Leuchtturm-Projekte hat es in der Samtgemeinde Isenbüttel bereits einige gegeben. Mit dem geplanten Mehrgenerationen-Wohnprojekt „GeNiAL“ schlägt die jüngst von zehn Personen gegründete Planungs-Gesellschaft den nächsten Pflock ein. In einer aus
16 Wohneinheiten bestehenden Anlage wollen sie eine Wohnform ansiedeln, die eine verlässliche und unterstützende Nachbarschaft in den Mittelpunkt stellt.
Was steckt hinter der Idee?
„Wie und wo wollen wir im Alter leben?“ Auf diese Fragen suchten Elisabeth und Jens Krull vor zwei Jahren erstmals ernsthaft nach Antworten. Erst unter vier Augen und bald darauf in großer Runde mit Freunden und Nachbarn. Die Frage nach dem „Wo“ war für das Ehepaar und deren Gleichgesinnte schnell beantwortet. Fernab der perfekten Infrastruktur ihres Wohnorts Isenbüttel wollten Krulls sich nicht auf das Abenteuer Wohnprojekt einlassen.
Warum war Isenbüttel gesetzt?
Mit dem Naherholungsgebiet Tankumsee vor der Tür, dem aufstrebenden Gewerbegebiet mit dem VW-Technologiezentrum als Aushängeschild und der günstigen Lage im Städtedreieck Gifhorn-Wolfsburg-Braunschweig ist Isenbüttel als Wohnort hoch im Kurs. Dazu kommen Kindergärten, Schulen, ein quirliges Dorfleben sowie Geschäfte und Dienstleister, die von Apotheken bis Zahnärzten die gern bemühte A-bis-Z-Palette auch inhaltlich komplett abdecken.
Welche Ziele werden verfolgt?
„Eine Grundsatzentscheidung neben dem Standort Isenbüttel war, dass wir das Projekt binnen fünf Jahren umsetzen können“, erklärt Elisabeth Krull. „Ebenso schnell war klar, dass wir kein Seniorenprojekt sein wollen.“
Womit auch die Frage nach dem „Wie“ in groben Zügen geklärt war. Alle, die seinerzeit gemeinsam mit Krulls das Projekt „Gemeinsam Wohnen in Isenbüttel“ auf den Weg brachten, einte das Wissen, dass ihr Haus auf lange Sicht zu groß und nicht altersgerecht ist – und die Überzeugung, dass sie sich auf eine neue Lebensform einlassen wollen. Das Konzept basiert darauf, selbstbestimmt und dennoch gemeinschaftlich zu leben. „Im Mittelpunkt soll eine solidarische, verlässliche und unterstützende Nachbarschaft stehen“, so Krull. Wie das in der Praxis funktionieren könnte, haben die Ideengeber bei Besuchen ähnlicher Projekte und durch Kontakte zu Netzwerken in Erfahrung gebracht.
Zu welchen Erkenntnissen hat das geführt?
„Wir haben erkannt, dass jeder Kompromisse machen muss“, sagt Jens Krull. „Und dass wir unsere eigenen Regeln für das Zusammenleben finden müssen.“
Denn die Vorstellungen an das Miteinander sind vielfältig. Vieles ist noch nicht klar definiert, damit noch hinzukommende Mitstreiter in diesen Prozess eingebunden werden können. Nur zwei Regeln sind bereits in Stein gemeißelt: Tiere sind in den Gemeinschaftsräumen und Kampfhunde auf der gesamten Anlage verboten.
Wo und wann wird gebaut?
Die allerbeste Nachricht für die zwischenzeitlich auf sechs Parteien angewachsene Gruppe ist, dass es mit dem 7000 Quadratmeter großen Grundstück im Baugebiet Allerkamp II in Nachbarschaft zu geplanten 26 Einfamilienhäusern jetzt eine Fläche gibt. Im Laufe dieses Jahres sollen dafür der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Die Erschließung könnte im Herbst 2020 erfolgen und die Einweihung der Anlage frühestens Ende 2021.
Wie ist der Stand der Planung?
Unterstützt von einer Firma, die Wohnprojekte begleitet, wurde auch die Idee so weit entwickelt, dass drei Bauvarianten auf dem Tisch liegen. Welche davon das Rennen macht, ist noch offen. Klar ist, dass die Wohneinheiten auf mehrere Gebäude verteilt werden sollen. Zudem soll es Grünlagen und einen Gemeinschaftsbereich geben. „Aufgabe des Architekten ist jetzt, alle Interessen unter einen Hut zu bringen und nebenbei den Ort architektonisch zu bereichern“, sagt Krull.
Was kostet der Einstieg und wer ist bislang dabei?
Auch wenn kein Luxus entstehen soll, hat das Stück vom Kuchen durchaus seinen Preis. Für 100 Quadratmeter Wohnfläche und jeweilige Anteile an Grundstück und Gemeinschaftseigentum sind 350.000 Euro veranschlagt. Eine zentrale Idee des Projektes ist, mehrere Generationen zusammenzubringen. Noch fehlt es an jungen Familien. Um ihnen den Einstieg zu erleichtern, steht die Option im Raum, dass eine Wohneinheit zur Miete angeboten wird. Bislang war die Generation 55-plus unter sich. Mit Birgit und Michael Hüser aus Calberlah hat sich die Gruppe zuletzt etwas verjüngt. „Wir finden diese Form des Zusammenlebens interessant und hatten uns schon länger mit dem Gedanken beschäftigt.“ Auf der Suche nach der passenden Wohnidee, waren auch Britta und Rolf Schliephacke aus Wasbüttel bei dem Projekt hängengeblieben. „Wir wollen im Alter nicht alleine leben und die Perspektive, sich in eine Gemeinschaft einbringen zu können, macht die Trennung von unserem Haus leichter“, erklären sie.
Auf welche Rechtsform gründet sich das Projekt?
Mit Gründung der Planungsgesellschaft hat das Kind auch einen neuen Namen: GeNiAl steht für „Gelebte Nachbarschaft im Allerkamp“. Mit Elisabeth Krull und Ralf Hintz gibt es zwei Geschäftsführer. Aus den zehn Gesellschaftern sollen 15 werden. Der Einstieg ist unverbindlich. Erst mit dem Bauantrag wird aus der Planungs- eine Baugesellschaft und aus der Projektgruppe eine Baugemeinschaft.
Wie kommen Interessierte an Informationen?
Wer in das Mehrgenerationen-Wohnprojekt einsteigen möchte, kann beim nächsten Treffen der Planungsgruppe reinschauen. Es findet am 15. April ab 20 Uhr im Jugendtreff am Schulzentrum in Isenbüttel statt. Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter
(05374) 27 84
sowie auf der neuen Internetseite www.genial-isenbuettel.de.
Wie läuft das Aufnahmeprozedere?
Zuerst findet ein Gespräch im kleinen Kreis statt. Wenn die Chemie und die Vorstellungen zusammenpassen, werden die Interessierten in großer Runde interviewt.
Eine interaktive Karte mit allen Baugebieten in Gifhorn finden Sie hier.
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