Braunschweig. Mit Gästen der Partnerstadt Sousse beim Schoduvel – das wärmt die Herzen und vertieft die Freundschaft.

Braunschweig international. Wagen 132, MS Brunswiek. Obenauf beim Schoduvel – neben dem BZ-Reporter als Kapitän – die Crew aus Braunschweigs tunesischer Partnerstadt Sousse. Eine Trommler-Fußtruppe in weißen Socken und dünnen Schlappen vorneweg. „Es ist ein bisschen kalt, normalerweise feiern wir im Winter nicht Karneval“, sagt Raouf Homri.

Aber beim Spielen wird es ihnen ganz warm. Auch ums Herz, denn vom Straßenrand schlägt den Gästen aus Tunesien große Begeisterung entgegen, Raouf, in Tunesien geboren, lebt schon seit 46 Jahren in Braunschweig. Jetzt betreut er beim Schoduvel die Gäste aus der Partnerstadt Sousse, gemeinsam mit Petra Havemann von der Stadt Braunschweig.

Und dem Kapitän der MS Brunswiek erklärt Raouf gleich mal: „Karneval wird auch in Sousse gefeiert – und bedeutet dort so etwas wie Erntedank.“ Man feiert im Juli oder August, freut sich auf den Sommer – und eine kleine Erholungsphase, bis die harte Arbeit auf dem Feld wieder beginnt.

„Wurfmaterial“ – nun, das ist so ein Wort, das es vermutlich nur in der deutschen Sprache gibt. Murat, Leiter des Kulturinstituts von Sousse, und die Kunstwissenschaftlerinnen Rime und Igram von der Kunsthochschule Sousse werfen sich gerade auf MS Brunswiek ein, von unten rufen die Kinder ohne Unterlass „Helau! Helau!“.

Das macht Spaß, ja, auch im kulturhistorischen und ethnologischen Vergleich. Zuhause in Tunesien kennt man kein „Wurfmaterial“, aber umso schöner ist der Volks-Brauch hier. Was da nicht alles fliegt und unbändige Freude auslöst! Bolchen und Kekse satt gehen über die Reling.

Kamelle zum Schmeißen kennt der Tunesier nicht, dafür aber herrliche Kostüme und Wagen. Die haben sie beim traditionellen Karneval in Sousse. Und einen eigenen Sousse-Wagen soll es im nächsten Jahr auch beim Schoduvel in Braunschweig geben!

Faber Drira, Bezirksdirektor von Sousse.
Faber Drira, Bezirksdirektor von Sousse. © Henning Noske

Das kündigen die tunesischen Kunstwissenschaftler gemeinsam mit dem Sousser Bezirkschef Faber Drira gleichsam amtlich gegenüber dem Kapitän von MS Brunswiek an. Der hat es gleich aufgeschrieben. Das hört man gern. Unsere Künstler von der Braunschweiger HBK werden Modell und Pläne bekommen und dann prächtig die Partnerstadt bauen – mit Sousse-Symbolen wie Turm, Fischen, Meer und Meeresgott. Und mit Motiven aus der griechischen, römischen und arabischen Mythologie. „Denn Sousse ist ein Treffpunkt vieler Kulturen am Mittelmeer“, weiß Raouf Homri.

Das freut auch HBK-Künstler Torsten Koch, den wir früh am Morgen beim Start zur Schoduvel-Karawane in Kralenriede auf der Forststraße getroffen haben. „Es ist immer ein schöner Moment, wenn es aus der Halle raus auf die Straße geht“, sagt er da – und gibt uns einen Tipp. Tja, wie wäre es denn, wenn die Stadt Braunschweig mal einen eigenen Wagen für ihre Partnerstädte ausrichten würde?

Das wäre, wie uns heuer Sousse eindrucksvoll zeigt, eine faszinierende Idee. Gelegenheit, die Partnerstädte und ihre Menschen gut und noch viel besser kennenzulernen. Wie Sousse. Also, lasst uns den Schoduvel auch nach Bath und Co. bringen. Und zurück. Eine richtig gute Idee, das finden wir.

Und welches Image hat eigentlich Braunschweig in der tunesischen Partnerstadt? Die Recherche ergibt: Es ist ja wohl ein Spitzen-Ruf. „Sehr schön, sehr schön! Unsere Lieblingsstadt“, sagt Raouf Homri. Die anderen nicken. Und was dann kommt, geht runter wie Öl: „Eintracht ist ein deutscher Lieblingsverein der Tunesier – noch vor Bayern.“ Oh, wie ist das schön. Da wäre man – auch angesichts des dann leider doch etwas verregneten Schoduvels 2019 an der Oker – leicht geneigt zu einer Stippvisite im tunesischen Karneval. Das lassen sich die Leute mit den weißen Socken und den dünnen Schlappen nicht zwei Mal sagen: „Willkommen! Wir sehen uns im Sommer in Sousse.“