinskollegen bemerken – und ihm zur Seite stehen.
Und damit beweist selbst der MTV-Nachwuchs schon, was die Schwimmsparte der Gifhorner auszeichnet: Der Zusammenhalt wie in einer großen Mannschaft. Das dürfte auch der Grund sein, weshalb die Jugendarbeit die Abteilung so antreibt: Wo man zusammenhält, macht es gleich doppelt Spaß – und das gilt für Kinder wie Trainer gleichermaßen.
Training, das Leben retten kann
Das Schwimmen nimmt unter den Sportarten eine besondere Rolle ein. Denn es ist nicht nur eine sehr gesunde Bewegungsform – es kann zugleich auch lebensrettend sein.
So schön die Abkühlung im Wasser im Sommer auch ist, birgt das nasse Element selbst für Erwachsene auch Gefahren: Laut der Deutschen Lebens- und Rettungsgesellschaft (DLRG) ertranken allein im Jahr 2018 in der Bundesrepublik 504 Menschen. Speziell an unbeaufsichtigten Badestellen wie Seen und Flüssen kommt es oft zu Badeunfällen – auch aufgrund von zu hoher Risikobereitschaft oder Selbstüberschätzung.
Eine solide Schwimmausbildung kann dem entgegenwirken und Unfälle verhindern. „Jeder sollte sich im Wasser sicher bewegen können – auch, um in Gefahrensituationen ruhig zu bleiben“, betont daher Til Dörel, der die Schwimmabteilung beim MTV Gifhorn leitet.
Und auch die rein sportlichen Aspekte betreffend, ist das Schwimmen eine Disziplin, aus der Kinder viel Positives ziehen können. Angefangen beim ganzheitlichen Training: „Das Schwimmen spricht quasi alle Muskelgruppen an“, bestätigt Dörel. Schließlich kommt die Kraft sowohl aus den Armen als auch aus den Beinen.
Gerade im Verein wird dabei ein besonderes Augenmerk auf die korrekte Ausführung der jeweiligen Schwimmtechniken gelegt – es soll ja möglichst stromlinienförmig durchs Wasser gehen. Das verbessert bei den Nachwuchsschwimmern zugleich das Gefühl für den eigenen Körper. Denn egal, ob Brust, Rücken, Schmetterling oder Kraulen: Jede einzelne Phase im Bewegungsablauf wird genauestens beobachtet und verbessert. So entsteht ein sehr bewusstes Bild davon, wo genau im Raum die Hand sich gerade befindet und in welchem Winkel sie zum Körper steht.
Das Schwimmen ist aber nicht nur ein gutes Training für den Körper – sondern auch ein schonendes. „Bei uns gibt es praktisch keine Verletzungen“, meint Til Dörel – schließlich gibt es keine harten Kontakte bei Zweikämpfen oder Ähnlichem, und was Wasser dämpft ohnehin die Bewegungen, was gelenkschonend wirkt. Eigentlich könne nur eine falsche Technik oder eine viel zu lange und hohe Belastung zu Verletzungen führen, so Dörel – damit genau das nicht passiert, sind die Trainer im Verein da.
Zu guter Letzt ist das Schwimmen zwar im Becken ein Einzelsport: „Aber wir verstehen uns trotzdem als eine Mannschaft“, meint Dörel. Teamwork gehört also auch zum Schwimmen dazu – und die Kinder lernen so diese wichtige Sozialkompetenz.