Chemnitz/Berlin. In Chemnitz ist die AfD gemeinsam mit Pegida und „Pro Chemnitz“ marschiert. Wird die Partei jetzt ein Fall für den Verfassungsschutz?

Jahrelang war das rechte Lager in Deutschland zersplittert. Doch das ändert sich jetzt sichtbar: Die AfD sucht offensiv die Nähe zu Pegida, zu den Ultrarechten in Ostdeutschland.

Knapp eine Woche

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CHEMNITZ, GERMANY - SEPTEMBER 01: Participants in a right-wing march shout abuse at riot police after police halted the march due to a blockade by counter-demonstrators on September 1, 2018 in Chemnitz, Germany. Several thousand people had taken part in a march of silence organized by the right-wing Alternative for Germany (AfD) political party. Two refugees, a Syrian and an Iraqi, are accused of having stabbed Chemnitz local Daniel Hillig following an altercation in the early hours of August 26. The death has sparked angry protests by locals as well as right-wing groups that have led to clashes with police and counter-protesters. (Photo by Sean Gallup/Getty Images)
Von Jan Jessen, Sören Kittel, Johanna Rüdiger und Christian Unger

marschierten sie am Sonnabend Seite an Seite: Pegida-Gründer Lutz Bachmann, die AfD-Landesvorsitzenden Jörg Urban aus Sachsen, Björn Höcke aus Thüringen und Andreas Kalbitz aus Brandenburg und dazu das rechte Bündnis „Pro Chemnitz“.

Zusammen brachten sie 8000 Menschen auf die Straße – bei den Gegenkundgebungen kamen am selben Tag laut Polizei 3000 Teilnehmer zusammen. Mindestens 18 Menschen wurden verletzt –

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Dass nicht noch mehr passiert ist, lag auch am massiven Polizeiaufgebot: Anders als vor einer Woche wurden die sächsischen Beamten von Kollegen aus anderen Bundesländern und der Bundespolizei unterstützt.

Steht Chemnitz für den Start einer neuen rechten Sammlungsbewegung?

Für Beobachter der rechten Szene kommt der gemeinsame Marsch durch Chemnitz nicht überraschend: Im März hatte die AfD-Spitze beschlossen, dass AfD-Mitglieder künftig bei Kundgebungen des Pegida-Bündnisses auftreten dürfen. Es war der endgültige Abschied von einer Haltung, die bis dahin zumindest offiziell eine Brandmauer zwischen der Partei und dem ausländerfeindlichen Bündnis gezogen hatte.

