Aus der Sicht der Union sind die Grünen der Schlangenmensch unter den Parteien – extrem biegsam

Bremen ist klein. Aber manchmal hat sogar ein Schmetterlingsschlag große Folgen. Es ist klar, dass die Koalitionspläne von SPD, Linken und Grünen an der Weser die Debatte über Bündnisse auf Bundesebene anheizen. Verständlich, dass CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer auf der Hut ist.

Aus der Sicht der Union sind die Grünen der Schlangenmensch unter den Parteien– extrem biegsam. Das kommt vom jahrelangen Training: Auf Landesebene regieren sie mit fast jedem. Aber historisch betrachtet sind sie eine linke Partei. Der Reflex ist im Zweifel klar. Im Zweifel sind die Grünen links.

Die SPD ist auf Sinnsuche und führungslos. Schon das Gerede über Rot-Rot-Grün wirkt wie ein Sauerstoffzelt. Und wie die SPD könnte auch die Linkspartei mit einem Linksbündnis gegen ihren Bedeutungsverlust ankämpfen.

Die CDU hat mit Annegret Kramp-Karrenbauer eine Parteichefin, lässt aber offen, wer sie bei der nächsten Bundestagswahl anführen wird und welchen Partner sie ins Auge gefasst hat. Will die Union die Schnittmenge mit den Grünen herausstellen oder verkleinern? Von der Antwort hängt ab, wer das als Kanzlerkandidat am glaubwürdigsten vertreten kann. Es lässt sich schwer erkennen, was die Grünen wollen, ob ihr demoskopischer Höhenflug nachhaltig ist und wer aus der Führung den Schritt nach vorn machen wird, Annalena Baerbock oder Robert Habeck? Momentan wirken sie so, als wären sie von ihrer eigenen Stärke überrascht.

Kramp-Karrenbauer musste sich zu Wort melden, nachdem die Grünen sich in Bremen für die SPD und die Linken und gegen die CDU und die FDP entschieden haben. Es klang wie ein Weckruf: Hey, die Grünen sind links, nicht bürgerlich, sie sind keine Idealisten, sondern Machtpolitiker. Sie sind wie alle anderen. Aber sie verbergen es gut.