Literaturfest

Gomringer in Salzgitter – komisch, melancholisch, ironisch

| Lesedauer: 2 Minuten
Nora Gomringer und Philipp Scholz präsentieren Sprachmacht mit Musik.

Nora Gomringer und Philipp Scholz präsentieren Sprachmacht mit Musik.

Foto: Judith Kinitz / Veranstalter

Salzgitter.  Gemeinsam mit Philipp Scholz war sie beim „Literaturfest Salzgitter“ zu Gast. Das Programm „Peng, Peng, Peng“ bereitete dem Publikum viel Spaß.

„Peng, Peng, Peng“ – so lautet der Titel von Nora Gomringers Programm, präsentiert im Rahmen des aktuellen „Literaturfests Salzgitter“. Peng, peng, peng – Nora Gomringer schießt. Mit Worten, mit Silben und mit Blicken. Sie schießt scharf, präzise, aber nie bösartig oder tödlich. Das zeigt sie gleich zu Beginn mit ihrem Gedicht „Für Anna“. Das Herz der Freundin wird darin verglichen mit einer Artischocke und „staunend wahrgenommen – ob ihrer Größe“.

Gomringer und ihr musikalischer Taktgeber Philipp Scholz sitzen, coronabedingt, an einem für sie ungewöhnlichen Ort: in der Martin-Luther-Kirche in Salzgitter-Bad, direkt vor dem Altar. Glaubhaft versichert die Künstlerin, sie freue sich, an diesem besonderen Ort auftreten zu dürfen. Fragend, mit Blick nach oben, stellt sie den Gedanken in den großen Raum: Wenn Gott keine Lyrik mag…

Die Sprachmacht wird sichtbar

Auch ihre Prosatexte lassen Gomringers Sprachmacht erkennen. Im „Gang mit Hermelin“ lässt die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin ein Hermelin lebendig werden, das eine überraschte Wanderin anspricht. Die Wanderin ist zwar des Hermelinischen nicht mächtig, aber das Hermelin kann gut, wenn auch leicht lispelnd, Mensch sprechen. Die beiden verstehen sich, am Ende bekommt der Mensch von dem Wildtier noch einen überlebenswichtigen Rat.

Auch durch die von Jazz-Musiker Scholz sparsam, aber äußerst wirkungsvoll eingesetzten Zwischen-Töne entstand ein beeindruckendes Vortragskunststück. Gomringer kann zwar nicht Hermelinisch, aber sie kann Komisch, Melancholisch und Ironisch.

Kommunikation zwischen Mensch und Tier

Nora Gomringer geht es um gelingende Kommunikation. Kommunikation zwischen Mensch und Tier, zwischen Mensch und Mensch, mit ihrem musikalischen Partner auf der improvisierten Bühne wie auch mit dem Publikum. Und sie hält künstlerischen Kontakt mit anderen Dichtern, lebenden wie toten. Außer eigenen Texten las, nein zelebrierte sie Verse aus der Weltliteratur und führte stimmakrobatisch vor, wie zum Beispiel Ernst Jandls Lautgedichte ein Fest für Stimmen- und Sprachfans werden können. Am Ende des Abends in der Martin-Luther-Kirche schien die Antwort klar: Gott mag Lyrik, zumindest, wenn sie von Gomringer und Scholz präsentiert wird.

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