Chemnitz: Chronik eines Ausnahmezustands

In der Nacht vom 25. auf den 26. August wird in Chemnitz am Rande eines Stadtfestes ein 35-jähriger Mann niedergestochen. Am 27. August ziehen bereits tausende rechtsgerichtete Gruppen durch Chemnitz’ Straßen. Die Polizei hat Mühe, die Gruppe vom Gegenprotest fernzuhalten. Immer wieder versuchten sie Polizeiketten zu durchbrechen, werfen Flaschen und Böller. Die Polizei ermittelt gegen zehn Personen, die den Hitlergruß gezeigt haben.
In der Nacht vom 25. auf den 26. August wird in Chemnitz am Rande eines Stadtfestes ein 35-jähriger Mann niedergestochen. Am 27. August ziehen bereits tausende rechtsgerichtete Gruppen durch Chemnitz’ Straßen. Die Polizei hat Mühe, die Gruppe vom Gegenprotest fernzuhalten. Immer wieder versuchten sie Polizeiketten zu durchbrechen, werfen Flaschen und Böller. Die Polizei ermittelt gegen zehn Personen, die den Hitlergruß gezeigt haben. © dpa | Jan Woitas
Journalisten werden attackiert.
Journalisten werden attackiert. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Nach den Ausschreitungen liegen 37 Strafanzeigen vor, mehrheitlich zu Körperverletzungsdelikten, Sachbeschädigungen und Straftaten nach dem Versammlungsgesetz.
Nach den Ausschreitungen liegen 37 Strafanzeigen vor, mehrheitlich zu Körperverletzungsdelikten, Sachbeschädigungen und Straftaten nach dem Versammlungsgesetz. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Laut Polizei werden 18 Menschen verletzt, darunter drei Beamte.
Laut Polizei werden 18 Menschen verletzt, darunter drei Beamte. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Der 35 Jahre alte Daniel H. hatte deutsche und kubanische Wurzeln. Am Tatort werden zahlreiche Blumen und Kerzen niedergelegt.
Der 35 Jahre alte Daniel H. hatte deutsche und kubanische Wurzeln. Am Tatort werden zahlreiche Blumen und Kerzen niedergelegt. © dpa | Jan Woitas
Ein 23 Jahre alter Syrer und ein 22 Jahre alter Iraker werden verdächtigt, Daniel H. getötet und zwei weitere Männer durch Messerstiche zum Teil schwer verletzt zu haben. Als dringend tatverdächtig wird zudem ein 22-jähriger Iraker mit Haftbefehl gesucht.
Ein 23 Jahre alter Syrer und ein 22 Jahre alter Iraker werden verdächtigt, Daniel H. getötet und zwei weitere Männer durch Messerstiche zum Teil schwer verletzt zu haben. Als dringend tatverdächtig wird zudem ein 22-jähriger Iraker mit Haftbefehl gesucht. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Familienministerin Franziska Giffey (SPD) reist als erstes Mitglied der Bundesregierung nach Chemnitz und besucht den Tatort.
Familienministerin Franziska Giffey (SPD) reist als erstes Mitglied der Bundesregierung nach Chemnitz und besucht den Tatort. © dpa | Sebastian Kahnert
Am 1. September kommt es in Chemnitz erneut zu mehreren Demonstrationen.
Am 1. September kommt es in Chemnitz erneut zu mehreren Demonstrationen. © dpa | ---
Der Polizei zufolge stehen 8000 Teilnehmern rechtsgerichteter Proteste 3000 Gegendemonstranten gegenüber.
Der Polizei zufolge stehen 8000 Teilnehmern rechtsgerichteter Proteste 3000 Gegendemonstranten gegenüber. © dpa | Ralf Hirschberger
Auch Björn Höcke, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, nimmt an der Demonstration teil.
Auch Björn Höcke, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, nimmt an der Demonstration teil. © dpa | Ralf Hirschberger
Die Gegenseite will Gesicht zeigen: Am 3. September kommen rund 65.000 Zuschauer und Demonstranten in die sächsische Stadt, um unter dem Motto „#wirsindmehr“ gegen Rechts zu demonstrieren.
Die Gegenseite will Gesicht zeigen: Am 3. September kommen rund 65.000 Zuschauer und Demonstranten in die sächsische Stadt, um unter dem Motto „#wirsindmehr“ gegen Rechts zu demonstrieren. © dpa | Sebastian Kahnert
Bei dem Konzert treten unter anderem Marteria und Casper, Feine Sahne Fischfilet, Kraftklub und Die Toten Hosen auf.
Bei dem Konzert treten unter anderem Marteria und Casper, Feine Sahne Fischfilet, Kraftklub und Die Toten Hosen auf. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Campino, Sänger von Die Toten Hosen, setzt ein Zeichen gegen Rassismus.
Campino, Sänger von Die Toten Hosen, setzt ein Zeichen gegen Rassismus. © dpa | Sebastian Kahnert
„Die Würde des Menschen ist antastbar“ steht auf einem Banner in Anspielung auf Artikel 1 des Grundgesetzes. Darin heißt es: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
„Die Würde des Menschen ist antastbar“ steht auf einem Banner in Anspielung auf Artikel 1 des Grundgesetzes. Darin heißt es: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ © dpa | Sebastian Kahnert
Der deutsche Rapper Marteria sagte, er fühle sich durch die Vorkommnisse in Chemnitz an die fremdenfeindlichen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen erinnert.
Der deutsche Rapper Marteria sagte, er fühle sich durch die Vorkommnisse in Chemnitz an die fremdenfeindlichen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen erinnert. © dpa | Sebastian Kahnert
Das Motto des Konzerts: Wir sind mehr – mehr als die rechtsgerichteten Teilnehmer, die in Chemnitz nach dem Tod des jungen Mannes auflaufen. Dieses Foto vom 1. September zeigt noch die Teilnehmer der Kundgebung der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pro Chemnitz, die sich vor dem Karl-Marx-Denkmal versammeln.
Das Motto des Konzerts: Wir sind mehr – mehr als die rechtsgerichteten Teilnehmer, die in Chemnitz nach dem Tod des jungen Mannes auflaufen. Dieses Foto vom 1. September zeigt noch die Teilnehmer der Kundgebung der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pro Chemnitz, die sich vor dem Karl-Marx-Denkmal versammeln. © dpa | Boris Roessler
„Weder grau noch braun“: Die Vorfälle in Chemnitz befeuern in Politik und Gesellschaft die Debatte über Ausländerfeindlichkeit und Integration. Auch über die Vorfälle wird scharf diskutiert.
„Weder grau noch braun“: Die Vorfälle in Chemnitz befeuern in Politik und Gesellschaft die Debatte über Ausländerfeindlichkeit und Integration. Auch über die Vorfälle wird scharf diskutiert. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Gab es Hetzjagden – ja oder nein? Die Debatte dazu nimmt schnell Fahrt auf.
Gab es Hetzjagden – ja oder nein? Die Debatte dazu nimmt schnell Fahrt auf. © REUTERS | Matthias Rietschel
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer erklärt, es habe keinen Mob, keine Pogrome oder Hetzjagden in Chemnitz gegeben. Davon hatte zuvor die Bundesregierung gesprochen.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer erklärt, es habe keinen Mob, keine Pogrome oder Hetzjagden in Chemnitz gegeben. Davon hatte zuvor die Bundesregierung gesprochen. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen problematisiert den Begriff „Hetzjagden“ in einem Zeitungsinterview. Ein Video, dass eben jene Jagden auf Ausländer zeige, stellt er in Frage.
Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen problematisiert den Begriff „Hetzjagden“ in einem Zeitungsinterview. Ein Video, dass eben jene Jagden auf Ausländer zeige, stellt er in Frage. © dpa | Kay Nietfeld
Anfang September wird bekannt, dass am 27. August das jüdische Restaurant „Shalom“ in Chemnitz angegriffen wurde.
Anfang September wird bekannt, dass am 27. August das jüdische Restaurant „Shalom“ in Chemnitz angegriffen wurde. © dpa | Hendrik Schmidt
Gut drei Wochen nach der tödlichen Messerattacke kommt einer der beiden inhaftierten Tatverdächtigen auf freien Fuß. Das verkündet sein Anwalt Ulrich Dost-Roxin.
Gut drei Wochen nach der tödlichen Messerattacke kommt einer der beiden inhaftierten Tatverdächtigen auf freien Fuß. Das verkündet sein Anwalt Ulrich Dost-Roxin. © dpa | Hendrik Schmidt
Die SPD fordert nach den Äußerungen Maaßens personelle Konsequenzen. Der Verfassungsschutzchef müsse seinen Posten räumen.
Die SPD fordert nach den Äußerungen Maaßens personelle Konsequenzen. Der Verfassungsschutzchef müsse seinen Posten räumen. © Getty Images | Michele Tantussi
Krisentreffen im Kanzleramt: Am 18. September entscheidet die Koalitionsspitze über die Zukunft von Hans-Georg Maaßen.
Krisentreffen im Kanzleramt: Am 18. September entscheidet die Koalitionsspitze über die Zukunft von Hans-Georg Maaßen. © dpa | Kay Nietfeld
Maaßen muss seine Sachen packen. Der Verfassungsschutzpräsident wird nach seinen umstrittenen Äußerungen zu den fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz abgelöst. Doch statt Kündigung erwartet Maaßen der Wechsel ins Bundesinnenministerium als Staatssekretär. Eine Lösung, die bei der Opposition, aber auch in Teilen der SPD scharfe Kritik auslöst.
Maaßen muss seine Sachen packen. Der Verfassungsschutzpräsident wird nach seinen umstrittenen Äußerungen zu den fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz abgelöst. Doch statt Kündigung erwartet Maaßen der Wechsel ins Bundesinnenministerium als Staatssekretär. Eine Lösung, die bei der Opposition, aber auch in Teilen der SPD scharfe Kritik auslöst. © picture alliance/dpa | dpa Picture-Alliance / Bernd von Jutrczenka
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Besonders Björn Höcke, Frontmann des ultrarechten Flügels innerhalb der AfD, sucht die Nähe: Im Mai trat Höcke als Redner bei Pegida in Dresden auf, auch die AfD-Landesschefs von Sachsen und Brandenburg waren dabei.

