Groß Schwülper. Serie „Kinder in Bewegung“ – Tennis: Beim TC Schwülper hat die Nachwuchsförderung jüngst einen immensen Schub erhalten.
Klar, die Zeiten des Tennis-Booms der 90er-Jahre in Deutschland sind vorbei – eine Ära, in der Boris Becker und Steffi Graf als Zugpferde für den „weißen Sport“ dienten und zahlreiche Kinder und Jugendliche zu Schläger und Filzball griffen ließen. Seit einiger Zeit geht es beim Tennis-Club (TC) Schwülper jedoch in der Jugendarbeit wieder bergauf. Zehn Nachwuchsteams hatte der Verein für die gerade abgelaufene Sommer-Serie gemeldet, so viele wie nie zuvor. Und diese Entwicklung hat viel mit einer Person zu tun.
Im April 2018 gewann der Verein Duško Djuranovic, einen selbstständig tätigen Clubtrainer, für sich. Seitdem er sich gemeinsam mit Helmut Rüdisser um die jungen Tennis-Talente kümmert, „hat sich schon sehr viel bewegt“, berichtet TC-Jugendwartin Nadine Danilovic. Um etwa 100 Kinder und Jugendliche kümmern sich die Trainer regelmäßig, versuchen ihnen die Grundlagen des Spiels, die richtige Technik und die nötige Einstellung zu vermitteln.
Kampfgeist, fairer Umgang und Spaß
Keine einfache Aufgabe, angesichts des breiten Alters- und Leistungsspektrums der Nachwuchsgruppen beim TC. Aber: „Er schafft es einfach, die Kinder zu motivieren und auf seine nette Art das Beste aus ihnen herauszuholen“, lobt die Jugendwartin die Arbeitsweise von Djuranovic. Und Nadine Danilovic, die seit einem Jahr ihr Amt beim TC ausfüllt, kann dies gut beurteilen, denn sie spielte früher selbst hochklassig Tennis, versuchte es nach dem Abitur sogar einige Monate als Profi.
Die persönliche Philosophie des Trainers basiert darauf, den Jungen und Mädchen zunächst den im Tennis nötigen Kampfgeist zu vermitteln, dabei aber nie den fairen Umgang untereinander zu vernachlässigen. Darauf legt Djuranovic großen Wert. Und natürlich, so der im heutigen Bosnien geborene Trainer weiter, werde der Faktor Spaß groß geschrieben.
Mentaler Aspekt ist wichtig
Djuranovic bringt den Kindern allerdings nicht nur bei, wie sie zum Ball zu stehen oder den Schläger zu halten haben. „Ich spreche auch viel mit ihnen, weil der mentale Aspekt im Tennis von großer Bedeutung ist“, erläutert er und nennt ein Beispiel: „Bei Punktspielen ist es mir wichtig, dass sie immer mit Ehrgeiz dabei sind, aber auch wissen, dass eine Niederlage kein Problem ist und sie in solchen Momenten nicht allein sind.“
Und seine Art, all das zu vermitteln, kommt hervorragend an: Am besten lässt sich die positive Entwicklung an der Beteiligung am Match-Training ablesen, das der Verein seit rund einem Jahr zusätzlich zu den zwei bis drei regulären Trainingseinheiten pro Woche anbietet. Danilovic: „Als wir im Oktober 2018 mit dem Match-Training angefangen haben, waren vier, fünf Kinder dabei. Inzwischen kommen am Samstagmorgen regelmäßig bis zu 20 Kinder“ auf die schöne vereinseigene Anlage am Sandweg in Groß Schwülper. Diese umfasst neben sieben Sandplätzen auch vier Plätze in der Halle. „Das ist natürlich ebenfalls ein großer Vorteil unseres Vereins“, merkt die Jugendwartin an.
Durchgehende Förderung beim TC
Die guten Bedingungen tragen dazu bei, dass die Kids beim TC über viele Jahre begleitet und gefördert werden können – das derzeit jüngste Mitglied der Trainingsgruppe ist gerade vier Jahre jung. Gestaffelt nach Alter werden dann verschiedene Varianten trainiert: vom Kleinfeld (bis 8 Jahre) über Midcourt (9 und 10 Jahre) und das sogenannte Grünpunkt mit speziellen, druckreduzierten Bällen (11 und 12 Jahre) bis hin zum Großfeld (ab 13 Jahre), wie es sicherlich die meisten kennen.
