Berlin. Deutschland zittert sich gegen Ungarn ins Achtelfinale der EM. Bei “Markus Lanz” gibt es aber Streit über eine Uefa-Entscheidung.

Das letzte Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft am Mittwoch gegen Ungarn war ein riesiges Politikum. Die Idee, die Allianz Arena in München während des Spiels in Regenbogenfarben zu beleuchten, wurde von der Uefa abgeschmettert. Der Hintergrund: Das ungarische Parlament hatte in der vergangenen Woche ein Gesetz beschlossen, wonach Jugendliche sich nicht mehr über Homo- und Transsexualität informieren können dürfen. Die Uefa berief sich auf die politische und religiöse Neutralität und sorgte für immense öffentliche Empörung.

"Markus Lanz": Das waren die Gäste:

  • Ewald Lienen, Fußballtrainer
  • Gaby Papenburg, Sportexpertin
  • Marcel Reif, Sportjournalist
  • Giovanni Zarrella, Sänger und Moderator

EM 2021: Löw steht nach dem Spiel in der Kritik

Die ist auch nach dem Spiel am Mittwoch präsenter als die Leistung der Nationalmannschaft. Markus Lanz diskutiert mit seinen Gästen nur am Rande über die Performance der Elf. Die Talk-Runde ist sich einig, dass es ein "grenzwertiges Spiel" gewesen sei, so Fußballtrainer und Lanz-Beinahe-Dauergast Ewald Lienen, und schimpft vor allem über Bundestrainer Joachim Löw und dessen Taktik. "Das hat nichts mit den Spielern zu tun, sondern mit der Aufstellung", sagt Lienen im ZDF.

Weniger Einigkeit herrscht hingegen bei der Gretchenfrage, wie politisch Fußball sein dürfe. Papenburg, Lienen und Zarrella stimmen in die Uefa-Kritik ein. "Die Uefa hat sich ein klassisches Eigentor geschossen", urteilt Papenburg. Denn durch das Verbot würde die ganze Welt über die LGBTQI+-Bewegung und ihre Rechte sprechen, ohne die Anordnung wäre die Diskussion nie so groß geworden, vermutet die Sportexpertin.

Die Begründung des Verbandes, sich aus politischen Belangen rauszuhalten, nennt Papenburg "komplett scheinheilig." Zarella reagiert emotionaler auf die Debatte: "Es kann nie falsch sein, ein positives Signal zu senden. Es geht nicht um Politik, es geht um Menschenrechte."

"Lanz": Marcel Reif verteidigt die Uefa-Entscheidung

Marcel Reif, der einzige Befürworter der Uefa-Entscheidung in der Runde, hat wenig Argumente und einen entsprechend schweren Stand. "Die Uefa ist ihren Regularien gefolgt," so seine Einschätzung. Und weiter: "Das, was in Ungarn passiert, kann man nicht nur über Sport und Fußball lösen."

Dabei sei genau das Gegenteil der Fall, erklärt Lienen: "Die großen Verbände wie Fifa und Co. haben Politik erfunden." Der Fußballtrainer spielt damit auf Praktiken wie etwa umstrittene Vergaben von großen Turnieren in politisch instabile oder arme Länder an. Bei Entscheidungen des europäischen Fußballverbandes müssten auch immer die mitgesendeten Botschaften beurteilt werden, so Lienen.

Darauf weiß sich Reif nur noch mit angefressenen Whataboutism, also einer abwehrenden Gegenfrage, die auf ein kritisches Argument folgt, zu verteidigen. "Wenn wir nur noch dort Fußball spielen, wo alles sauber ist, spielen wir nur noch in der Schweiz", so der Sportjournalist. Sein einsames Plädoyer für die Uefa an diesem Abend endet mit einem letzten leeren Erklärungsversuch: "Ich habe viele Freunde in Ungarn und wenn du da mit jungen Leuten sprichst, die sind nicht so."

"Markus Lanz" – So liefen die vergangenen Sendungen