Beim 31:23 gegen Weißrussland zeigen sich die deutschen Handballer zum EM-Hauptrundenauftakt verbessert. Nächster Gegner: Kroatien.

"Dream. Win. Remember.“ So lautet das Motto der Europameisterschaft, das die deutschen Handballer noch ein wenig länger verinnerlichen können. Sie können weiter von der Halbfinalteilnahme träumen (Dream) nach dem 31:23- (18:11)-Sieg (Win) gegen Weißrussland im ersten Hauptrundenspiel, und sie werden sich an die Leistungen aus dieser Partie wohl noch positiv erinnern (Remember), wenn sie im weiteren Hauptrundenverlauf auf Kroatien am Samstag (ZDF), Österreich am Montag (ARD) und schließlich Tschechien am Mittwoch (ZDF/alle 20.30 Uhr) treffen werden.

Das Team von Bundestrainer Christian Prokop hatte gehofft, dass nach dem Umzug vom norwegischen Trondheim nach Österreich alles anders wird. Und ja, die deutschen Handballer erlebten in der Wiener Stadthalle eine ganz andere Atmosphäre, das Plus an deutschen Fans im Vergleich zur Vorrunde machte sich atmosphärisch sofort bemerkbar.

Duell zweier Trainergenerationen

Auch die deutsche Mannschaft selbst trat anders auf. Die Körpersprache war eine andere, auf den Gesichtern zeichnete sich Entschlossenheit ab. „Wir haben in allen Mannschaftsteilen eine deutliche Leistungssteigerung erreicht“, sagte Prokop nach dem Spiel.

Auch interessant

Deutschland gegen Weißrussland – das war auch das Duell zweier Trainergenerationen. Der noch recht junge Christian Prokop (41) an der deutschen Bank, an der weißrussischen die Trainerlegende Juri Schewzow (60). Es war auch das Duell zweier Mannschaften, die unter unterschiedlichen Vorzeichen nach Wien gekommen waren. Hier ein nach der durchwachsenen Vorrunde verunsichertes deutsches Team, dort ein euphorisches weißrussisches, dem die beste Platzierung seiner EM-Geschichte winkt. Grundverschiedene Voraussetzungen, und doch war sich Rückraumspieler Julius Kühn vor dem Anwurf sicher: „Wir sind von der individuellen Qualität deutlich besser.“

Golla rückt neu ins deutsche Team

Bundestrainer Prokop hatte nach dem finalen Vorrundenzittersieg gegen Lettland (28:27) dennoch Bedenken und so nahm er vor der Partie am späten Donnerstagabend eine Änderung vor. Er berief Johannes Golla in den 16-köpfigen Kader. Der Kreisläufer von der SG Flensburg ersetzte den Mindener Rückraumspieler Marian Michalczik. Die Anforderungen an den 22-jährigen Golla waren klar: Er sollte die zuletzt wackelige Defensive stabilisieren, neben Paul Drux den Mittelblock bilden, um die Stamm-Abwehr um Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler immer wieder zu entlasten.

Auch interessant

Dass dies nötig war, machte der Blick auf die weißrussische Offensive deutlich, in der in der Vorrunde vor allem Kreisläufer Artem Karalek herausgestochen hatte, der Teamkollege von Deutschlands Torhüter Andreas Wolff beim polnischen Spitzenklub Vive Kielce. Karalek hatte vor dem Aufeinandertreffen mit Deutschland bereits 19 Treffer erzielt.

Auch Torhüter Wolff steigert sich

Diesmal hielt ihn die deutsche Abwehr aber in Schach, am Ende sollte Karalek nur drei Tore erzielt haben. Auf der anderen Seite schlug der Ball dafür weitaus häufiger ein. Denn mit der stabileren Defensive kam es nun auch zu zahlreichen Tempogegenstößen, von denen nicht nur der pfeilschnelle Rechtsaußen Timo Kastening profitierte, sondern auch Abwehr-Schlaks Pekeler, der nach dem 4:2 auch das 5:2 erzielte. In der Vorrunde waren Konter noch Mangelware gewesen. Auch Andreas Wolff zeigte zwar noch keine überragende Leistung, aber immerhin eine deutliche Steigerung im deutschen Tor. Prokop ballte an der Seitenlinie immer wieder begeistert die Hand zur Faust, wenige Meter daneben gestikulierte Schewzow erzürnt.

Auch interessant

Manchmal sah es seiner Meinung nach wirklich zu einfach aus. Wenn Uwe Gensheimer auf einmal statt von der linken Außenseite durch die Mitte marschierte und traf. Wenn Paul Drux und Philipp Weber sich durch die Abwehrlücken tankten und wenn Julius Kühn einen seiner gefürchteten Distanzwürfe in die Maschen pfefferte. So ging es in der ersten Halbzeit, so lief es in den zweiten 30 Minuten. Es war ein Start-Ziel-Sieg.

Trotz des Erfolgs haben sich die deutschen Handballer eine nüchterne Sichtweise verordnet. Fabian Böhm hatte schon vor dem Hauptrundenstart betont: „Es bringt nichts, jetzt schon vom Halbfinale in Schweden zu träumen. Wir müssen jetzt erst einmal nacheinander jedes Spiel gewinnen.“