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) forderte am Sonntag von den Ermittlern Aufklärung darüber, inwieweit rechtsextreme Netzwerke hinter den Demonstrationen und ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz stecken.

„Wir dulden nicht, dass Rechtsradikale unsere Gesellschaft unterwandern“, sagte die SPD-Politikerin der „Bild am Sonntag“. Der Generalbundesanwalt beobachte die Entwicklungen in Chemnitz sehr genau und tausche sich mit den sächsischen Behörden eng aus. „Es geht darum herauszufinden, welche Organisationen hinter der Mobilisierung rechter Gewalttäter stecken“, so Barley.

Ändert die AfD ihre Strategie?

Die Partei profitiert von der aufgeheizten Stimmung: Die AfD legte nach den jüngsten Ereignissen in Chemnitz in der Wählergunst zu: Im Sonntagstrend, den Emnid für die „Bild am Sonntag“ erhebt, gewann die Partei einen Prozentpunkt gegenüber der Vorwoche und steht nun bei 15 Prozent. In den ostdeutschen Bundesländern liegt die Partei in Umfragen nahezu überall an zweiter Stelle.

Für Parteichef Alexander Gauland gibt es daher keinen Grund, die Landeschefs auf ihrem ultrarechten Kurs zu bremsen. Im Gegenteil: „Wenn eine solche Tötungstat passiert, ist es normal, dass Menschen ausrasten“, rechtfertigte Gauland die ausländerfeindliche Hetze in Chemnitz.

