Essen. Reinhard Grindel hat am Dienstag in einer persönlichen Erklärung seinen Rücktritt als DFB-Präsident verkündet.

DFB-Präsident Reinhard Grindel ist nach einer Serie von Fehltritten zurückgetreten. Der Verbandschef bestätigte am Dienstag seinen sofortigen Rückzug, nachdem er in den vergangenen Tagen durch Enthüllungen über fragwürdige Zusatzeinkünfte und die Annahme einer teuren Uhr unter Druck geraten war. Zuvor hatten "Bild"-Zeitung und "ZDF" über den Abschied des 57-Jährigen berichtet.

Zusatzeinkünfte über 78.000 Euro

Grindel war seit Freitag stark unter Druck geraten, nachdem der Spiegel berichtet hatte, dass der 57-Jährige als Aufsichtsrats-Vorsitzender einer DFB-Tochterfirma in 13 Monaten 78.000 Euro kassiert hatte – obwohl ihm der DFB pro Monat 7200 Euro Aufwandsentschädigung und dazu noch einmal 7200 Euro Verdienstausfall zahlte. Das war in den Augen der Kritiker einerseits instinktlos, andererseits wohl auch ein Satzungsverstoß: Das Geld für das Aufsichtsratsmandat hätte laut Satzung des Verbands mit dem Verdienstausfall verrechnet werden müssen.

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Am Montagabend enthüllten dann Bild und Spiegel, dass sich Grindel vor anderthalb Jahren eine Luxus-Uhr hatte schenken lassen, die angeblich einen niedrigen fünfstelligen Wert hatte – und zwar von einem ukrainischen Fußball-Oligarchen. Grindel bestätigte dies am Dienstag in seiner Rücktrittserklärung und bezifferte den Wert der Uhr auf 6000 Euro. "Für mich war das ein reines Privatgeschenk. Es war ein Gebot der Höflichkeit, dieses Geschenk anzunehmen", sagte Grindel. Es habe aus seiner Sicht kein Interessenkonflikt bestanden.

Spätestens mit diesem Bericht war in den Augen der Kritiker klar, dass nicht viel übrig übrig war vom Transparenzversprechen, mit dem Grindel 2016 nach der Affäre um dubiose Zahlungen im Rahmen der WM 2006 sein Amt angetreten hatte.

Unterstützer rücken von Grindel ab

Unter den Vertretern des Profi-Lagers hatte der ehemalige DFB-Schatzmeister und CDU-Bundestagsabgeordnete schon bei Amtsantritt wenig Rückhalt besessen, nun rückten auch im Lager der Amateure immer mehr einstige Unterstützer von ihm ab. Denn Grindels öffentliches und internes Ansehen hatte schon zuvor gelitten, durch seinen Schlingerkurs in der Özil-Affäre, die schleppende Aufarbeitung des WM-Desasters und zuletzt durch sein Verhalten rund um die Ausbootung der Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng: Erst kritisierte er, dass Löw seine Entscheidung öffentlich besser hätte erklären müssen, dann wollte er das gar nicht so gemeint haben.

Am Ende waren es dann einfach zu viele Fettnäpfchen. Ein Präsident soll planmäßig ohnehin am 27. September gewählt werden, bisher wollte Grindel für eine weitere Amtszeit antreten. Einen Nachfolgekandidaten gibt es noch nicht. Bis zu den Neuwahlen werden die beiden DFB-Vizepräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch den Verband kommissarisch führen.