Ärzte kritisieren Politik

Medikamentenengpässe: Wütende Ärzteschaft stellt Forderungen

Ein Mann starker Worte: Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery sieht ein "eklatantes Politikversagen“ bei der Medikamentenversorgung.

Ein Mann starker Worte: Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery sieht ein "eklatantes Politikversagen“ bei der Medikamentenversorgung.

Foto: dpa

Berlin   Ärztefunktionär Montgomery wirft der Politik eklatantes Versagen bei der Arzneimittelversorgung vor. Und macht einen Lösungsvorschlag.

Angesichts bestehender Arzneimittelknappheiten unter anderem für Kinder hat der ehemalige Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, eine EU-weite Medikamentenreserve gefordert. „Seit über zehn Jahren erleben wir nun zunehmende Engpässe bei der Medikamentenversorgung. Der Grund sind falsch gesetzte wirtschaftliche Anreize bei der Pharmaindustrie“, sagte Montgomery unserer Redaktion.

Im aktuellen System gehe Ökonomie vor Menschlichkeit, kritisierte der Ärztefunktionär. Es stelle ein „eklatantes Politikversagen“ der vorherigen und der aktuellen Regierung dar, dass die Lieferengpässe zunehmen würden. „Dass heute darunter vor allem Kinder und Krebskranke zu leiden haben, ist erbärmlich und es zeigt deutlich, wohin eine übertriebene Kommerzialisierung der Medizin führt.“

Montgomery: Produktionsstandorte zurück nach Europa holen

Dabei ließe sich eine EU-weite Medikamentenreserve als „Verpflichtung für die Pharmaindustrie, überwacht und gemanagt von Staat und Ärzteschaft“ sofort schaffen, so Montgomery. Auch müsse es Aufgabe der Politik sein, mit den passenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Produktionsstandorte zurück nach Europa zu holen. Zudem sollten Lieferketten mit mehreren Quellen für Medikamente gesetzlich abgesichert werden.

In der vergangenen Woche hatten Kinder- und Jugendärzte aus mehreren europäischen Ländern einen Brandbrief an die Gesundheitsminister ihrer jeweiligen Staaten verfasst und fehlende Kinderarzneimittel angeprangert. Das Bundesgesundheitsministerium hatte jüngst im Bundesanzeiger einen Versorgungsmangel mit Antibiotikasäften für Kinder bekanntgemacht. Lesen Sie auch: Kinderärzte warnen vor zunehmendem Medikamentenmangel

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