Braunschweig. Die Banken in unserer Region haben während der Corona-Krise unzählige Beratungsgespräche geführt. Nebeneffekt: Ein riesiger Digitalisierungsschub.

Die Aufgabe von Banken ist es, die Bargeldversorgung der Bevölkerung sicherzustellen und die finanzielle Infrastruktur bereitzustellen – also etwa den Zahlungsverkehr. In der Corona-Krise kam es aber mehr denn je auf die beratende Funktion der Geldinstitute an. Unternehmerkunden wollten wissen, wie ihr Betrieb trotz Schließung oder Auftragsstornierungen liquide bleibt, Privatkunden sorgten sich um laufende Kredite oder ihre Geldanlagen. Die Sparkassen und genossenschaftlichen Banken in unserer Region zeigten sich dabei nach eigenen Angaben ganz an der Seite ihrer Kunden – trotz der herausfordernden Corona-Beschränkungen.

„Seit Beginn der Krise stehen unsere Berater im engen Kontakt zu ihren Kunden“, berichtet zum Beispiel Elke Brandes, Sprecherin der Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine. Sie hätten allein die rund
70 Großkunden in den ersten drei Tagen, nachdem Bund und Land den Krisenmodus ausgerufen hatten, kontaktiert. „Mittlerweile wurden mit fast allen gewerblichen Kunden entsprechende Gespräche geführt und individuell bei einer sinnvollen Vorgehensweise unterstützt“, so Brandes. Die individuelle Beratungsleistung betont auch Alexandra von der Brelje, Sprecherin der Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg: „Mit den Unternehmen gab es auch darum so viele intensive Gespräche, weil aus einer breiten Palette der Unterstützungsleistungen das individuell passgenaue gefunden werden musste.“ Die Beratungen haben allein an diesem Geldinstitut zu bisher rund 1550 Stundungen von Kredittilgungen geführt sowie zu mehr als 1000 eingegangenen Zahlungen durch die N-Bank für Zuschüsse und Darlehen. „Der Prozess ist noch nicht beendet“, sagt von der Brelje. Die Volksbank Brawo berichtet, dass Tilgungsaussetzungen für drei bis sechs Monate, die sie anbot, stark nachgefragt waren.

Das Wichtigste? Sicherheit geben!

Die Geldinstitute unterstreichen unisono, dass das „Da sein“ in der beispiellosen Krise das Wichtigste gewesen sei. „Wir haben einmal mehr gespürt, wie wichtig für unsere Kunden die Bedeutung einer guten Hausbankbeziehung ist“, sagt Sparkassen-Sprecherin Brandes. „Uns ist wichtig zu zeigen, dass wir uns als Partner an der Seite unserer Kunden verstehen“, heißt es auch von der Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg. Und Daniel Dormeyer, Sprecher der Volksbank Brawo, betont: „Grundsätzlich war das Wichtigste, auch in der schwierigen Situation für unsere Kunden da zu sein und ihnen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen.“ Andreas Brudke, Sprecher der PSD-Bank Braunschweig, sagt: „Unsere Hauptaufgabe haben wir von Anfang an darin gesehen, unseren Mitgliedern und Kunden Sicherheit zu vermitteln.“ Dass intensive Kundengespräche nach wie vor noch stattfinden, berichtet die Volksbank Wolfenbüttel.

Hat die Krise die Beziehung zum Kunden bisher verändert? „Zu den allermeisten Kunden ist sie noch intensiver und vertrauensvoller geworden“, erklärt Marc Knackstedt, Finanzvorstand der Braunschweigischen Landessparkasse (BLSK). Und trotz aller digitalen Kommunikationswege merke man doch eines, berichtet von der Brelje: Kunden würden „sehr gern auch wieder Face to Face“ mit ihren Beratern sprechen. „Gerade in unruhigen Zeiten suchen die Kunden bei uns einen Kompass und manchmal auch einen Anker“, so die Sprecherin.

Einige Branchen – etwa Tourismus und Gastronomie – hat die Corona-Krise bisher härter getroffen als andere. Dennoch seien die Unternehmen in der Region ganz unterschiedlich von der Krise betroffen gewesen, berichten die Banken. „So sind gewisse Unternehmen zwar betroffen, benötigen aber keine Unterstützung, da Rücklagen in der Vergangenheit gebildet wurden. Andere Unternehmen, zum Beispiel solche, die noch nicht so lange am Markt bestehen, benötigen Unterstützung“, erklärt der Brawo-Sprecher. BLSK-Vorstand Knackstedt hebt die Bedeutung der Steuerberater in der Krise hervor: „Grundsätzlich können wir sagen, dass bei vielen Unternehmen eine vorausschauende Unternehmensführung mit viel Expertise vorherrscht. Dies und eine gute und fundierte Steuerberatung hat dazu beigetragen, dass einiges abgemildert werden konnte“, sagt er. Gut aufgestellte Betriebe seien in allen Branchen anzutreffen.

Apropos gut aufgestellt: Waren die Banken eigentlich gewappnet für den Ansturm an Anfragen? Das BLSK-Beraterteam war nach eigenen Angaben „oftmals weit über das normale Maß hinaus und ohne auf die Uhr zu gucken“ im Einsatz. „Nur so ist es uns gelungen, rund 1100 Anträge innerhalb kürzester Zeit zu bearbeiten“, erklärt Knackstedt. Alle Banken profitierten offenbar von den Digitalisierungsbemühungen in den eigenen Häusern. Allerdings hat die Digitalisierung durch die Krise offenbar nochmal einen kräftigen Schub erhalten. „Die Corona-Epidemie ist ein Beschleuniger und Katalysator für die Digitalisierung“, so von der Brelje. „Wir erleben eine nochmals gestiegene Bereitschaft bei unseren Kunden, Serviceaufträge selbstständig digital abzuwickeln. Auch die Zahl der Nutzer unseres Online-Bankings ist angestiegen.“

Auch interne Strukturen hätten sich verändert, seien viel agiler geworden. Bei der Volksbank Brawo sind die Freischaltungen für das Online-Banking ebenfalls gestiegen und die Videoberatung wurde deutlich stärker für Kundengespräche genutzt als bisher. Selbst die PSD-Bank, die als Direktbank „seit Jahren die Digitalisierung in allen Bereichen stark forciert“, stellt fest, dass die eigene Digitalisierungsstrategie mit der Krise durchaus einen weiteren Schub bekommen habe.

Wann die Krise überstanden sein wird, ist für die meisten Institute schwer zu prognostizieren. Der Weg zur Normalität werde aber lang und anstrengend werden, glaubt Knackstedt. Und der Beratungsbedarf der Kunden bleibe bestehen, sagt Dormeyer. Zum Beispiel zur Frage, wie man sich und seine Familie gegen solche Krisen absichern könne.

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