Berlin. Die Bundeswehr hat einen Engpass bei Kampfschuhen. Auch die „Times“ in London berichtet darüber – und macht einen peinlichen Fehler.

Defekte Hubschrauber, Flugzeug-Pannen, zielunsichere Gewehre – und jetzt auch noch fehlendes Schuhwerk. Die Bundeswehr steckt weiter tief in der Ausrüstungsmisere. Einem Medienbericht zufolge müssen die Soldaten deutlich länger als geplant auf neue Stiefel warten. Und in einem Bericht zu dem Problem leistet sich die alt-ehrwürdige „Times“ in London einen schlimmen Fehler. Aber der Reihe nach.

Bekannt wurde das Kampfstiefel-Problem durch einen Bericht über eine Anfrage der FDP-Abgeordneten Marie-Agnes Strack-Zimmermann und die Antwort des Verteidigungsministeriums. Der Berliner „Tagesspiegel“ berichtete: „Die vollständige Umsetzung des neuen Kampfschuhsystems Streitkräfte wird nach derzeitiger Planung bis zum Ende des zweiten Quartals 2022 abgeschlossen sein.“

Bundeswehr fehlen Stiefel: Neue Kampfschuhe verzögern sich

Die Bundeswehr führt derzeit das neue „Kampfschuhsystem Streitkräfte“ ein. Soldaten sollen ein leichtes Modell und zwei Paar schwere Stiefel erhalten. Dem Bericht zufolge hätten alle Angehörigen der Streitkräfte eigentlich bereits bis Ende 2020 neue Schuhe erhalten sollen. „Aufgrund begrenzter Produktionskapazitäten der Industrie ließ sich dieser Zeitansatz jedoch nicht halten“, hieß es auf Anfrage der Zeitung aus dem Ministerium.

Das Verteidigungsministeriums widersprach der Darstellung, dass Soldaten deswegen ohne die nötige Ausrüstung bleiben könnten. „Stand heute ist, dass über 160.000 Soldaten dieses neue paar Kampfstiefel haben und sie auch in das zweite Paar tauschen können“, sagte ein Offizier.

Ziel sei, dass die Soldaten in der Truppe („Feldanzug“) alle drei Paar Schuhe bis zum kommenden Jahr erhalten, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums. Bis zum Jahr 2022 sollten dann auch Soldaten in den Stäben die Stiefel erhalten. Sie arbeiten häufig in Büros.

Bundeswehr kauft insgesamt 1,1 Millionen Paar Schuhe

„Wir reden da über 1,1 Millionen Paar Schuhe und dass die Industrie eben an ihrer Leistungsgrenze oder an ihrer Produktionsgrenze arbeitet“, sagte der Sprecher. Deswegen sei priorisiert worden.

Der Wechsel von zwei Paar des „Ganzjahresschuhs“ auf zwei Paar vom „Kampfschuh, schwer“ und ein Paar vom „Kampfschuh, leicht“ ist seit 2016 geplant. Dem Schreiben an Strack-Zimmermann zufolge haben inzwischen zwar gut 160.000 der knapp 183.000 Soldaten ein erstes Paar des schweren, schwarzen Kampfschuhs – das zweite fehlt aber noch. Den leichten Schuh haben demnach nur gut 31.000 Soldatinnen und Soldaten.

Strack-Zimmermann kritisierte, dass die Ausrüstung der gesamten Truppe mit den neuen Schuhen so lange dauere. „Das ist schließlich keine Frage der Mode, sondern eine der Sicherheit“, sagte die Verteidigungspolitikerin. „Man stelle sich vor, Feuerwehrleute würden Brände in Pantoffeln löschen.“

Peinlicher Fehler: „The Times“ verwechselt Bundeswehr und Wehrmacht

Auch die britische Zeitung „The Times“ hat das Thema aufgegriffen. Und sich einen peinlichen Fehler geleistet: Nicht nur im Text, sondern auch in einem Tweet hat der Autor die Bundeswehr mit der Wehrmacht verwechselt. Während die britische Boulevard-Presse bekannt dafür ist, bei Berichterstattung über Deutsche und Deutschland schnell zu Nazi-Analogien und -Begriffen zu greifen, ist das bei seriöseren Medien weniger verbreitet.

Unter der Überschrift „Boots on the ground? Not for the German army“ berichtete die „Times“ über das Kampfschuh-Lieferproblem – und schrieb von „183.000 Wehrmacht-Soldaten“, die bis zu 18 Monate auf die neuen Stiefel warten müssten.

Ziemlich cool reagierte das Social-Media-Team des Verteidigungsministeriums: „Liebe Times, es stellt überhaupt kein Problem dar, wenn die Wehrmacht noch weitere 75 Jahre auf neue Stiefel wartet. Für unsere Bundeswehr-Soldaten würden wir die Stiefel gern schneller bekommen. Und wir sind da auch schon ganz gut ausgerüstet“, schreibt das Team auf Twitter.

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Der Tweet der „Times“ ist gelöscht, der Artikel inzwischen auch korrigiert. Über eine Google-Suche war der fehlerhafte Text am Donnerstagvormittag zunächst noch zu sehen gewesen.

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(dpa/cho/moi)