Muss die AfD jetzt vom Verfassungsschutz beobachtet werden?

Die Bundesbürger wünschen sich das: Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag unserer Redaktion ist eine Mehrheit der Deutschen dafür,

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Auch aus den Reihen von CDU, SPD und Grünen kommt die Forderung.

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„Derzeit liegen die Voraussetzungen für eine Beobachtung der Partei als Ganzes für mich nicht vor“, sagte Seehofer unserer Redaktion.

Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach sich dagegen aus. Eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz würde dazu führen, „dass die AfD in eine Märtyrerrolle fällt“, sagte der Kieler Regierungschef unserer Redaktion. Weder stehe das dieser Partei zu, so Günther, „noch wäre dies hilfreich in der Auseinandersetzung mit radikalen politischen Kräften, gleich ob rechts- oder linksradikal“.

Vermummte jagen in Chemnitz Flüchtling und prügeln ihn

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    Der Ministerpräsident appellierte stattdessen an die Bürger: „Nicht nur alle demokratischen Parteien, sondern jeder Demokrat ist aufgerufen, die politische Auseinandersetzung mit der AfD zu suchen.“

    CDU-Sicherheitsexperte Patrick Sensburg dagegen erklärte im NDR-Radio, er sei schon lange der Meinung, dass die AfD vom Verfassungsschutz überwacht werden müsse. CDU-Innenexperte Armin Schuster hatte die Verfassungsschutzbehörden der Länder kürzlich aufgefordert, die AfD genauer unter die Lupe zu nehmen.

    Auch Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) ist alarmiert: „Rechtsradikalismus wird aus einer Bundestagspartei heraus mehr oder weniger offen unterstützt. Das ist schon eine neue besorgniserregende Qualität“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Die Politik müsse sich deutlicher mit der AfD auseinandersetzen, „aus der heraus Beihilfe zum Rechtsradikalismus geleistet wird“.

    Grünen-Chefin Anna­lena Baerbock warnte: Die AfD habe offen zur Hetze in Chemnitz beigetragen. „Ihre Strukturen sind eng vernetzt mit denen der Rechtsextremen und Hooligans, die auf Menschen Jagd gemacht haben.“

    Wie geht es in Chemnitz jetzt weiter?

    Am Sonntag kam Chemnitz etwas zur Ruhe – dafür sorgte auch der Nieselregen. Erst gegen Abend wurde es wieder etwas voller: Die evangelische Kirche hatte zu einer friedlichen Kundgebung aufgerufen, an der auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) teilnahm.

    An diesem Montag ist es dann wieder vorbei mit der Ruhe: Auf dem Parkplatz an der Johanniskirche wird ab 17 Uhr ein kostenloses Konzert gegen Rassismus veranstaltet – initiiert von der Chemnitzer Musikgruppe Kraftklub. Die Bühne steht schon, das prominent besetzte Programm auch: Unter dem Motto „Wir sind mehr“ treten neben den Toten Hosen auch die Rapper Materia und Casper auf. Mehrere Tausend Menschen werden erwartet.

    Wie gehen die Parteien mit der Lage in Chemnitz um?

    Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat den Deutschen Bequemlichkeit im Kampf gegen Rassismus und bei der Verteidigung der Demokratie vorgeworfen. „Meine Generation hat Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie geschenkt bekommen. Wir mussten das nicht erkämpfen, nehmen es teilweise als zu selbstverständlich wahr. Es hat sich in unserer Gesellschaft leider eine Bequemlichkeit breitgemacht, die wir überwinden müssen“, sagte Maas der „Bild am Sonntag“.

    Auf die rechtsextremen Aufmärsche in Chemnitz wurde Maas nach eigenen Angaben „sehr oft“ von seinen europäischen Kollegen angesprochen. Wenn es um Ausländerfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Rassismus gehe, werde Deutschland zu Recht ganz besonders kritisch beäugt.

    In der Debatte um seine umstrittenen Äußerungen zu den Vorfällen in Chemnitz erklärte FDP-Vize Wolfgang Kubicki, er werde sich nicht bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) entschuldigen: „Ich bin alles andere als ein Rechtspopulist. Wer mich kennt, weiß das auch.“ Kubicki hatte angesichts der rechtsex­tremen Ausschreitungen in Chemnitz gesagt: „Die Wurzeln für die Ausschreitungen liegen im ,Wir schaffen das‘ von Kanzlerin Angela Merkel.“

    Kubicki erklärte nun: Merkel sei „mitnichten schuld daran, dass in Chemnitz der rechte Mob mit Hitlergruß durch die Stadt gezogen ist, Naziparolen brüllt und Menschen gejagt hat“. Richtig bleibe aber, dass die Bundesregierung mit ihrer Flüchtlingspolitik mitverursacht habe, dass die AfD stark geworden sei.