Berlin. Maybrit Illner ließ in ihrer Sendung die Krisen des Jahres Revue passieren. Dabei ging es auch um die Aufarbeitung des Wahlkampfes.

Sieben Parteien im Bundestag, keine Regierung, der „Islamische Staat“, Trump, Putin, Kim, Flüchtlinge und die AfD – kurz und knapp wären damit die Krisenherde des zu Ende gehenden Jahres benannt. Nicht wenige sind es, aber daran hat man sich schon gewöhnt.

Und ob damit gleich Demokratie und Weltfrieden auf dem Spiel stehen? Maybrit Illner und ihrer Redaktion war eine Woche vor Weihnachten recht fatalistisch zumute, das Thema der Sendung ist ein politischer Jahresrückblick mit dem Titel: „Vertrauen, Wahrheit, Sicherheit – was ging 2017 verloren?“

Manches ist halt doch wie immer

Geladen sind aber nicht jene, die tatsächlich die großen Rollen in den Politdramen des Jahres spielten, sondern eher Statisten und Kommentatoren von der Seitenlinie: Ein sichtlich entspannter SPD-Außenminister

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(„Was sind wir für ein glückliches Land?!“), der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber („Von der polyglotten, elitären Erasmus-Generation fühlen sich viele Menschen nicht vertreten“), dazu der Kabarettist Serdar Somuncu („Besser keine Regierung, als ein Trump“), der ZDF-Chefredakteur Peter Frey und die US-Journalistin Melinda Crane.

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    Seltsam, diese Runde, und Illners Versuch, aus dem Jahr 2017 ein ganz außerordentliches zu machen. Es sei ja nun nichts mehr wie es vorher war, politische Gewissheiten seien aufgelöst, die etablierten Medien in der Krise. Dabei spricht gerade die Existenz einer solchen Talkshow-Runde dafür, dass eben manches doch ganz so wie immer ist.

    Ist die große Koalition alternativlos?

    ZDF-Chefredakteur Peter Frey hält das Führungspersonal einer möglichen großen Koalition für angeschlagen.
    ZDF-Chefredakteur Peter Frey hält das Führungspersonal einer möglichen großen Koalition für angeschlagen. © imago/Jürgen Heinrich | Jürgen Heinrich

    Nun sollten die Geladenen also über die Erosionen des Jahres reden, mit dem Schwerpunkt auf der Zukunft Deutschlands. Um in der letzten Szene dann einhellig zu betonen, es werde wohl wieder eine

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    geben. Keine andere Version einer Regierung sei vorstellbar. Wobei ZDF-Chefredakteur Frey einwendet, es werde eine Koalition der geschwächten Führungsfiguren werden. Bei Merkel ist langsam ein Ende absehbar, die Überkanzlerin ist auf Menschengröße zusammengeschrumpft, in der SPD ist Schulz’ Zukunft ungewiss.

    Es geht an diesem Abend natürlich auch ein wenig um die Aufarbeitung des Wahlkampfes. Sigmar Gabriel zeigt sich reumütig und gesteht Fehler im Umgang mit der sogenannten Flüchtlingskrise ein: „Wir haben keine aufgeklärte Debatte über Zuwanderung geführt. Wir hatten Sorge, dass wir ins falsche Horn blasen.“ Auch der Schwerpunkt auf Gerechtigkeit sei wohl falsch gewählt gewesen, wo sich doch viele in Deutschland mit einer gefühlten Unsicherheit und Zukunftsängsten beschäftigten.

    Gabriel und Somuncu wollen Rollen tauschen

    Bundeskanzler Serdar Somuncu?
    Bundeskanzler Serdar Somuncu? © imago/Jürgen Heinrich | imago stock&people

    Ein paar Spitzen gibt es von Somuncu, der sich über Gabriels Umgang mit dem türkischen

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    echauffiert. Ob er den Namen Deniz Yücel erwähnte, wenn die Beiden zusammenkämen? Jedes Mal, gibt Gabriel patzig zurück und ist entrüstet, dass Somuncu überhaupt solche Fragen stellt.

    Die beiden raufen sich dann noch ein wenig, um sich am Ende die Vorlagen zuzuspielen: „Wenn er Bundeskanzler wird, werde ich Kabarettist“ erklärte Gabriel an Somuncu gewannt, der mehr als einmal von seinen Plänen gesprochen hatte, Bundeskanzler werden zu wollen. Auch eine Art Jahresausblick für 2018. Wobei ersterer Rollentausch der beruhigendere ist. Gabriel als Kabarettist? „Jagutt…“, würde wohl ein Edmund Stoiber sagen.

    Der sprach kompetent und mit bayerischer Leidenschaft, mäanderte jedoch sehr umher in seinen Ausführungen. Selbiges galt für diese Sendung.

    Und hier geht’s zur Sendung in der ZDF-Mediathek.