Wolfsburg. In Heiligendorf entsteht gerade ein neues Baugebiet, der Krumme Morgen. Die Bewohner des älteren Hasenmorgens sind schon weiter.

Ein Hospizhaus, 220 Einzelhäuser und Doppelhaushälften, teilweise angeschlossen an das nahe Blockheizkraftwerk: Das wird das BaugebietKrummer Morgen. Die Stadt Wolfsburg erschließt es nördlich des Lütjer Weges in Heiligendorf. Fliesen aussuchen, Küche kaufen, Gartengestaltung planen: All das haben die künftigen Bewohner noch vor sich. Für die Bewohner des früher erschlossenenen, halb so großen Baugebietes Hasenmorgen ist es schon Vergangenheit. Sie wohnen bereits seit einigen Jahren am dörflich geprägten südlichen Stadtrand von Wolfsburg und verfolgen die Neuentwicklung in ihrer Nachbarschaft mit Spannung.

Durch Zufall ist Familie Wilke vor bald sechs Jahren im Hasenmorgen gelandet. Sie stand auf der Grundstückswarteliste der Stadt Wolfsburg, die Doppelhaushälfte in der Straße „Am Neuen Teich“ wurde ihr von einem Bauunternehmen angeboten. Zu Heiligendorf hatten die Wilkes vorher keinen wirklichen Bezug, sie fühlen sich in dem 2500-Einwohner-Stadtteil aber sehr wohl. „Es ist weitestgehend ruhig gelegen und einigermaßen zentral“, sagt Er.

Im Wolfsburger Baugebiet Hasenmorgen leben viele Familien mit Kindern

Seine Frau begeistern die Anbindung, die Einkaufsmöglichkeiten – ein Supermarkt, zwei Bäcker –, die gute Nachbarschaft und, dass viele Familien mit kleinen Kindern im Hasenmorgen leben. Spielkameraden für die beiden Söhne. Aber nicht nur das Zusammenleben im Baugebiet, sondern auch in Heiligendorf selbst schätzen die Wolfsburger. „Es ist eine tolle Dorfgemeinschaft“, sagt die 45-jährige Mutter und zählt Vereine, Feuerwehr und die Sportangebote für Kinder und Erwachsene auf.

Als echte Heiligendorfer fühlen sich die Wilkes trotzdem noch nicht. Ab 2020, sagt der 39-jährige Papa, habe es ja einen „Integrationsstopp“ durch Corona gegeben. Seine aus Westhagen stammende Frau fragt sich auch, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssten, um als echte Heiligendorfer zu gelten. Identifikation mit dem Wappen? Kirchgang? Da wären die Wilkes raus. Doch sie betont: „Die Heiligendorfer tun viel, um die Neuzugezogenen zu integrieren.“

Heiligendorf empfängt Zugezogene mit offenen Armen

In der Straße
In der Straße "Am Neuen Teich" gilt Tempo 30, doch viele Autofahrer fahren schneller. Eltern wünschen sich verkehrsberuhigende Maßnahmen. Ein Anwohner hat deshalb schon Unterschriften gesammelt. © regios24 | Lars Landmann

Leichte Sorgen machen sich die Eltern momentan bezüglich der Erschließung des Baugebietes Krummer Morgen. Sie fragen sich, ob künftig mehr Verkehr über die Straße vor ihrem Haus rollen wird. Schon heute brettern manche Autofahrer für ihren Geschmack deutlich zu schnell durch die 30er-Zone.

Nicht nur die Wilkes würden sich darum Fahrbahnschwellen, Poller oder andere verkehrsberuhigende Elemente wünschen. Ein Nachbar habe schon Unterschriften gesammelt, erzählen die Eigenheimbesitzer.

