Isenbüttel. Serie „Kinder in Bewegung“ – Kampfsport: Saubere Technik, Fitness und Disziplin – Karate und Co. fördern den Nachwuchs auf vielfache Weise.

Sie zählen – wie selbstverständlich – auf Japanisch. Sie beherrschen, was sie tun. Und trainieren dennoch fleißig. Die Rede ist von den Sportlern der Karate-Leistungsgruppe des MTV Isenbüttel.

Ein Training beim MTV läuft immer ähnlich ab. „Beim Karate gibt es drei Basiselemente“, erklärt Trainerin Steffi Römer. Das erste, so sagt sie, sei die „Grundschule. Das heißt Kihon auf Japanisch“. Das ist einer dieser Begriffe in der Fremdsprache. Was sich dahinter verbirgt, ist denkbar einfach. „Man übt dabei Technik für Technik“, erklärt Römer.

Karate beim MTV Isenbüttel

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    Die Teilnehmer der Gruppe demonstrieren während ihres Trainings, wie die anspruchsvollen Übungen aussehen. Sie stellen sich in zwei Reihen auf, verbeugen sich und gehen schrittweise nach vorne. Abwechselnd recken die Karateka erst die linke, dann die rechte Faust nach vorne. Ihre Körper bewegen sie schrittweise nach vorne. Steffi Römer zählt – wie könnte es anders sein – auf Japanisch den Takt vor.

    Das zweite Element ist das Kumite. Die Karateka zeigen dieses Element in einer Partnerübung. „Im Grunde genommen ist das nur das, was wir vorher im Kihon geübt haben“, verdeutlicht Römer. Ein Faustschlag simuliert einen Angriff. Römers Schüler müssen den Schlag abwehren.

    Sind die Kämpfer etwas fortgeschrittener, kommt das Randori („Das ist dann schon richtiges Kämpfen“) hinzu. Hier sei dann nicht mehr abgesprochen, welche Bewegungen ausgeführt werden.

    Die sogenannten Katas sind das dritte Element. „Sie wurden von den alten Meistern in Japan entwickelt. Dort ist vorgeschrieben, was wann kommt“, sagt die Trainerin. Kinder müssten die Abfolgen auswendig lernen und sie müssen technisch „mit dem richtigen Timing und in der richtigen Reihenfolge ausgeführt werden“.

    Zwei der Karateka beim MTV Isenbüttel sind Mick Wilhelm und Arved Janz. Wilhelm gehört mit seinen acht Jahren zu den Jüngsten. „Mein Vater hat auch lange Karate gemacht und mich dafür begeistert“, berichtet der Nachwuchssportler. „Es ist schön, in der Gruppe zu trainieren“, fügt er hinzu. Arved Janz ist 12 und seit sieben Jahren dabei. „Mir hat Karate von Beginn an Spaß gemacht. Deshalb bin ich geblieben“, betont Janz, der hat auch schon an Wettkämpfen teilgenommen hat.

    Warum eigentlich Kampfsport? So profitieren Kinder von Karate, Boxen und Co.

    Kampfsport, „das ist irgendwie cool“, sagt Steffi Römer über ihren Sport. Die Karate-Trainerin des MTV Isenbüttel betreibt die japanische Kampfkunst leidenschaftlich und trägt den schwarzen Gürtel.

    „Karate ist ein toller Ganzkörpersport“, meint Römer. Man trainiere „wirklich alles“, die Bewegungen seien nicht nur auf eine Körperpartie beschränkt. „Man kann nach jedem Training an einer anderen Stelle Muskelkater haben“, sagt sie lachend. Das sei aber nur die sportliche Perspektive.

    „Wir versuchen, den Kindern auch natürliche Disziplin beizubringen“, erklärt Römer. Im Training bauen Kampfsportler immer wieder Elemente wie Respekt Erwachsenen und Gegnern gegenüber ins Training ein. „Das hat heute noch viel mehr Relevanz als früher“, findet die Karate-Trainerin. Das gebe es natürlich nicht nur beim Karate, sondern auch bei anderen Sportarten, weiß Römer.

    So wie beim Boxen. Vitali Boot war zu seiner aktiven Zeit einer der besten deutschen Amateur-Boxer und trainiert nun den Nachwuchs beim BC Gifhorn. „Bei uns wird Disziplin und Ehrgeiz gelehrt“, sagt Boot. Außerdem wird „Charakterstärke“ gefördert.

