Wolfsburg. Der Komplex in der Fallersleber Oststadt ist ein Sanierungsfall. Bis neue Mieter einziehen können, dauert es einige Jahre.

Betonschutt, Balkonbrüstungen und Metall türmen sich rund um das leerstehende Hochhaus in der Fallersleber Oststadt. Die mit Asbest belasteten Baustoffe werden per Spezialgerät abgesaugt und in Säcken luftdicht verpackt. Kaum vorstellbar, dass diese Berge von Materialien einmal alle in der Mozartstraße 15/16 verbaut waren. Mit VW Immobilien ging’s auf Baustellen-Rundgang.

Es ist der mit Abstand größte Wohnhaus-Sanierungsfall, mit dem Volkswagen Immobilien aktuell zu tun hat – und auch noch in den nächsten Jahren. Denn bis zur geplanten Fertigstellung im Sommer 2025 werden sich die Bauleute daran abarbeiten. Dann soll der Komplex barrierearm bis -frei und nach KfW-55-Standard saniert sein. Schon seit knapp einem Jahr steht das größte Hochhaus von Fallersleben leer. Alle Mieter mussten raus aus dem maroden Komplex mit 88 Wohnungen.

Absauger für asbesthaltige Stoffe aus Fallersleber Hochhaus

Wir sind mit Projektleiter Sebastian Sojka und Pressesprecher Tobias Fruh verabredet. Vom Container-Dorf am Parkplatz aus werden die Arbeiten an dem anspruchsvollen Bauprojekt koordiniert. Für einen ersten Überblick, was seit dem offiziellen Baustart im November 2022 alles passiert ist, geht’s zunächst einmal außen herum um die eingezäunte XXL-Baustelle.

Auf der Straßenseite fallen zunächst die beachtlichen Berge von Bauschutt und Metallteilen ins Auge, sortenrein aufgeschichtet. Direkt an der Hausfront des markanten zweiteiligen Komplexes, von der Philipp Holzmann AG 1962 bis 1964 in Massivbauweise errichtet, steht ein aufgeklappter Anhänger, aus dem Gebäude führen mehrere Schläuche dorthin. Von der darin montierten Anlage aus führen Schläuche zu einem Trichter. Es handelt sich um die Abfüllanlage für die im Gebäude mit Fräsen abgetragenen Baustoffe, die mit Asbest verseucht sind und gesondert luftdicht in Säcke abgefüllt werden.

Auf der Gartenseite des Hochhauses in der Fallersleber Oststadt zerkleinert ein Bagger große Betonteile. Die Loggien werden zu Wohnraum, stattdessen werden Balkone an die Fassade gesetzt.
Auf der Gartenseite des Hochhauses in der Fallersleber Oststadt zerkleinert ein Bagger große Betonteile. Die Loggien werden zu Wohnraum, stattdessen werden Balkone an die Fassade gesetzt. © Darius Simka/regios24

Baggerzange kneift große Betonteile auf Baustelle kaputt

Weiter geht es auf die Gebäude-Rückseite, wo sich ebenfalls bergeweise Bauschutt, Boden und gefüllte Säcke türmen. Mitten in der Hügellandschaft thront ein Raupenbagger. Am Ausleger ist eine gewaltige Zange montiert, mit der der Baggerführer große Betonteile scheinbar mühelos kaputtkneift. Es nieselt an diesem Tag, weshalb bei den reichlich staubigen Zerkleinerungsarbeiten nicht so stark gewässert werden muss wie an anderen Tagen.

Wer die Gartenseite des Hochhauses mit acht Wohn- und zwei Kellergeschossen von früher kennt, für den ist der Anblick nun ungewohnt: Die Brüstungen der Loggien, Wohn- und Schlafzimmer sind abgebrochen, die in der Fassade klaffenden Löcher sind mit dicken Holzbrettern gesichert.

VW Immobilien will mit Abrissarbeiten Ende Juni fertig sein

Wenn nach Abschluss der Abrissarbeiten, geplant für Ende Juni, der Wiederaufbau beginnt, bekommt die Westseite des von VWI-Geschäftsführer Meno Requardt beim Abriss-Start als quartierprägend bezeichneten Komplexes eine total neue Optik: Von außen werden Balkone angesetzt. Die früheren Loggien werden in die Raumfläche integriert. Bodentiefe Fenster sollen viel Licht in die Wohnungen lassen. „Wir sind grundsätzlich im Plan“, sagt der Pressesprecher.

