Wolfsburg. Zwei Wolfsburger sind aus ihrer Wohnung ausgezogen – ohne ihren jungen Hund. Das berichten Polizei und ein Nachbar über den krassen Fall.
Wie herzlos muss man sein, um so etwas fertigzubringen? Kurz vor dem Osterfest sind in Wolfsburg Mieter aus ihrer Wohnung in Fallersleben ausgezogen – und haben ihren jungen Hund einfach allein zurückgelassen! Erst als ein Nachbar die Polizei alarmierte, endete das Martyrium für das völlig verängstigte Tier. Auf der Wache päppelten Polizeibeamte den Junghund auf, bevor es für ihn am Ostersonntag ins Tierheim ging. Das ist bisher zu dem verstörenden Vorfall bekannt.
Die Tat macht fassungslos: Wie unsere Zeitung nach Ostern erfuhr, ist es wenige Tage vor dem christlichen Fest passiert. Da stand für Wohnungsmieter in Fallersleben – die genaue Adresse ist der Redaktion bekannt – ein Umzug an. Irgendwann fiel Nachbarn in dem Mehrfamilienhaus immer wiederkehrendes Hundegebell und Jaulen auf. Am Ostersonntag alarmierte ein Nachbar die Polizei – da waren die Mieter offenbar schon mehrere Tage ausgezogen. Als die Beamten die Wohnung betraten, entdeckten sie einen Hund, der völlig sich selbst überlassen war. Von seinen Besitzern weit und breit keine Spur!
Polizei Wolfsburg fand alleingelassenen Hund in verschmutzter Wohnung
Polizeisprecherin Melanie aus dem Bruch bestätigte am Donnerstag die Informationen unserer Zeitung. Wie sie berichtete, habe ein Nachbar am Ostersonntag gegen 16.30 Uhr die Polizei gerufen und erzählt, dass im Haus ein Hund seit mehreren Tagen kläffe, dass die Mieter – ein junges Paar – wohl ausgezogen seien und den Hund offenbar zurückgelassen hätten. Angeblich sollen die Hundesitzer schon am Donnerstag, 28. März, ausgezogen sein – also drei Tage, bevor der Vierbeiner befreit wurde.
Nach der Meldung des Nachbarn machten sich die Beamten umgehend auf den Weg. Von einem Schlüsseldienst ließen die Polizisten am Feiertag die fragliche Wohnung öffnen, sagte die Polizeisprecherin. Dort bot sich ihnen eine unglaubliche Szenerie, wie die Sprecherin weiter schilderte: „Die Wohnung war leer, stark vermüllt und durch Kot verunreinigt.“ Mittendrin: der offenbar noch junge Hund, völlig sich selbst überlassen.
Wolfsburger Polizisten päppelten verängstigten Mischlingshund auf
Die Polizisten nahmen das verängstigte Tier mit auf die Wache in der Heßlinger Straße, wo sie den Mischlingsrüden erst einmal versorgten, schilderte Melanie aus dem Bruch: „Er hat zwei große Schalen Wasser getrunken und schien danach immer noch durstig zu sein. Und er hat ganz viel gefressen.“ Ob ihn seine Besitzer ganz ohne Wasser und Futter in der Wohnung zurückgelassen hatten oder der Hund in seiner Not längst alles weggetrunken und -gefressen hatte, ist unklar. Er war laut Polizei jedenfalls wohl in einem schlechten Zustand.
Nach ersten Schätzungen der Polizei ist der junge Mischlingshund möglicherweise sechs bis acht Monate alt. Dem Foto nach könnte es sich um eine Mischung aus einem Malinois (einem belgischen Schäferhund) und einem American Staffordshire Terrier handeln.
Am Wochenende konnte unsere Zeitung mit dem Nachbarn sprechen, der am Ostersonntag die Polizei rief. Er war immer noch fassunglos über die Herzlosigkeit der Nachbarn, die er persönlich gar nicht kannte, weil er sie kaum gesehen habe, wie er sagte. „Was die hier abgezogen haben, geht gar nicht. Das war hardcore!“, schimpfte der Fallersleber. „Der arme Hund! Das ist so ein Süßer...“ Nach seiner Vermutung hat das junge Paar nur etwa zwei Monate im Haus gewohnt und sei dann schon wieder ausgezogen.
Nachbar in Fallersleben alarmierte Ostersonntag die Polizei
Jedenfalls schilderte der Nachbar, dass der Hund schon vor Wochen tagelang gebellt habe. Daraufhin habe ein anderer Nachbar, der auf der Etage des Pärchens wohne, den offenbar abwesenden Hundebesitzern einen Zettel geschrieben und sie aufgefordert, sich um das Tier zu kümmern. „Die haben ihm dann versichert, dass das nicht wieder vorkomme und sie sowieso ausziehen wollten.“
Kurz vor Ostern ging es nach Schilderung des Nachbarn, der schließlich die Polizei alarmierte, dann wieder los mit dem Gebell. „In der Wohnung war ein Fenster auf, aber der Hund war wohl alleine. Der Hund tat mir leid, er hat viel gebellt“, erzählte er unserer Zeitung. Das Problem aus seiner Sicht: Keiner der Nachbarn wusste so recht, ob die Besitzer noch im Umzug steckten und zwischendurch womöglich gelegentlich vorbeischauten. Am Ostersonntag reichte es dem Fallersleber: „Da habe ich die Reißleine gezogen und die Polizei verständigt“, berichtete er. Rückblickend vermutet er, dass das arme Tier wohl schon seit Gründonnerstag allein in der Wohnung war.
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Wolfsburger Feuerwehr brachte Hund ins Tierheim in Sülfeld
Für den Rüden ging es noch am Ostersonntag weiter, berichtete die Polizeisprecherin. Die Berufsfeuerwehr brachte ihn ins städtische Tierheim in Sülfeld. Näheres ist derzeit nicht bekannt. Denn die Stadt Wolfsburg bestätigte am Freitag auf Anfrage lediglich, dass sie Kenntnis von dem Fall hat und der Hund ans Tierheim übergeben wurde.
Fragen und eine Stellungnahme dazu, in welchem Zustand das Tier bei seiner Rettung war, wie das Veterinäramt den Fall einschätzt, welche Schritte die Stadtverwaltung unternimmt und wie es für den Hund nach seiner Sicherstellung nun weitergeht, blieben unbeantwortet. „Weitere Angaben werden wir in einem möglicherweise laufenden Verfahren zum jetzigen Zeitpunkt nicht tätigen“, teilte ein Pressereferent mit.
Wolfsburger Hundebesitzern droht Anzeige wegen Verstoßes gegen Tierschutzgesetz
Auch dem Vermieter ist der Vorfall bekannt, wie eine Anfrage unserer Zeitung ergab. Allerdings teilte ein Sprecher mit, dass man im Vorfeld des schockierenden Vorgangs keine Informationen zu einer möglichen Verwahrlosung, Vermüllung, Vernachlässigung oder zu sonstigen Auffälligkeiten in Bezug auf den Hund, die Mieter beziehungsweise die Wohnung gehabt habe.
Nach Angaben der Polizeisprecherin wird nun eine Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz geprüft. Der Vorgang liegt nach ihrer Aussage zur Prüfung bei der Stadt als zuständiger Behörde.
Dieser Artikel wurde aktualisiert.
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