    Beim MTV Isenbüttel legen die Trainer Wert auf Elemente außerhalb des Trainings. „Wir achten zum Beispiel darauf, dass Kinder saubere Füße haben und auch die Anzüge richtig sitzen. Außerdem ist uns wichtig, dass sich unsere Karateka konzentrieren.“ Daher stehen Begrüßungsübungen bei jedem Training auf dem Plan.

    Karate – und Kampfsport im Allgemeinen – funktioniert nur im Team. Und das, „obwohl es eine Individualsportart ist“, berichtet die Sportlerin des MTV Isenbüttel. „Unsere Trainingsgruppe agiert hervorragend zusammen und nimmt auch neue Kinder problemlos auf“, freut sich Römer. Vitali Boot sagt: „Wir sind eine Boxfamilie und haben unsere Erfolge nur als Team geschafft.“

    Kampfsportler müssen immer wieder Körperkontakt zu anderen Menschen aufbauen. „Was das mit den Kinder macht, ist ganz, ganz toll“, meint Steffi Römer.

    Kinder und Anfänger verbuchen bei Kampfsportarten schnelle Erfolge. Vor allem die asiatischen Varianten, die im Landkreis Gifhorn dominieren, sind dafür prädestiniert. Der Grund: die Gürtelprüfungen. Sie seien für den breitensportlichen Bereich gut geeignet. „Die Kinder haben immer ein Ziel vor Augen“, berichtet Isenbüttels Karate-Trainerin. Bei den Prüfungen gehe es darum, möglichst viele Techniken zu erlernen. „Es gibt ein festgeschriebenes Prüfungs-Programm mit lizenzierten Prüfern. „Durch diese Gürtelprüfungen ist Karate mit Erfolgen verbunden“, nennt Römer die Vorteile dieser Kampfsport-Variante. Deutlich härter geht es beim Boxen zu. Dennoch empfiehlt Vitali Boot „seine“ Sportart weiter. Zumal Boxen Eltern und Kinder miteinander verbindet. „Stehen die Eltern hinter ihren Kindern, dann sind diese im Boxen erfolgreicher“, meint er.

    Kampfsport eigne sich für alle Charaktere und Kinder. „Ich habe schon viele Kinder trainiert. Egal, ob sie Stress abbauen mussten, in-trovertiert waren oder solche, bei denen Physiotherapeuten sogar von Kampfsportarten abgeraten haben“, unterstreicht Römer.

    Kampfsport im Kreis

    Insgesamt bieten im Landkreis Gifhorn elf Vereine Kampfsport in verschiedenen Varianten an: Karate, Judo, Ju-Jutsu, Taekwondo und Boxen. Dabei dominieren zahlenmäßig die Judoka mit 426 Kampfsportlern. 197 Sportler praktizieren Karate, 144 Ju-Jutsu, Taekwondo und Boxen sind zahlenmäßig deutlich in der Minderheit und werden jeweils von nur einem Verein im Landkreis angeboten.

    Karate
    Sportvereine mit Karate-Abteilungen sind der 1. Bromer GS (25 Mitglieder), BudoSC Asia Gifhorn (68), MTV Isenbüttel (96), SV Leiferde (8).

    Judo
    Die meisten Kampfsportler im Landkreis haben sich dem Judo verschrieben. Folgende Vereine bieten Judo an: SV Dannenbüttel (36), MTV Gifhorn (66), SV Gifhorn (15), SV Hankensbüttel (26), MTV Isenbüttel (91), SV Leiferde (71), TSV Meine (41), SV Meinersen (48), SV Gr. Oesingen (14), VfL Ummern (18).

    Ju-Jutsu
    Ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Kampfsportler praktiziert diese Mischung aus Judo, Karate und Aikido. Diese Vereine bieten Ju-Jutsu an: SV Gifhorn (46), VfL Knesebeck (56), SG Lagesbüttel (15), TSV Meine (13), TuS Neudorf-Platendorf (14).

    Taekwondo
    Die einzige Taekwondo-Abteilung im Landkreis stellt die SV Gifhorn. 44 Mitglieder gehen dieser Kampfsport-Variante nach.

    Boxen
    Der Box-Club Gifhorn brachte bereits zahlreiche deutsche Meister hervor, zu seiner sportlich erfolgreichsten Zeit war Gifhorn sogar Olympia-Stützpunkt. Aktuell zählt der Club, der sein Trainingszentrum in der Gifhorner Boxmühle betreibt, 125 Mitglieder.