Berlin. An diesem Sonntag geht es bei der SPD um den Chefposten. Er gilt als Schleudersitz. Ein Blick in die Geschichte zeigt, warum das so ist.

Andrea Nahles gegen Simone Lange. Damit ist klar: Wenn die SPD an diesem Sonntag eine neue Parteispitze wählt, wird erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik eine Frau die Sozialdemokraten anführen.

Die Liste der SPD-Chefs ist eine Geschichte großer Triumphe und bitterer Niederlagen. Lesen Sie hier sieben wichtige Fakten zu bisherigen Parteichefs der SPD nach 1945 – aufgehängt an Zitaten, die in Erinnerung bleiben.

1. Willy Brandt: „Es hat keinen Sinn, eine Mehrheit für die Sozialdemokraten zu erringen, wenn der Preis dafür ist, kein Sozialdemokrat mehr zu sein.“ Willy Brandt war der erste, der nach 1945 eine Mehrheit für die SPD holte und sie zur Regierungspartei machte. Keiner führte die SPD so lange wie Brandt, von 1964 bis 1987. Bis heute gilt Brandt für viele Genossen als Inbegriff sozialdemokratischer Politik.

In die Fresse: Andrea Nahles ist die neue starke Frau an der SPD-Spitze

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    2. Rudolf Scharping: „Man kann in der SPD viel erleben.“ Scharping weiß wovon er spricht. Als junger Genosse wurde ein Parteiordnungsverfahren gegen ihn eröffnet – er hatte Flugblätter gegen den Kauf von Starfighter-Jets für die Bundeswehr verteilt. 1995 wurde er SPD-Chef – um auf dem legendären Mannheimer Parteitag im Mai 2001 von Oskar Lafontaine gestürzt zu werden.

    3. Oskar Lafontaine: „Nur eine Partei, deren Führung zeigt, dass sie zusammenarbeiten kann, gewinnt Vertrauen in der Wählerschaft.“ Der Saarländer, SPD-Chef von 1995 bis 1999, hielt Gerhard Schröder auf dessen Weg zum Wahlsieg 1998 den Rücken frei. Nach einem Jahr rot-grüner Regierung hatte Lafontaine genug von der Zusammenarbeit – und warf bei Nacht und Nebel den Vorsitz hin. Er ging heutigen Linkspartei und widmete sich fortan vor allem einer Aufgabe – der SPD zu schaden.

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      4. Gerhard Schröder: „Sie werden sich vorstellen können, dass ich das Amt, das ich gerne ausgeführt habe, ungern aufgebe.“ Nun ja, so richtig vorstellen konnten sich das viele nicht, was Schröder in seiner Rücktrittserklärung 2004 mitteilte. Schröder hatte den SPD-Vorsitz nach Lafontaines Flucht 1999 nur notgedrungen übernommen. Der Job war nicht sein Ding, zumal er auch in der eigenen Partei wegen seiner Agenda-Politik immer mehr in Bedrängnis geriet. Nach fünf Jahren trat Schröder als Parteichef ab. Ein Jahr später war er auch als Kanzler am Ende.

      5. Sigmar Gabriel: „Ich bin mit aller Leidenschaft Vorsitzender der SPD.“ So sagte es Gabriel in einem Interview im März 2017 mit dem „Stern“ – um nur ein paar Zeilen weiter zu erklären, warum er nicht mehr Parteichef sein will. Gabriel trat nach acht Jahre an der SPD-Spitze ab – und machte Platz für Martin Schulz, weil der bessere Chancen als Herausforderer von Angela Merkel habe. So kann man sich irren.

      6. Martin Schulz: „Ich war ein glückloser Parteiführer. Ich bin der ideale Sündenbock für alles, was die Partei seit Jahren falsch gemacht hat.“ Kein SPD-Chef hat solch eine Achterbahnfahrt hingelegt wie Schulz.

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      ; das Hoch in den Umfragen; der steile Absturz; das Desaster bei der Wahl 2017; der unrühmliche Abgang als Vorsitzender. Schulz scheiterte auf der ganzen Linie.

      7. Franz Müntefering: „Das schönste Amt neben Papst.“ So beschrieb der Sauerländer und Katholik den Job an der Parteispitze. Er selbst war gleich zweimal SPD-Chef. Von seiner ersten Amtszeit trat er im Herbst 2005 zurück, als er seinen Kandidaten für den Posten des Generalsekretärs nicht durchsetzen konnte. Seine damalige Gegenspielerin: Andrea Nahles.

