Berlin. Dunja Hayali wurde heftig für ihre Nebentätigkeiten kritisiert. Nun meldet sich die ZDF-Frau zu Wort. Die Debatte gehe ihr sehr nahe.

Kann eine Moderatorin beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gleichzeitig einen Kongress der Automatenwirtschaft moderieren und nur kurze Zeit später möglichst neutral Nachrichten vortragen? Und darf sie das überhaupt? Das Medienmagazin des NDR, „Zapp“, hat diese Frage nun Dunja Hayali gestellt.

Die Sendung zeigt dabei Aufnahmen von gleich mehreren Veranstaltungen der freien Wirtschaft, bei denen Dunja Hayali als Moderatorin gebucht war. Der Eindruck, den wohl vor allem die Aufnahmen von Hayalis Auftritt bei einem Kongress der Automatenwirtschaft vermitteln soll: das Engagement hat ein gewisses Geschmäckle und untergräbt die Neutralität der ZDF-Moderatorin.

Hayali selbst sieht keinen Interessenskonflikt, so lange sie „nämlich kritischen Journalismus“ auch bei Kongressen abliefere, wie sie „Zapp“ erklärte.

Dunja Hayali: „Mir geht die Debatte sehr nahe“

Doch am Montag ruderte die Journalistin zurück. Die entstandene Diskussion habe ihr „vor Augen geführt, dass durch die Auftritte jenseits meiner Sendungen der Eindruck von Befangenheit oder Abhängigkeit entstehen kann“, schreibt sie in einem langen Facebook-Post.

Die Wirkung habe sie unterschätzt, was sie bedauere. „Mir geht die Debatte, so wie sie zum Teil geführt wird, sehr nahe. Mir hat sie klargemacht, wie extrem hoch die Ansprüche an mich sind.“ Sie wolle nun ihre Nebentätigkeiten noch selbstkritischer prüfen. Gleichzeitig machte Hayali deutlich, dass es sich nicht um Werbeauftritte handle: „Oft stelle ich mich auch ehrenamtlich zur Verfügung oder bitte darum, das vorgesehene Honorar zu spenden.“

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Journalistik-Professor hält Hayalis Kongress-Tätigkeit nicht für Journalismus

Doch sind Auftritte bei Branchentreffen der Wirtschaft wirklich Journalismus?

Volker Lilienthal, Professor für Journalistik an der Universität Hamburg, bewertet als Experte für den NDR Hayalis Engagements. Lilienthal betont, dass das, was Hayali bei Kongressen tue, kein Journalismus sei.

Das ungewöhnliche Verständnis von der Trennung zwischen Journalismus und Pressearbeit für die Wirtschaft ist wohl das einzige, das man Dunja Hayali vorwerfen kann. Denn rechtlich – und wohl auch wirtschaftlich – hat sie sich wohl nichts vorzuwerfen. Die meisten Moderatoren bei ARD und ZDF arbeiten als freie Mitarbeiter für die Sender und sind rechtlich nicht dazu angehalten, Nebentätigkeiten mit dem Auftraggeber abzusprechen.

Das Beispiel Dunja Hayali ist längst keine Ausnahme, sondern wohl eher die Regel, was der Beitrag des NDR-Magazins „Zapp“ kaum erwähnt. Denn andere Beispiele für Moderatoren mit Nebentätigkeiten werden in dem Fernsehbeitrag nicht genannt.

Auch andere Moderatoren haben gut bezahlte Nebenjobs

Prominentestes Beispiel ist wohl die Tagesschau-Sprecherin

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. Sie erregte nicht nur Aufsehen mit einem Auftritt bei der Eröffnung einer McDonald’s Filiale, sondern moderiert auch den „Deutschen Handelspreis“. Der Preis wird im Rahmen des Deutschen Handelskongresses verliehen – eine Veranstaltung, die im übrigen auch

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begleitet.

Das „Hamburger Abendblatt“ berichtete im Jahr 2016 über weitere Beispiele von Nebentätigkeiten der Moderatoren im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Ein Befund der Zeitung: die Moderatoren von ARD und ZDF verdienen mitunter nicht schlecht, gemessen an ihrer enormen Popularität jedoch auch nicht übermäßig viel. Das „Abendblatt“ berichtet von 238,01 Euro pro 20-Uhr-Sendung der Tagesschau. Zum Vergleich: Fußball-Experten im Fernsehen verdienen bis zu mehrere Tausend Euro pro Sendung. Finanziell attraktive Engagements außerhalb der Sender können also eine wirtschaftliche Absicherung sein, nach der sich viele Freiberufler sehnen. (ac/jha)