Berlin. Wo sind die Chefinnen? Bei „Maischberger“ ging es um die Quote. Zumindest ein Gast fand sie ganz furchtbar. Das waren seine Argumente.

Die Gleichberechtigung mag voranschreiten, doch auch im Jahr 2018 werden Frauen systematisch benachteiligt. Sie verdienen häufig weniger als Männer, gelangen seltener in Führungspositionen – und sind im Zweifel dann doch die Hauptverantwortlichen für die Kinder.

Doch was hilft? Um diese Frage ging es am Donnerstagabend bei „Maischberger“.

Das waren am 14. November 2018 die Gäste bei Maischberger:

• Judith Williams (Unternehmerin)

• Katharina Schulze (Bündnis ‘90/Die Grünen, Fraktionsvorsitzende Bayern)

• Ursula Engelen-Kefer (ehemalige Gewerkschafterin)

• Reinhard Sprenger (Unternehmensberater)

• Hajo Schumacher (Journalist)

Vor allem zwei Gäste standen sich gegenüber.

Der „alle ist gut“- Unternehmensberater

Auf der einen Seite der Unternehmensberater Reinhard Sprenger, der das Problem nicht so recht erkennen konnte. Vor 15 Jahren sei es schwer gewesen, eine Frau für eine Führungsposition zu empfehlen, berichtete Sprenger aus seiner Tätigkeit. Heute sei es genau umgekehrt: „Männer sind in Bewerbungsverfahren oft nur Sättigungsbeilage.“

Mit solchen Argumenten aus der eigenen Arbeitswelt bestritt Sprenger große Teile der Diskussion. Ein Trick, der es ihm trotz eindeutig gegenteiliger Statistiken erlaubte, das Problem kleinzureden. „Im vierten Jahr hintereinander verdienen weibliche Vorstände mehr als Männer“, erklärte Sprenger. Super! Nur gibt es kaum welche – während Frauen in anderen Positionen bei exakt gleicher Tätigkeit durchschnittlich sechs Prozent weniger verdienen als Männer.

Die „gar nichts ist gut“-Politikerin

Gut also, dass es in der Runde auch Gegenstimmen gab. Etwa die von Katharina Schulze. „Wenn man es politisch will, kann man dagegen etwas tun“, sagte die Chefin der bayerischen Grünen. Statt auf Freiwilligkeit zu setzen, müssten die Strukturen durch Gesetze geändert werden.

Schulze verwies dazu auf Island. Dort müssen die Unternehmen belegen, dass sie Gleichberechtigung erreichen. Der Staat prüft und berät. Warum nicht auch hierzulande?, fragte Schulze. In Führungspositionen sollte eine Frauenquote von 50 Prozent angestrebt werden.

Ist die Quote ein Makel?

Bei Sprenger stieß das auf radikale Ablehnung. „Die Forderung nach Parität ist für mich Nordkorea““, sagte er. Und sprach von Frauendiskriminierung: „Man sagt: Die schaffen es nicht selbst, man muss sie fördern.“ Dabei gebe es natürlich kompetente Frauen, die es alleine schafften – und denen dann das Makel anhängen würde, eventuell nur durch die Quote nach oben gekommen zu sein.

Mit diesem Hinweis traf Sprenger tatsächlich den wunden Punkt der Quotenforderung. Auch an anderer Stelle hatte er Argumente, etwa, als er feststellte, dass vor allem Mütter ein Problem hätten. „Die meisten Unternehmen versuchen, Frauen reinzubringen, weil es politisch korrekt ist“, behauptete Sprenger. Bei der Integration von Müttern würden sich viele aber schwertun.

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„Ich bin eine Quotenfrau und ich bin stolz drauf“, sagte dagegen die Grüne Schulze. Zugleich deutete sie an, dass das Instrument vielleicht nicht für immer die ideale Lösung ist. Aber: „Wir brauchen jetzt eine Krücke, um die Gleichberechtigung zu erreichen.“

Das Fazit

Diese Ausgabe von „Maischberger“ lehrte viel über die Gleichberechtigung. Es zeigte sich: Entweder man hält es mit Sprenger und überlässt die Dinge dem Markt. Oder man setzt wie Schulze auf den regulierenden Staat. Da sich das Problem in den vergangenen Jahren nicht so recht gelöst hat, ist es wohl an der Zeit, den Staat vor dem Markt zu bevorzugen.

Zur Ausgabe von „Maischberger“ in der ARD-Mediathek