Berlin. Noch mal anschließen, noch mal dabei sein. Bei „Maybrit Illner“ ging es zu wie auf einem Jahrmarkt politischer Themen aus fünf Jahren.

Lange Zeit hieß es, Angela Merkel sei in der CDU alternativlos. Jetzt werden die Delegierten auf dem Parteitag Anfang Dezember die Qual der Wahl haben. Soll die moderate Annegret Kramp-Karrenbauer der Kanzlerin als Parteichefin folgen? Oder der konservative Friedrich Merz? Oder der kontroverse Jens Spahn? Die Entscheidung wird sich auf die komplette Bundespolitik auswirken.

Das Thema beschäftigte am Donnerstagabend auch „Maybrit Illner“. „Wer wird gewinnen?“, fragte die Gastgeberin in die Runde. Und meinte nicht nur die Drei, sondern die gesamte deutsche Politik.

Das waren die Gäste:

Franziska Giffey (SPD), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Paul Ziemiak (CDU), Mitglied des CDU-Bundesvorstandes, Vorsitzender der Jungen Union, MdB

Katrin Göring-Eckardt (B´90/Grüne), Fraktionsvorsitzende

Alexander Gauland (AfD), Partei- und Fraktionsvorsitzender

Dirk Metz, Kommunikationsberater

Frank Stauss, Politikberater, u.a. SPD-Europawahlkampf 2019

Georg Mascolo, Journalist, Leiter Rechercheverbund von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“

Matthias Jung, Wahlforscher, Vorstand Forschungsgruppe Wahlen e.V.

Was wurde diskutiert?

Jedenfalls nicht diese Frage. Stattdessen wurde alles aus Tableau gebracht, worüber in den letzten Wochen, Monaten und Jahren so diskutiert wurde. Eine Auswahl gefällig? Klimawandel, Diesel, AfD-Parteispendenskandal, das Ende der Volksparteien, die Sozialpolitik, Plastik, Merz, Spahn, Kramp-Karrenbauer – und vieles mehr.

Ende der Ära Merkel: Die sieben wichtigsten Szenen der letzten zwei Jahre

weitere Videos

    Hinzu kam, dass das rasante Themen-Hopping nicht sonderlich erhellend war. Stattdessen wurden altbekannte Standpunkte ausgetauscht. Eine Auswahl gefällig? Bitteschön: Alexander Gauland (AfD) findet, dass die Zuwanderung ein Großthema bleibt. Katrin Göring-Eckardt (Grüne) wirbt für ernsthaftem Umgang mit dem Klimawandel. Und Parteienforscher und Kampagnenmanager befinden: Union und SPD haben unter dem Streit zwischen Merkel und Seehofer gelitten.

    Das stärkste Argument...

    ...gab es, trotz dieser Tristess. Und es kam von Göring-Eckardt (Grüne), die auf Paul Ziemiak (CDU) reagierte. Dieser hatte eben erklärt, dass die Messung von Auspuffabgasen in deutschen Städten ja wohl total ungenau sei, weil immer an viel befahrenen Kreuzungen und auf Auspuffhöhe gemessen werde.

    „Dort wohnen die ärmsten Menschen“, stellte die Grüne daraufhin fest. Klar, dass Auspuffabgase in einer Villa im Grünen kein Problem sein. Faktisch seien die, die am wenigsten hätten, am meisten belastet. „Und Auspuffhöhe ist Kinderhöhe“, konterte Göring-Eckardt die Argumentation von Ziemiak.

    Das schwächste Argument...

    ...lieferte aber nicht Ziemiak, sondern Alexander Gauland. Auf die Frage der Gastgeberin, ob die AfD nicht langsam ein neues Thema brauche, reagierte Gauland mit einem simplen „weiter so“. „Es ist noch genug Lebensversicherung da: Frau Merkel ist ja noch Bundeskanzlerin“, sagte der Parteichef. Auch müsse sich die CDU ja erstmal ändern. Und überhaupt: Migration, der Islam und Europa blieben doch Großthemen.

    Gauland: Darum glaubt die AfD trotz Hitzewelle nicht an den Klimawandel

    weitere Videos

      Erstaunlich, wie ehrlich Gauland selbst darlegte, wie eintönig die AfD eigentlich aufgestellt ist. Auch hier war es Göring-Eckardt, die den richtigen Kontrapunkt setzte: „Sie kuscheln mit den Nazis, sie hetzen gegen Muslime: Aber sie tun gar nichts für die Menschen.“

      Der Versprecher des Abends...

      ... kam von der Gastgeberin. Als es im AfD-Parteispendenskandal um Alice Weidel ging, fragte Maybrit Illner kurz versehentlich nach der Feministin Alice Schwarzer. Hihi!

      Der Erkenntnisgewinn...

      ...hielt sich in Grenzen. Vielleicht am interessantesten: CDU und SPD scheinen gerade zu profitieren. Die SPD von ihrer Debatte um die Abschaffung von Hartz IV, die CDU durch den Kampf um den Parteivorsitz. „Die Stimmung ist sehr volatil“, sagte der Wahlforscher Matthias Jung. Morgen schon könne es wieder auf- oder abwärts gehen.

      Das Fazit

      Wenn man an vielen Töpfen kocht, wird das Essen oft nur halbgar. Das geschah auch mit dieser Ausgabe von „Maybrit Illner“: So richtig funktionierte der Ritt durch die Agenda der letzten Monate nicht. Denn statt Tiefe entstand so überwiegend ein bloßes Abfragen von bekannten Standpunkten. Und die waren bei den geladenen Gästen leider nicht sehr überraschend.

      Zur Ausgabe von „Maybrit Illner“ in der ZDF-Mediathek