Wolfsburg. Deutsche Eishockey-Nationalmannschaft trifft Samstag in der Eis-Arena auf Frankreich und ist zufrieden mit den Tagen in der VW-Stadt.

Als Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis bekannte, „die Wolfsburg-Wurst“ noch nicht zu kennen, ließ sich sein Gastgeber nicht lange lumpen. Nach der Pressekonferenz des Deutschen Eishockey-Bunds vor dem Länderspiel am Samstag (14 Uhr, live und kostenfrei bei MagentaSport) gegen Frankreich in der Wolfsburger Eis-Arena ließ Autostadt-Geschäftsführer Armin Maus für den Coach, Sportdirektor Christian Künast und DEB-Kapitän Moritz Müller mit der VW-Currywurst die Spezialität des Hauses auftischen. Das passte zur guten Stimmung, die der Verband eine Woche vor Beginn der Weltmeisterschaft in Tschechien verbreitete. Eine Nachricht wollte da allerdings nicht reinpassen.

Moritz Seider wird die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM nicht verstärken.
Moritz Seider wird die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM nicht verstärken. © dpa | Jeffrey T. Barnes

NHL-Verteidiger Moritz Seider hat seine WM-Teilnahme abgesagt. Der Star der Detroit Red Wings verhandelt über einen neuen Langzeitvertrag in der Motorcity. Solange die Situation ungeklärt ist, sind versicherungstechnische Fragen schwierig. Und teuer. „Das Risiko war einfach zu groß, dass man alle Eventualitäten hätte versichern müssen. Es bleibt immer ein gewisses Restrisiko“, erläuterte Künast das Fehlen eines der Spieler, die bei der WM 2023 großen Anteil am Silber-Coup des deutschen Teams hatten. „Wenn mit seinem Vertrag alles geklärt gewesen wäre, wäre es einfacher gewesen“, so Künast weiter. Der Sportdirektor ließ aber noch ein kleines Schlupfloch: „Im Moment ist es final, aber wir haben letztes Jahr gelernt, man soll niemals nie sagen. Man weiß ja nie, was passiert.“ Unterschreibe Seider nicht „in den kommenden sieben bis zehn Tagen, dann gibt es keine Möglichkeit.“

NHL-Trio spielt im Frankreich-Test in Wolfsburg

Die Defensive, im Vorjahr der große Garant auf dem Weg zu WM-Silber, gilt nach der Seider-Absage und dem verletzungsbedingten Fehlen von Leon Gawanke (Adler Mannheim/Schulter-OP) als so etwas wie die Achillesferse des Teams. Auch wenn der Bundestrainer die Bedenken zu zerstreuen versuchte. Kreis sagte: „Ich habe keine Bedenken, dass wir defensiv sehr stabil stehen werden.“ Bei der WM dabei sein wird AHL-Verteidiger Maksymilian Szuber, der am Sonntag zur Generalprobe nach Weißwasser (Montag, 19.30 Uhr) reisen wird und damit am Samstag in Wolfsburg noch fehlt.

Die drei deutschen Nationalspieler um JJ Peterka (Mitte) sollen am Samstag auch im Test in der Eis-Arena zum Einsatz kommen.
Die drei deutschen Nationalspieler um JJ Peterka (Mitte) sollen am Samstag auch im Test in der Eis-Arena zum Einsatz kommen. © dpa | Christian Kolbert

Dafür dürfen sich die Fans in der Eis-Arena auf alle drei NHL-Stars freuen, die Kreis bei der finalen Vorbereitungsphase schon dabei hat: Torhüter Philipp Grubauer (Seattle Kraken) sowie die Stürmer John Jason Peterka (Buffalo Sabres) und Nico Sturm (San Jose Sharks) laufen im Testspiel gegen die Franzosen auf.

