Berlin. Lisa-Maria Kellermayr, Ärztin in Oberösterreich, ist am Freitag tot in der Praxis entdeckt worden. Vorher gab es monatelange Drohungen.

Der Fall der Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, der in den vergangenen Monaten in Österreich hohe Wellen schlug, kommt zu einem tragischen Ende: Wie die Behörden am Freitag mitteilten, sei Kellermayr leblos in ihrer Praxis in Seewalchen am Attersee aufgewunden worden. Für Fremdverschulden gebe es "eindeutig" keine Anzeichen, sagte Staatsanwältin Silke Enzlmüller laut Medienberichten.

Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass Abschiedsbriefe gefunden worden seien. Eine Obduktion komme nicht infrage. Österreichs Gesundheitsminister Johannes Rauch schrieb beim Kurznachrichtendienst Twitter, er sei "bestürzt" über den Tod der Ärztin. "Morddrohungen gegen sie und ihre Mitarbeitenden waren brutale Realität", so der Minister. Hass gegen Menschen sei unentschuldbar. Das müsse "endlich aufhören". Und weiter: "Meine Gedanken sind bei der Familie und den Angehörigen von Dr. Kellermayr."

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Bedrohte Ärztin Lisa-Maria Kellermayr tot aufgefunden

Im Juli hatte die Ärztin ihre Praxis geschlossen. Hintergrund waren nach ihren Angaben zahlreiche Drohungen von Corona-Leugnern und Rechtsextremen. Es gab offenbar Morddrohungen, die sie seit Herbst in unregelmäßigen Abständen erhalten hatte. In ihnen war die Rede von "Abschlachten" und "Schrotflinte" und einer "tödlichen Impfdosis", schrieb Kellermayr auf Twitter.

In Österreich entfachte die Geschichte eine Debatte: Kellermayr warf den Behörden vor, sie trotz Drohungen nicht ausreichend zu schützen. Sie warf der Polizei vor, keinen Personenschutz bekommen zu haben - ab und zu sei nur eine Streife bei ihr vorbeigefahren.

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Corona-Leugner: Spur führt Ermittler nach Deutschland

Seitens der Landespolizeidirektion OÖ hieß es am Freitag laut "Kurier": "Der Fall ist sehr bedauerlich. Wir haben Frau Kellermayer seit November intensiv betreut. Haben das auch noch einmal intensiviert, nachdem sie ihre Praxis geschlossen hatte. Sie wurde regelmäßig vom Verfassungsschutz kontaktiert."

Die Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Täter würden zum Teil noch laufen. Teilweise seien sie eingestellt worden, weil die Zuständigkeit in die Hände Deutschlands fällt. In Deutschland gebe es Hinweise auf Verdächtige, die Drohbriefe geschrieben haben könnten. (les/fmg)

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