Die Kinder können zu Fuß zur Schule gehen

Im Heiligendorfer Baugebiet Hasenmorgen finden sich ganz unterschiedliche Baustile.  
Im Heiligendorfer Baugebiet Hasenmorgen finden sich ganz unterschiedliche Baustile.   © regios24 | Lars Landmann

Keinen weiten Umzug in den Hasenmorgen hatte 2018 eine 40-jährige Mutter, die in der Nachmittagshitze mit ihrem Sohn am Spielplatz Fußball spielt: Ihr Mann und sie wohnten vorher in Neindorf und kauften relativ kurzentschlossen ein bereits fertiges Haus im Neubaugebiet. „Das zweite Kind war geplant. Wir kamen aus einer Wohnung und brauchten mehr Platz“, erinnert sich die Frau.

Das Haus und der Hasenmorgen hätten ihnen auf Anhieb gefallen. „Es sind viele Familien hier. Alle haben die gleichen Sorgen, Nöte und Interessen. Wir fühlen uns pudelwohl“, erzählt die Wolfsburgerin. Wie die Wilkes lobt die Anwohnerin der Straße „Am Stubbeckensiek“ die Gemeinschaft: In ihrem Wendehammer könne man sich jederzeit an die Nachbarn wenden, wenn ein Ei oder Backpulver fehle oder man jemanden suche, der während des Urlaubs die Blumen gieße.

Toll findet die Mutter auch, dass ihre ältere Tochter ohne Begleitung von Erwachsenen zur Grundschule laufen kann: Ein ganzer Trupp Kinder, erzählt sie, gehe zusammen.

Nachmittagsbetreuung findet in Hattorf statt

Die Gärten liegen im Hasenmorgen hinter den Häusern. Anders als in manch anderem Baugebiet wird das Straßenbild nicht von hohen Kunststoffzäunen geprägt.
Die Gärten liegen im Hasenmorgen hinter den Häusern. Anders als in manch anderem Baugebiet wird das Straßenbild nicht von hohen Kunststoffzäunen geprägt. © regios24 | Lars Landmann

Eine Nachbarin, die an der Straße „Am Alten Sportplatz“ im Schatten ihres Carports sitzt, fragt sich, wie es mit der Grundschule wird, wenn der Krumme Morgen hinzukommt. Ihre Kinder, erzählt sie, hätten Glück gehabt und könnten in Heiligendorf zur Schule gehen. Andere Eltern müssten aber fahren, und die Nachmittagsbetreuung finde auch noch in Hattorf statt. „Das ist vielleicht kritisch mit dem neuen Baugebiet“, sagt sie.

Die Mutter fragt sich, ob der Umbau der Grundschule schnell genug vonstatten gehen wird. Die Stadt Wolfsburg plant einen Ergänzungsbau mit zusätzlichen Klassen- und Ganztagsräumen. Er soll in zwei Jahren fertig sein.

Hohe Fixkosten durch Blockheizkraftwerk

Vergleichsweise hohe energetische Standards sorgten vor der Bebauung des Hasenmorgens für politische Diskussionen.
Vergleichsweise hohe energetische Standards sorgten vor der Bebauung des Hasenmorgens für politische Diskussionen. © regios24 | Lars Landmann

Marius Diener hofft, dass seine Familie etwas sparen kann, wenn der Krumme Morgen bezogen ist. Ihr Haus gehört zu den Gebäuden, die an das nahe Blockheizkraftwerk angeschlossen sind. Der 36-Jährige hofft, dass die Fixkosten künftig auf mehr Nutzer umgelegt werden.

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Die Dieners wohnen seit sechs Jahren im Hasenmorgen, in Heiligendorf sogar schon länger. Der Familienvater lobt die „tolle Nachbarschaft“ und die Lage. „Die Nähe zu Braunschweig finde ich ganz gut“, sagt er. „Man ist am richtigen Ende von Wolfsburg.“

Südlich des Hasenmorgens plant die Stadt Wolfsburg schon ein weiteres Baugebiet: Der Rat hat im Juni die Bauleitplanung für das Quartier „Wendeberg II“ auf den Weg gebracht.