Was ist die wichtigste Sache im Universum? Fragt Billy Lunn die Fans im Braunschweiger Westand. „Alkohol?“, mutmaßt einer. „Nah dran, mein Freund“, ruft der Subways-Frontmann. „It‘s a Party.“
So heißt auch der Song, den die Band dann raushaut. Und das ist unterm Strich auch ihre Botschaft. Punk’n’Party. Paar Akkorde, prickelnder Refrain, Bass, Gitarre, Schlagzeug.
So prügeln natürlich Tausende Bands in Kellern rund um den Erdball drauflos. Wie kannst du dich abheben? Mit Songwriting, das einen Tick prägnanter und punktgenauer ist als das der anderen. Mit einem souverän schrammelnden, singenden und plaudernden Frontmann. Und mit einer Urgewalt von Bassistin.
Charlotte Cooper spielt mit ihrem Bass wie mit einem wilden Tier
Charlotte Cooper spielt zunächst mal einen kernigen, sehr präzisen Bass, knackige Riffs, rasante Läufe. Und sie zieht das ganz große Rock-Kino auf, spielt mit ihrem Instrument wie mit einem wilden Tier, das sie bändigen muss, mit vollem Körpereinsatz, die blonde Mähne schüttelnd. Ganz starke Performance.
The Subways sind in den 2000er Jahren gleich mit ihrem Debütalbum „Young for Eternity“ und dem donnernden, ein wenig an Motörhead erinnernden Indie-Hit „Rock & Roll Queen“ bekannt geworden. Vermutlich ist er Cooper gewidmet, mit der Sänger Lunn damals auch privat liiert war. Die Band spielt ihn Samstagabend als letzte Nummer. Da hat sie den Saal längst fest in der Hand. Wie eigentlich von Anfang an.
Viel Lob für Deutschland
Gut 300 Fans genießen es ausgelassen, endlich wieder internationale Rockmusik zu erleben. Die Gelegenheit gab es in der Pandemie wegen der Reisebeschränkungen selten. Wegen des Brexits auch.
Den erwähnen The Subways nicht weiter, aber sie loben die Gastfreundschaft in Deutschland über den grünen Klee. „Amazing people“, schmeichelt Lunn. „So geil, wieder hier zu sein“, steuert Bassistin Cooper auf Deutsch bei.
Auch von hinter dem Drumset kommt bei The Subways Frauenpower. Wörtlich. Camille Phillips ist frisch in die Band eingestiegen, und sie trommelt furios, das Gesicht hinter Lockenvorhängen verborgen, viel mit den Toms arbeitend, äußerst saftige Beats.
Punkrock-Feuerwerk
So entfachen die Drei von der Insel ein donnerndes Rock’n’Roll-Gewitter, im Geist der Ramones, aber very british. Ihr letztes Studioalbum ist schon sieben Jahre alt, aber zuletzt haben sie ein paar neue Songs geschrieben. Natürlich auch überschäumende Kracher im Zweieinhalb-Minuten-Format.
Mit der Zeit wird das ein wenig eintönig. Zwischendurch wechselt Cooper an die Keyboards. Die Nummern klingen ein wenig poppiger und avantgardistischer – aber der Punch ihrer Bassline fehlt.
Bald bringt sie die wieder. Die Band tob, die Menge wogt, und nach 80 Minuten hat das Punkrock-Feuerwerk ein Ende. Hat Spaß gemacht.
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