Ein halbes Jahr, nachdem Eltern aus Lesse und Lichtenberg mit einer Unterschriftensammlung bei der Stadt eine verlässliche Mittags- und Nachmittagsbetreuung für die Grundschulkinder an beiden Orten eingefordert haben, ist am Mittwoch der Verein „Chillies“ aus der Taufe gehoben worden. Er soll künftig im Kinder- und Jugendtreff „Chillhouse“ in Lichtenberg verlässlich das anbieten, was im Sommer 2021 überraschend eingestellt wurde.
Lange Vorbereitung
Damit fanden zahlreiche organisatorische und konzeptionelle Treffen der Eltern ihren vorläufigen Abschluss. 19 Kinder sind bereits ab Sommer, vier weitere 2024 für die außerschulische Nachmittagsbetreuung angemeldet worden, sagte der Leiter des Fachgebiets Schulverwaltung, Phil Werner. Nur zwei Monate, nachdem rund 50 Mütter und Väter im Schulungsraum der Ortswehr Lesse Interesse an der Vereinsgründung gezeigt und Weichen gestellt hatten für die „Chillies“, ging es diesmal vor knapp 30 Eltern, die sich im Beisein von Schuldezernent Dirk Härdrich und Stadtjugendpflegerin Martina Malak im „Chillhouse“ trafen, um Formalitäten. So war vor allem eine Satzung zu beschließen, die laut Härdrich Mustercharakter auch für künftige ähnliche Betreuungsmodelle in Salzgitter haben soll – und ein Vereinsvorstand musste sich formieren. Ehrgeiziges Ziel sei es, so hatte der Schuldezernent schon im März gemahnt, die Betreuungsfrage bis zum Beginn des neuen Schuljahres zu lösen. Denn erst nach Vereinsgründung können Details wie Mitgliederbeiträge oder Betreuungskosten geklärt werden. Damit wäre ein gewichtiges Problem gelöst: Denn die Stadt kann rechtlich erst dann für die Betreuung einstehen, wenn in Lichtenberg die geplante Ganztagsschule entstanden ist. Doch das dürfte frühestens 2025 der Fall sein. Und nur Ganztagsschulen, die 2026 verpflichtend eingeführt werden können laut Härdrich die Nachmittagsbetreuung selber einrichten. Die Verantwortung liege dann bei der Schule und alle Teilnehmer seien über eine Unfallversicherung abgesichert.
Stadt riet zur Vereinsgründung
Angesichts des erst ab 2026 geltenden Anspruchs auf Ganztagsplätze hatte die Stadt den Lesser Eltern empfohlen, einen eigenen Verein zu gründen und das nötige Personal einzustellen – die Stadt werde sie beraten, Zuschüsse seien möglich. So soll es jetzt auch gehen. Im Vorfeld hatten Schule und Eltern daher ein Modell für bis zu 25 Kinder mit zwei Betreuerinnen samt Fahrdienst in einem Raum des Kinder- und Jugendtreffs „Chillhouse“ in Lichtenberg entwickelt. Das würde die Eltern, die in den Verein eintreten, für fünf Tage von je 5 bis 16 Uhr pro Kind rund 80 Euro im Monat kosten, das Essen wird über eine Umlage finanziert. Um zu verhindern, dass der Verein in Finanznöte gerät, hat der Rat beschlossen, Mittel über jeweils 15.000 Euro für Lesse und Lichtenberg bereitzustellen. Zur Nutzung eines Raums im „Chillhouse“ wird ein Kooperationsvertrag zwischen Stadt und neuem Verein geschlossen.
Der Satzung verschafften die Eltern noch den fehlenden rechtlichen Schliff. Dann stimmte sie ihr genauso einmütig zu wie dem neuen Vorstand. Ihm gehören neben Vorsitzendem Niels Michaelis, Vize Sandra Roubrocks-Schlensog, Schriftführerin Jennifer Würfel, Kassenwartin Daniela Eberle sowie die Beisitzerinnen Maren Betziel, Vanessa Ott und Anna Corvino an.
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