Berlin. Die Arbeitswelt der Zukunft war Thema bei Illner. Vertreter von CDU und SPD setzen auf Wirtschaftswachstum – und das Prinzip Hoffnung.

Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass die FDP ihre Probleme mit Umverteilung hat. Wer Eigenverantwortung predigt, kann mit staatlichen Transfers wenig anfangen.

Auch dann nicht, wenn künstliche Intelligenz und Maschinen in Zukunft immer mehr Arbeit übernehmen – und sich die Frage stellt, ob Roboter bei Steuern und Abgaben nicht genauso behandelt werden sollten wie Menschen.

Nicola Beer fordert Digitalministerium

„Wir brauchen ein Digitalministerium und keine weitere Belastung des Mittelstands“, sagte die Generalsekretärin der Liberalen, Nicola Beer, am Donnerstagabend bei

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und wischte so die Debatte über Profite mit einer Handbewegung vom Tisch.

Die Diskussion um „Digital oder sozial – die Angst um die Arbeit von morgen“ hatte sich gerade der brisanten Frage genähert, wer die Milliardengewinne in Zukunft einstreicht und wie eine gesellschaftspolitische Antwort darauf ausfallen muss. „Ich kenne keinen Wissenschaftler, der auf diese Verteilungsfrage bisher eine Antwort hat“, sagte der Ökonom und Arbeitsmarktexperte Stefan Sell.

„Wir brauchen ein Digitalministerium und keine weitere Belastung des Mittelstands“, forderte FDP-Generalsekretärin Nicola Beer.
„Wir brauchen ein Digitalministerium und keine weitere Belastung des Mittelstands“, forderte FDP-Generalsekretärin Nicola Beer. © ZDF | Svea Pietschmann

Branchen und Berufsbilder könnten aussterben

Es sind nicht nur die Internetriesen

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die für den Strukturwandel in der Arbeitswelt stehen. Ganze Branchen und Berufsbilder könnten in Zukunft aussterben. Bankkaufleute, Kassierer oder Steuerberater werden nicht mehr benötigt, wenn Algorithmen ihre Jobs ausführen. Die Digitalisierung könnte so zum Arbeitsplatzkiller werden.

Der geschäftsführende Bundesfinanzminister Peter Altmaier (CDU) hatte Recht in seiner Analyse, dass auch neue Arbeitsplätze entstehen. Die Frage ist nur wo – und zu welchen Konditionen.

Zumindest wirkten Altmaier und die designierte SPD-Chefin

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in Illners Runde nicht so, als hätten sie eine Idee davon, wie groß die Umwälzungen in der Arbeitswelt sind und welchen Weg das Land einschlagen soll. Der Koalitionsvertrag erwähnt zwar 93-mal den Begriff Digitalisierung. Da geht es aber vor allem um schnelles Internet. Klingt ja auch besser.

Ökonom warnt vor Auseinanderbrechen des Arbeitsmarktes

Doch wie umgehen mit Millionen Menschen, die möglicherweise ihren Job verlieren? Die ehemalige Arbeitsministerin Nahles wünscht sich, dass Arbeitnehmer in Zukunft bei der Bundesagentur für Arbeit einen Kompetenzcheck und Beratung bekommen. „Arbeit verändert sich, aber sie fällt nicht einfach weg“, so Nahles.

CDU-Mann Altmaier setzt auf Wirtschaftswachstum. „Dann können wir es schaffen, auch in fünf oder zehn Jahren noch für jeden Arbeit zu haben“.

Unternehmerin Sina Trinkwalder widerspricht den Annahmen von Peter Altmaier.
Unternehmerin Sina Trinkwalder widerspricht den Annahmen von Peter Altmaier. © ZDF | Svea Pietschmann

Das Prinzip Hoffnung der Großkoalitionäre durchbrach die Unternehmerin Sina Trinkwalder. „Wir haben schon heute eine sehr hohe Quote von Menschen, die wir nicht eingliedern können in den Arbeitsmarkt – ohne die Folgen der Digitalisierung“, sagte sie.

Auch der Wirtschaftswissenschaftler Stefan Sell warnte vor einem Auseinanderbrechen des Arbeitsmarktes. „Wir müssen verhindern, dass das Lohnniveau nach oben und unten wegbricht“, sagte er. „Das ist gesellschaftspolitischer Sprengstoff. Wir müssen deshalb an die Unternehmensgewinne ran“, so der Volkswirt.

Illners Runde zeigte Szenarien auf

Prognosen sind unsicher, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen. Das Bonmot ließ sich diesmal auch auf Maybrit Illners Runde übertragen, die zwar nicht genau sagen konnte, wie heftig die Transformation der Arbeitswelt ausfallen wird, aber immerhin Szenarien aufzeigte.

Vielleicht führt am Ende doch kein Weg an einem Instrument vorbei, das der FDP so gar nicht schmeckt: Umverteilung.