Berlin. Beim ersten Triell stellten sich die Bewerber für den CDU-Parteivorsitz den Fragen der Basis – einen klaren Sieger gab es jedoch nicht.

Bei der CDU hat die heiße Phase des Kampfs um den Vorsitz begonnen. Am frühen Mittwochabend trafen in der Berliner Parteizentrale die drei Kandidaten für die neue Führung zum ersten Triell aufeinander: der frühere Fraktionschef Friedrich Merz, der Außenpolitiker und Ex-Umweltminister Norbert Röttgen und der geschäftsführende Kanzleramtschef Helge Braun.

90 Minuten lang stellte sie sich den Fragen von CDU-Mitgliedern, die diese vorab hatten einreichen können. 25 von ihnen hatte die CDU ins Konrad-Adenauer-Haus eingeladen, andere Fragen wurden von der Journalistin und Moderatorin Maria Grunwald vorgelesen. Lesen Sie auch: CDU-Vorsitz: Wer hat die besten Chancen?

CDU-Vorsitz: Merz will Handyverbot für Vorstandsrunden

Gleich zu Beginn sollten die Kandidaten erklären, warum sie der jeweils Beste für den Posten sind. Norbert Röttgen, der als einziger die Krawatte zuhause gelassen hatte, sieht sich am ehesten in der Lage, die CDU „wieder anschlussfähig in der Breite“ und „in den großen Fragen führend“ zu machen.

Friedrich Merz warb mit seinem Team (er hat den Berliner Ex-Gesundheitssenator Mario Czaja als potenziellen Generalsekretär an Bord geholt). Zudem will er sich besonders um die ostdeutschen Länder kümmern und die ständigen Durchstechereien aus vertraulichen Runden beenden. Er werde als Parteichef dafür sorgen, dass bei Vorstandssitzungen künftig Handys eingesammelt würden, kündigte er an.

Den Teamgedanken hob auch Helge Braun hervor: Er wolle „viele andere Gesichter neben sich strahlen lassen“ und sich dafür einsetzen, dass die Mitglieder auch inhaltlich wieder stärker mitbestimmen können.

Die drei Bewerber für den CDU-Parteivorsitz beim Triell. Es war ein Abend ohne Überraschungen.
Die drei Bewerber für den CDU-Parteivorsitz beim Triell. Es war ein Abend ohne Überraschungen. © dpa | Michael Kappeler

Kandidaten: Doppelspitze „passt nicht“ zur CDU

Einig waren sich alle drei Kandidaten, dass eine „Doppelspitze“ aus Mann und Frau nicht zur Partei und ihrer Führungskultur passe und dass sich die CDU mehr um Jüngere, Frauen und Menschen mit Einwanderungshintergrund bemühen muss.

Wie sie das machen sollte, blieb aber unklar. Immerhin konnte Helge Braun darauf verweisen, dass er die NRW-Politikerin Serap Güler, Tochter eines türkischen Gastarbeiters, zur Generalsekretärin machen will.

CDU will entschiedenen Kurs gegenüber China

Übereinstimmung auch bei der Außenpolitik: Alle Drei setzten sich für einen entschiedenen Kurs gegenüber China ein. „Ich plädiere für eine Strategie des Westens, die auf Stärke setzt“, sagte Röttgen. Braun sprach sich für eine gemeinsame China-Strategie der G-7-Staaten aus, Merz für eine europäische China-Politik.

So konkret wurde es selten. Es war ein Abend ohne Überraschungen und ohne klaren Gewinner. Am meisten ins Detail ging Friedrich Merz. So forderte er beim Thema Klimaschutz einen stärkeren Fokus auf neue Technologien, CO2-Abscheidung und CO2-neutrale Kraftwerke. „Wir steigen in diesem Land zu viel aus statt ein“, kritisierte er.

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Ein Foto von jedem zum Schlusswort

Braun sprach sich für ein beschleunigtes Planungsrecht beim Ausbau der Erneuerbaren Energien aus, Röttgen für mehr Wettbewerb und internationale Kooperation beim Klimaschutz.

Zum Schlusswort hatten alle Drei ein Foto mitbringen sollen: Merz hatte eines von seinem Team gewählt, Röttgen ein Familienfoto mit Tochter und Braun eines von jubelnden jungen Mitgliedern der CDU aus dem Jahr 2013, als die CDU noch im Zenit war.

Parteitag wählt im Januar neuen CDU-Bundesvorsitzenden

Am Samstag beginnt die Befragung der Basis. Ohne Stichwahl steht der Gewinner am 17. Dezember fest. Kommt es zu einem zweiten Wahlgang, wird das Ergebnis am 14. Januar bekannt. Offiziell wird der neue Parteichef auf dem Parteitag am 21. Januar gewählt: Die Delegierten sollen sich aber an das Votum der Basis halten.

Auf den künftigen CDU-Chef kommt eine vierfache Herausforderung zu: Er muss die Lager der CDU wieder einen, die Partei in der Opposition profilieren, das angespannte Verhältnis zur CSU verbessern und das Vertrauen der Wähler zurückgewinnen. Annegret Kramp-Karrenbauer und Armin Laschet, die das Amt zuletzt innehatten, waren daran gescheitert.

CDU-Chef: In Umfragen liegt Merz vorn

Die Deutschen sind eher skeptisch, was die Qualifikation der Bewerber für den CDU-Parteivorsitz betrifft. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für die Deutsche Presse-Agentur antworteten 35 Prozent der Befragten, dass sie keinem der drei Bewerber zutrauen würden.

Die meiste Zustimmung bekam noch Friedrich Merz mit 23 Prozent, mehr als Röttgen (16 Prozent) und Braun (7 Prozent). Auch bei den Anhängern der Union lag Merz mit 34 Prozent deutlich vor seinen Mitbewerbern (Röttgen 20 Prozent; Braun 6 Prozent.