In diesen Altersklassen kann der Tennis-Nachwuchs auch an Punktspielrunden teilnehmen. Sechs der TC-Jugendteams schafften in der Sommer-Serie sogar den Einzug in die Endrunde der Regionsliga. „Und einige Jungs und Mädchen nehmen außerdem noch an Turnieren teil“, berichtet Danilovic.
Das alles zeigt, dass sich mit der richtigen Anleitung und einer Portion Empathie auch ein – in der öffentlichen Wahrnehmung – etwas in den Hintergrund geratener Sport bei Kindern und Jugendlichen großer Beliebtheit erfreuen kann.
„Es ist wie Schach mit einem Schläger“
„Tennis ist öde, du musst doch immer nur einen Ball über das Netz schlagen.“ Diesen Satz habe ich während meiner Jugendzeit zu hören bekommen, als ich einem Freund erklärte, dass ich nun Tennis in einem Verein spiele. Für den Außenstehenden ist womöglich wirklich nicht auf den ersten Blick zu erkennen, was die Sportart den Aktiven so alles abverlangt – und was sie ihnen bringt...
Für Duško Djuranovic, Trainer beim TC Schwülper, ist Tennis weit mehr als nur ein Ball, ein Schläger, ein Netz und ein Feld – „es ist mein Leben“, sagt er. Der Sport war für den im ehemaligen Jugoslawien aufgewachsenen Djuranovic ein Ausweg, um seiner vom Bürgerkrieg zerrütteten Heimat zu entkommen – erst als aktiver Spieler, später dann als Trainer. Und seine Erfahrungen haben ihm gelehrt: „Vieles, was man im Tennis benötigt, hilft einem auch im normalen Leben“, betont er. „Es ist ein Sport für den Körper und die Seele“.
Training für den ganzen Körper
Ein Teil ist offensichtlich: Tennis stärkt den Körper. Es ist ein laufintensiver Sport, der Kondition erfordert beziehungsweise diese fördert. Bei den Schlägen werden nicht nur die Arme beansprucht, sondern der gesamte Körper. Ferner werden die motorischen Fähigkeiten und komplexe Abläufe geschult, angefangen beim simplen Greifen des Schlägers über die richtige Stellung zum Ball bis zur Schlagbewegung.
Auf Sandplätzen kommt hinzu, dass die Spieler des Öfteren rutschen – auch das erfordert eine gute Koordination, Gleichgewichtssinn und Beweglichkeit. Trainiert werden natürlich auch das Ballgefühl bei den unterschiedlichen Schlagvarianten sowie das räumliche Denken – schließlich will man den Ball ja so präzise wie möglich im Feld des Gegners unterbringen. Und nicht zuletzt wird beim Tennis die Hand-Auge-Koordination gefördert.
Was zunächst nicht so offensichtlich ist, ist der mentale Aspekt. Djuranovic setzt bei der Einstellung der Spielerinnen und Spieler an: Sie müssten bereit sein, alles zu geben und Kampfgeist zu zeigen – in einzelnen Ballwechseln, aber auch, wenn es in einem Training oder Match generell mal nicht gut läuft. Wie geht man mit Drucksituationen, mit Misserfolg um? Wie behält man einen klaren Kopf, wenn man mit dem eigenen Spiel hadert? Anhand solcher Momente könne man wachsen, als Spieler und als Mensch, sagt Djuranovic, der hier insbesondere auch den Aspekt Konzentration einbezieht: „Viele Kinder, die durch Tennis gelernt haben, sich zu fokussieren, waren anschließend auch konzentrierter in der Schule“, berichtet er. Hinzu kommt, dass Tennis auch eine sehr taktisch geprägte Sportart ist. Djuranovic umschreibt es so: „Es ist wie Schach mit einem Schläger.“
Ein Einzelsport – in der Gruppe
Großen Wert legt der Trainer vom TC Schwülper außerdem auf die soziale Komponente: „Tennis ist zwar eine Einzelsportart, aber im Training und auch bei den Spielen sehen wir uns immer als eine Gruppe. Die Kinder helfen und pushen sich gegenseitig, sie sollen aber auch wissen, dass sie nicht alleine sind, wenn es bei ihnen gerade mal nicht so läuft oder sie ein Match verloren haben.“