Bundestrainer Kreis über Grizzlys-Stürmer Schinko: Darum ist er nicht mehr im DEB-Aufgebot

Ein Profi der Grizzlys Wolfsburg steht nicht im Aufgebot. Nach der zweiten von vier Vorbereitungsphasen hatte Kreis Angreifer Luis Schinko wieder nach Hause geschickt und am Freitag erklärt, weshalb es für den 23 Jahre alten Wolfsburger nicht weiterging: „Luis steht noch am Anfang seiner Karriere in der Nationalmannschaft. Er hat viele gute Ansätze, ein gutes Spielverständnis und Biss. Er geht in die Situationen hinein, was uns gefällt. Was er noch lernen muss, und das geht über Spielerfahrung, ist das Zweikampfverhalten, das Behaupten der Scheiben unter Druck. Aber er ist noch ein junger Spieler.“

Grizzlys-Stürmer Luis Schinko ist in der finalen Vorbereitungsphase nicht mehr dabei. Bundestrainer Harold Kreis erklärte, was er sich von dem Wolfsburger Stürmer wünscht.
Grizzlys-Stürmer Luis Schinko ist in der finalen Vorbereitungsphase nicht mehr dabei. Bundestrainer Harold Kreis erklärte, was er sich von dem Wolfsburger Stürmer wünscht. © City-Press | City-Press GmbH Bildagentur

Mit den Bedingungen in Wolfsburg zeigten sich alle Beteiligten sehr einverstanden. Allzu viel gesehen hat der DEB-Tross aber nicht von der Stadt. Die Pressekonferenz im Skoda-Pavillon der Autostadt war der einzige öffentliche Termin, am Freitagnachmittag gingen drei Nationalspieler noch mit dem Grizzlys-Nachwuchs aufs Eis. Ansonsten lag der Fokus auf der Vorbereitung auf die WM, die am kommenden Freitag mit dem Spiel gegen die Slowakei in Ostrava beginnt.

DEB-Sportdirektor lobt Bedingungen in Wolfsburg

Künast lobte die Bedingungen. „Wolfsburg ist nicht nur eine Fußball-, sondern auch eine Eishockey-Stadt. Hier wird viel getan und wir fühlen uns wohl. Optimale Trainingsbedingungen sind für uns ganz wichtig. Vor allem in der Phase so kurz vor der WM benötigen wir einen Ort, an dem alles perfekt ist“, so der DEB-Sportdirektor. Die Mannschaft ist im Courtyard am Allersee untergebracht, hat damit kurze Wege zur Eis-Arena. Moritz Müller sagt über die Tage in der VW-Stadt: „Die Woche war ein großer Schritt nach vorne. Das wollen wir jetzt im Spiel noch mal bestätigen, und dieses Vertrauen ineinander vertiefen. Und dann sehe ich die Mannschaft auf einem sehr guten Weg.“

DEB-Kapitän Moritz Müller im Gespräch mit Sportdirektor Christian Künast.
DEB-Kapitän Moritz Müller im Gespräch mit Sportdirektor Christian Künast. © Leipold/City-Press | City-Press GmbH Bildagentur

Nach dem Finaleinzug im vergangenen Jahr sind sie beim DEB vorsichtig mit einer Zielsetzung. Künast mahnt, der Erfolg müsse richtig eingeordnet werden und schob hinterher: „Es ist für uns ein extrem schwerer Auftrag, wieder das Viertelfinale zu erreichen.“ Dies sei das Ziel des Verbands, er selbst rückt die Weiterentwicklung des deutschen Eishockeys in den Mittelpunkt. Müller, der Verteidiger der Kölner Haie, sagte: „Es gilt für uns, selbstbewusst aufzutreten mit dem, was wir uns erarbeitet haben. Auf der anderen Seite müssen wir jedem Gegner mit dem nötigen Respekt und der nötigen Demut begegnen.“

Der Frankreich-Test in Wolfsburg soll die WM-Euphorie noch einmal schüren. Die Stimmung ist jedenfalls bestens, was nicht zuletzt die spontane Currywurst-Aktion in der Autostadt zeigte.