Braunschweig. Die Mitarbeiter der Telefonseelsorge in Braunschweig haben manchmal selbst Seelsorge nötig. Das Ehrenamt kann an psychische Grenzen gehen.
Mit Corona kam die Einsamkeit. Und die Angst vor Ansteckung und wirtschaftlicher Not, vor Jobverlust und einem Auseinanderbrechen der Welt. „Das Virus hat alle Probleme, die schon vor Corona da waren, noch deutlicher zu Tage treten lassen“, sagt Christian Kohn, Leiter der Telefonseelsorge in Braunschweig. Er und seine Mitarbeiter wissen, was den Menschen auf der Seele lastet, was sie bewegt, bedrückt, verzweifeln lässt.
Rund 90 Ehrenamtliche sind derzeit für die Telefonseelsorge in der Stadt aktiv, leihen ihr Ohr und schenken ihre Zeit. 14 Monate lang haben sie sich ausbilden lassen und dann verpflichtet, für zwei Jahre telefonischen Dienst am Menschen zu leisten. 120 Stunden je Jahr. „Zwischen 40 und 50 Anrufe an jedem Tag machen deutlich, wie groß das Bedürfnis nach Austausch mit einem zugewandten Gesprächspartner ist“, sagt Kohn. Und in der Pandemie werden es immer mehr. Schon vor Weihnachten hatte die Telefonseelsorge einen Anstieg der Beratungsgespräche um ein Drittel verzeichnet.
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Gerade junge Menschen leiden unter den Restriktionen der Pandemie
Die Bundesstatistik hat folgende Zahlen in 2020 notiert: zehn Prozent mehr Telefongespräche, 28 Prozent mehr Mails. Die Zahl der Chats sei förmlich explodiert: eine Steigerung von mehr als 70 Prozent. Dass die 15- bis 39-Jährigen im vergangenen Jahr vermehrt Unterstützung gesucht hätten, decke sich mit der Einschätzung von Psychologen, dass gerade die Jüngeren verstärkt unter den Restriktionen durch die Pandemie litten.
Ein schwieriger Job. „Seelsorge bedeutet immer, sich auf die Sorgen und Nöte anderer einzulassen. Es kann sein, dass man mit Themen konfrontiert wird, die einen selbst stark belasten“, sagt Pfarrer Kohn. In regelmäßigen Supervisionen durch ein geschultes Team könnten die Ehrenamtlichen das Bedrückende aufarbeiten.
Das Team schenkt menschliche Nähe und Zuwendung
Doch die Mitarbeiter der Telefonseelsorge haben auch einen Zugewinn fürs eigene Leben. „Der Blick weitet sich, weil du mit Themen konfrontiert wirst, an die du nicht mal in der Fantasie gedacht hättest“, sagt Kohn. Und dann natürlich auch die Sinnhaftigkeit des Tuns. „Die tut vielen gut.“
Die Mitarbeiter drängen die Hilfesuchenden nicht, fordern nicht, geben keine neunmalklugen Ratschläge. „Die Telefonseelsorge kann Probleme nicht lösen. Doch die Erfahrung, dass jemand sich mir zuwendet, zuhört, antwortet und nachfragt, kann sehr oft dabei helfen, wieder Boden unter den Füßen zu spüren.“ Menschliche Nähe und Zuwendung könnten stark dazu beitragen, sich wieder lebendig zu fühlen und neu zu entdecken, welche eigenen Kräfte vorhanden seien, dass Wege offen stünden und Auswege möglich seien.
Unser Kandidatenfoto muss in diesem Fall auf die Kandidaten verzichten. Weil sie anonym bleiben sollen. „Wir sind quasi ein Geheimdienst“, sagt Pfarrer Kohn augenzwinkernd. Die Anonymität senke die Hemmschwelle, die Telefonseelsorge zu kontaktieren. „Wir bieten einen geschützten Raum für beide Seiten“, sagt er.
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Das Projekt: „Bündnis für die Bruchstraße“
Das „Repair Café“ in Meinersen
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Lars Christian Lund: Unterwegs auf zwei Rädern
Marie Honorine Paul und ein Förderverein für Madagaskar
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Das Projekt „38165 hält zusammen“
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Umweltschule Gymnasium Vechelde - Einsatz für den Klimaschutz
Renate Köhler und ihr Engagement für den Kinderschutzbund
Kreschnik Keqa vielseitig engagiert für den Landkreis Wolfenbüttel
Die Telefonseelsorge ist eine Einrichtung der ev.-luth. Propstei Braunschweig. Sie ist anonym und kostenfrei unter den Nummern 0800/ 111 0 111 oder 0800/ 111 0 222 zu erreichen. Im Internet sind Mail- oder Chatseelsorge vertraulich möglich unter www.telefonseelsorge.de.