Ein ungemütlicher Wind weht von Westen her in die entkernte Wohnung in der achten Etage, von wo aus sich ein beachtlicher Ausblick weit über Fallersleben hinaus bietet. Noch besser ist die Aussicht selbst bei Nieselregen nur vom Flachdach aus, wo allerlei alte Baumaterialien auf den Abtransport warten. Nach Abschluss der Sanierung auf Neubau-Niveau wird hier Dachbegrünung wachsen.

Sebastian Sojka (links) und Tobias Fruh in einer Wohnung im achten Stock mit weitem Blick über Fallersleben.
Sebastian Sojka (links) und Tobias Fruh in einer Wohnung im achten Stock mit weitem Blick über Fallersleben. © Darius Simka/regios24

Laubengänge im achtgeschossigen Komplex werden verglast

Die alten Holz-Wohnungstüren sind noch nicht ausgebaut. Einige sind noch beklebt oder beschriftet. So wie die Tür der früheren Wohnung von Familie Sert, die im April 2022 auszog. „Mein Verein! Mein Rudel! Wölfeclub“, steht auf dem Aufkleber des VfL-Fans. Erreichbar sind die Wohnungen über die markanten Laubengänge auf der Straßenseite. Und das wird auch so bleiben. Mit einem Unterschied: Die bisher offenen Laubengänge werden verglast. „Dieser wetterunabhängige Puffer ist eine deutliche Komforterhöhung“, betont der Projektleiter.

Bleiben soll übrigens auch der dunkelgraue Terrazzoboden in den Treppenhäusern, der gründlich abgedeckt ist. „Wir wollen ihn schützen und erhalten“, erklärt Sebastian Sojka. „Als Reminiszenz“, ergänzt Tobias Fruh.

Hochhaus-Fassade wird mit Metall verkleidet

Was die Fassade des einst auf einer Grundfläche von 1170 Quadratmetern aus vorgefertigten Beton-Sandwichelementen errichteten Komplexes betrifft, gibt es derzeit einen Dreier-Mix zu sehen: Großflächig ist der blanke Beton freigelegt. Zunächst mussten nämlich die schadstoffbelastete Fassadenverkleidung und die Mosaikwandfliesen entfernt werden. Allein rund 2850 Quadratmeter Fassade mussten abgefräst werden.

An einem der beiden Aufzug-Türme liegt weiterhin die alte Waschbeton-Verkleidung frei. Und dann gibt es da noch Bereiche, wo die alten Mosaikfliesen aus der Bauzeit des einst hochmodernen Baus freigelegt sind. Künftig wird das markante L-förmige Gebäude mit der starken Hanglage eine Vorhang-Fassade aus Metall haben.

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Zahlen und Daten zum Sanierungsprojekt Mozartstraße 15/16

Die Zahl von 88 Wohnungen bleibt fast gleich, nach der Sanierung werden es 87 sein. Dann gibt es 66 Drei-Zimmer-Wohnungen mit zirka 73 Quadratmetern und 19 Zwei-Zimmer-Wohnungen mit 65 bis 69 Quadratmetern Wohnfläche. Im achten Stock werden drei Wohneinheiten zu zwei Vier-Zimmer-Wohnungen mit je rund 110 Quadratmetern umgebaut.

Die großen Drei-Zimmer-Wohnungen an der südlichen Gebäudeecke werden als Familienwohnungen mit Badewanne ausgestattet, die drei Erdgeschoss-Wohnungen im nördlichen Gebäudeflügel erhalten separate Hauszugänge sowie eigene Stellplätze.

Die Gesamt-Wohnfläche vergrößert sich von 6936 auf 7907 Quadratmeter. Der Grund sind die Balkone, die neu angebaut werden und die bisherigen Loggien, die künftig dem Wohnraum zugeschlagen werden. Vertriebsstart zur Neuvermietung wird voraussichtlich im Frühjahr 2025 sein. Interessenten können sich aber schon ab Juni 2023 auf der Internetseite www.vwimmobilien.de vormerken lassen.

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