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      Andrea Nahles war lange die starke Frau der SPD: Seit April 2018 war sie Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands – als erste Frau. Seit September 2017 war sie bereits Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag. Von beiden Ämtern wird sie zurücktreten, wie sie am Sonntag ankündigte. Wir zeigen Bilder aus ihrem politischen und privaten Leben.
      Andrea Nahles war lange die starke Frau der SPD: Seit April 2018 war sie Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands – als erste Frau. Seit September 2017 war sie bereits Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag. Von beiden Ämtern wird sie zurücktreten, wie sie am Sonntag ankündigte. Wir zeigen Bilder aus ihrem politischen und privaten Leben. © dpa | Martin Gerten
      Andrea Nahles wurde am 20. Juni 1970 in Mendig (Rheinland-Pfalz) geboren. Sie studierte Literatur- und Politikwissenschaften und ist seit 1988 Mitglied der SPD. Von 1993 bis 1995 war sie Landesvorsitzende der Jungsozialisten in Rheinland Pfalz. Von 1995 bis 1999 dann Bundesvorsitzende der Jusos.
      Andrea Nahles wurde am 20. Juni 1970 in Mendig (Rheinland-Pfalz) geboren. Sie studierte Literatur- und Politikwissenschaften und ist seit 1988 Mitglied der SPD. Von 1993 bis 1995 war sie Landesvorsitzende der Jungsozialisten in Rheinland Pfalz. Von 1995 bis 1999 dann Bundesvorsitzende der Jusos. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Andreas Altwein
      Andrea Nahles und der damalige SPD-Bundesvorsitzende Oskar Lafontaine im November 1996.
      Andrea Nahles und der damalige SPD-Bundesvorsitzende Oskar Lafontaine im November 1996. © REUTERS /
      Nahles war erstmals von 1998 bis 2002 und ist erneut seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 1997 bis 2013 war sie Mitglied im SPD-Parteivorstand.
      Nahles war erstmals von 1998 bis 2002 und ist erneut seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 1997 bis 2013 war sie Mitglied im SPD-Parteivorstand. © REUTERS /
      Im Mai 2007 wurde Nahles gemeinsam mit Frank-Walter Steinmeier (M.) und Peer Steinbrück vom SPD-Parteivorstand für das Amt der stellvertretenden Parteivorsitzenden nominiert. Am 26. Oktober 2007 wurde sie von 74,8 Prozent der Parteitagsdelegierten in dieses Amt gewählt. Dafür gab es rote Rosen. Das Amt hatte sie von 2007 bis 2009 inne.
      Im Mai 2007 wurde Nahles gemeinsam mit Frank-Walter Steinmeier (M.) und Peer Steinbrück vom SPD-Parteivorstand für das Amt der stellvertretenden Parteivorsitzenden nominiert. Am 26. Oktober 2007 wurde sie von 74,8 Prozent der Parteitagsdelegierten in dieses Amt gewählt. Dafür gab es rote Rosen. Das Amt hatte sie von 2007 bis 2009 inne. © Getty Images | Sean Gallup
      Die praktizierende Katholikin ist Mutter einer Tochter.
      Die praktizierende Katholikin ist Mutter einer Tochter. © Meike Boeschemeyer
      Von ihrem Ehemann – dem Kunsthistoriker Marcus Frings – lebt sie seit Anfang 2016 getrennt.
      Von ihrem Ehemann – dem Kunsthistoriker Marcus Frings – lebt sie seit Anfang 2016 getrennt. © Getty Images | Sean Gallup
      Am 17. Dezember 2013 wurde Nahles von dem ehemaligen Parlamentspräsidenten Norbert Lammert zur Bundesministerin für Arbeit und Soziales vereidigt.
      Am 17. Dezember 2013 wurde Nahles von dem ehemaligen Parlamentspräsidenten Norbert Lammert zur Bundesministerin für Arbeit und Soziales vereidigt. © REUTERS | REUTERS / THOMAS PETER
      Im Bundestagswahlkampf 2017 machte Nahles sich für den damaligen Kanzlerkandidaten Martin Schulz stark.
      Im Bundestagswahlkampf 2017 machte Nahles sich für den damaligen Kanzlerkandidaten Martin Schulz stark. © Getty Images | Carsten Koall
      Seit dem 27. September 2017, drei Tage nach der Bundestagswahl, ist Andrea Nahles Vorsitzende der SPD-Bundesfraktion.
      Seit dem 27. September 2017, drei Tage nach der Bundestagswahl, ist Andrea Nahles Vorsitzende der SPD-Bundesfraktion. © dpa | Bernd von Jutrczenka
      Nach dem Ende der Koalitionsverhandlungen am 7. Februar gab Schulz seinen Rücktritt vom Parteivorsitz bekannt – und machte den Weg für Andrea Nahles als seine Nachfolgerin frei.
      Nach dem Ende der Koalitionsverhandlungen am 7. Februar gab Schulz seinen Rücktritt vom Parteivorsitz bekannt – und machte den Weg für Andrea Nahles als seine Nachfolgerin frei. © dpa | Kay Nietfeld
      Es war kein starkes Ergebnis – nur gut 66 Prozent stimmten beim Parteitag am 22. April 2018 für Andrea Nahles als Parteivorsitzende.
      Es war kein starkes Ergebnis – nur gut 66 Prozent stimmten beim Parteitag am 22. April 2018 für Andrea Nahles als Parteivorsitzende. © dpa | Bernd von Jutrczenka
      Damit war Andrea Nahles die erste Frau an der Spitze der SPD. Am Sonntag kündigte sie ihren Rücktritt als SPD-Vorsitzende für den 3. Juni 2019 und als SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzende am 4. Juni 2019 an. Außerdem wurde bekannt, dass Nahles in naher Zukunft auch ihr Bundestagsmandat niederlegen und sich komplett aus der Politik zurückziehen will.
      Damit war Andrea Nahles die erste Frau an der Spitze der SPD. Am Sonntag kündigte sie ihren Rücktritt als SPD-Vorsitzende für den 3. Juni 2019 und als SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzende am 4. Juni 2019 an. Außerdem wurde bekannt, dass Nahles in naher Zukunft auch ihr Bundestagsmandat niederlegen und sich komplett aus der Politik zurückziehen will. © Reto Klar | Reto Klar
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