Neben Charkiw, Butscha und Bachmut ist die Hafenstadt Mariupol das bedeutendste Fanal der ukrainischen Gegenwehr im russischen Angriffskrieg. Die einst 500.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Industriemetropole am Asowschen Meer geriet gleich zu Beginn ins Fadenkreuz des Kremls. Um den Widerstand von Armee und Bevölkerung zu brechen, ließ Putin Mariupol 80 Tage lang bombardieren. Satellitenbilder zeigen nun, welche Zerstörungen der Bombenhagel verursachte.
Die schockierenden Fotos, die auf dem Geo-Dienstleister Google Maps veröffentlicht wurden, sind Zeugnis der russischen Vernichtungswut in der Ukraine. Ab dem 24. Februar 2022 – dem ersten Tag der Invasion – wurde die Stadt belagert. Nach der Einkesselung Anfang März wurden systematisch Wasser, Gas, Elektrizität und schließlich der Zugang zu Lebensmitteln abgeschnitten. Trotz der Belagerung hielten tausende ukrainische Truppen ihre Stellung im Asow-Stahlwerk und harrten mit begrenzten Nahrungsrationen wochenlang eingekesselt aus.
Zwei Monate Bombenterror: So verheerend waren Russlands Angriffe in Mariupol
Etwa zur selben Zeit setzte das flächendeckende Bombardement im Südosten der Ukraine ein. Mutmaßlich mit völkerrechtswidrigen Waffen, wie Streu- und Phosphorbomben, sowie einem Arsenal regelkonformer Bomben- und Raketentypen beschossen russische Truppenverbände Mariupol bis zur Kapitulation des Asow-Regiments am 20. Mai vergangenen Jahres.
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Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 46 Prozent aller Gebäude im Stadtgebiet zerstört wurden. Rund 90 Prozent aller Wohnhäuser sollen laut Informationen der Vereinten Nationen beschädigt oder zerstört worden sein. Von der Heimat von einst knapp einer halben Million Einwohnerinnen und Einwohner ist in großen Teilen nur noch eine gewaltige Trümmerwüste übrig geblieben. Auch bürgerliche Vorstädte und Wohngebiete fielen dem Bombenhagel zum Opfer. Mindestens 350.000 Menschen flohen bis Jahresende aus den Trümmern. Tausende wurden nach der Einnahe nach Russland verschleppt. Viele Kinder wurden dabei ihren Eltern entrissen.
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Dramatische Schäden an Mensch und Infrastruktur: Bis zu 87.000 Todesopfer
Neben der infrastrukturellen Zerstörung liefern die neuen Bilder auch Aufschluss über den menschlichen Verlust. Wie Journalisten der Associated Press auf Grundlage der Satellitenbilder vermuten, hoben russische Streitkräfte nach der Okkupation mindestens 10.000 Gräber aus, in vielen davon liegen nun Zivilistinnen und Zivilisten begraben. Die in New York ansäßige Presseagentur rechnet mit rund 25.000 Todesopfern, andere Medien sprechen von bis zu 87.000 toten Ukrainerinnen und Ukrainern.
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Der traurige Höhepunkt des Bombardements ereignete sich am 16. März 2022, als das städtische Theater unter Beschuss geriet. Zum Angriffsziel wurde das Gebäude, weil sich dort rund 1.200 Zivilisten verbarrikadiert hatten. Auf russisch hatten die Schutzsuchenden "Kinder" in riesigen kirilischen Lettern auf den Theatervorplatz geschrieben, in der Hoffnung, russische Bomber würden auf einen Angriff verzichten. Stattdessen ging eine mutmaßlich lasergelenkte Hochpräzisions-Rakete im Theater nieder. Große Teile des Gebäudes kollabierten. Einstürzende Trümmerteile und das anschließende Feuer kosteten laut Angaben von AP vermutlich 600 Menschenleben.
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