München. 37, 38, 39: Beim furiosen Meisterball der Bayern kommt Weltfußballer Robert Lewandowski einer Tormarke nahe, die jahrzehntelang unerreichbar schien. Jetzt heißt es: “Ruhig bleiben.“

Jetzt wackelt die historische 40 richtig. Robert Lewandowski hätte den scheinbar ewigen Bundesliga-Torrekord von "Bomber" Gerd Müller schon bei Bayern Münchens 6:0-Schützenfest gegen Borussia Mönchengladbach egalisieren oder sogar übertreffen können.

Aber der 32 Jahre alte Pole begnügte sich mit seinen Saisontoren 37, 38 und 39. Und zwei Spiele in Freiburg und gegen Augsburg hat der Weltfußballer ja noch Zeit, um Fußball-Geschichte zu schreiben. Wie es funktionieren soll, weiß Lewandowski ziemlich genau: "Es hilft nicht, wenn du es zur sehr willst. Du musst ruhig bleiben."

Am Meistertag der Bayern trumpfte Lewandowski mal wieder groß auf. Dreimal konnte er jubeln: Nach einem frühen Tor in Minute zwei, einem spektakulären Seitfallzieher zum 3:0 sowie dem cool verwandelten Handelfmeter zum 5:0. "39 Treffer sind schon sensationell", sagte Trainer Hansi Flick, der weiß, wie "heiß" Lewandowski auf den Rekord ist, den der heute 75 Jahre alte Müller vor 49 Jahren aufstellte.

Wer oder was soll Lewandowski aufhalten? Die letzten zwei Gegner? Wohl eher eine weitere Verletzung. Oder das verflixte Corona-Virus, das immer noch überall lauert. Oder eine Gelb-Sperre? Bei vier Verwarnungen steht der Münchner Angreifer. "Da muss er in Freiburg schon vorsichtig sein", mahnte Flick.

Auf seine Teamkollegen kann der Rekordjäger jedenfalls absolut zählen. Das war gegen Gladbach zu sehen. Die "Geschichte mit Lewy" will nicht nur Thomas Müller unbedingt zum Happy-End führen: "Wenn er die Dinger so reinmacht, die wir ihm auflegen, dann wird es klappen."

Nicht nur Müller hatte bei fast jedem Angriff stets ein Auge für den Bayern-"Bomber" der Gegenwart. Aber nicht jeder Schuss, nicht jeder Kopfball fand den Weg ins Tor. "Man hat gesehen, wie die Mannschaft ihn unterstützt", sagte Flick zur Alle-für-Lewy-Mission.

Früher war Lewandowski auf dem Platz ein Tor-Egoist. Mit Arjen Robben stritt er schon mal auf dem Platz wie kleine Kinder um einen Elfmeter. Vergessen. Vorbei. Am Samstag legte er Kingsley Coman großzügig das 4:0 auf. "Ich kann dankbar dafür sein, dass ich so viele Vorlagen von meinen Kollegen bekomme", sagte der Teamplayer Lewandowski. 275 Tore hat er in 348 Bundesligaspielen erzielt. 201 davon bejubelte der frühere Dortmunder in 217 Partien im Trikot des FC Bayern. Er ist würdig, die Bayern-Legende Müller, den alle nur den "Bomber" nennen und nannten, zu übertreffen.

"Robert ist in einer grandiosen Form. Er will es unbedingt", sagte Welttorhüter Manuel Neuer. Müllers "Rekord für die Ewigkeit", wie Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge sagte, wackelt mehr denn je. Und das, obwohl Lewandowski im April gleich vier Spiele wegen einer Knieverletzung verpasste. Für Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß gilt, was er jüngst im dpa-Interview sagte: "Wenn es Robert schafft, dann wäre er verdient der Torschützenkönig aller Torschützenkönige."

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