Heiningen. Das Altstadttheater Hornburg spielt die Komödie „Kaktus kontra Julia“ dreimal binnen eines Tages. Ein Blick hinter die Kulissen.

Noch 90 Minuten bis zur Aufführung. Nach und nach trudeln die Laien-Schauspieler des Altstadttheaters Hornburg im Dorfgemeinschaftshaus in Heiningen ein. Seit zwei Jahren ist Heiningen die neue Bühnenheimat des 1983 gegründeten Altstadttheaters, das zuvor jahrelang im Haus Hagenberg in Hornburg geprobt und gespielt hatte. Von großer Aufgeregtheit, vom Lampenfieber des Schauspielers, ist nichts zu spüren. Im Gegenteil – es herrscht Vorfreude. Denn: Für das Ensemble ist es an diesem Nachmittag die zweite von drei Aufführungen ihres Stücks „Kaktus kontra Julia“ binnen weniger als 24 Stunden – eine Komödie von Martina Worms, bei der Theater- und Ensemblemitglied Michael Lindauer Regie führt.

Hinter den Kulissen legt Rosi Stegemann Torsten Stender, der Alf Ahmann, den Dirigenten des Männergesangsvereins
Hinter den Kulissen legt Rosi Stegemann Torsten Stender, der Alf Ahmann, den Dirigenten des Männergesangsvereins "Die goldene Stimmgabel" spielt, die opulente Perücke zurecht. © FMN Niedersachsen | Jörg Kleinert

Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass beim Altstadttheater-Ensemble jeder Griff sitzt – sowohl vor als auch hinter den Kulissen. Bei allen herrscht eine gewisse Unaufgeregtheit. „Viele von uns machen das schon ein paar Jährchen“, sagt Henning Rabe, der im Hintergrund der Herr über die Schieber und Regler für das stets passende Licht und den guten Ton ist. Das geht weiter zu Rosi Stegemann und Sabine Jahns-Kern, die die Schauspieler in der Garderobe schminken und frisieren, bis hin zu Heiningens Ortsbürgermeister Jens Naue, der sich hinter dem Tresen schon mal um den Verkauf von Getränken, Snacks und Kuchen kümmert.

Warum die Feuerwehrleute schon fast mitspielen können in Heinigen

Nicht zu vergessen die Jungs von der Freiwilligen Feuerwehr in Heiningen, die vor, an und nach den Aufführungstagen im Dorfgemeinschaftshaus die Brandsicherheitswache übernehmen. „Wenn das alles hier Ende April durch ist, dann habe ich elf Vorstellungen hinter mir“, erzählt Feuerwehrmann Klaus-Dieter Mrohs. „Irgendwann kennt man die Szenen, ich könnte schon fast selbst mitspielen.“

Man hat irgendwann jeden Einstieg, jeden Satz im Kopf, man ruft ihn dann einfach nur noch ab.
Michael Lindauer - Regisseur und Schauspieler des Altstadttheaters Hornburg

Nicht nur bei Feuerwehrmann Klaus-Dieter Mrohs sitzt inzwischen fast jedes Wort. Vor allem bei den Protagonisten, den Schauspielern, haften die Dialoge fest im Gedächtnis. „Man hat irgendwann jeden Einstieg, jeden Satz im Kopf, man ruft ihn dann einfach nur noch ab“, sagt Regisseur Michael Lindauer, der in der Komödie „Kaktus kontra Julia“ – der trinkfreudige Männergesangverein „Die goldene Stimmgabel“ trifft bei einem Segeltörn auf der „Andrea Gloria“ auf die fröhliche Schauspiel-(Frauen)-Truppe „Sisters of Shakespeare“ – den singenden Frauenversteher Gottfried Liebherr spielt. Hat er noch Angst vor Texthängern? „Nein“, betont Lindauer. Einen letzten Blick ins Textbuch kurz vor der Aufführung erspare er sich lieber. „Das macht einen nur wahnsinnig.“

So gehen die Schauspieler aus Hornburg mit drohenden Texthängern um

Jeder Schauspieler habe seine ganz eigene Art, mit drohenden Texthängern umzugehen. So wie Michael Schneider, der in dem Stück Kevin Kollani verkörpert, der sich für den Startenor des Männergesangsvereins hält. „Ich habe mir Karteikarten vollgeschrieben mit meinem Text“, erzählt Schneider. Die stecke er sich in die Hosentasche. Doch nicht, um sie bei Bedarf herauszuziehen. „Die Karten sind mein Talisman. Ich schaue nie drauf, aber sie geben mir Sicherheit.“

Ihre Zwei-Stunden-Komödie spielten die Hornburger Laienschauspieler an diesem Wochenende gleich dreimal. Zwischen die regulären Aufführungen am Samstagabend und Sonntagnachmittag schoben sie noch eine Vorstellung am Sonntagmittag – quasi eine Matinee. „Das ist eine von zwei Ersatzveranstaltungen für ausgefallene Aufführungen Anfang März“, sagte Regisseur Lindauer. Wegen der krankheitsbedingten Ausfälle zweier Ensemble-Mitglieder hatte das Altstadttheater umdisponiert. „Drei Aufführungen binnen nicht einmal 24 Stunden, das ist schon ordentlich“, konstatierte Lindauer. „Das bedarf schon einer enormen Konzentration bei allen.“

Die nächsten Aufführungen:

Freitag, 12. April (19.30 Uhr), Sonntag, 14. April (13.30 und 17 Uhr) – jeweils Dorfgemeinschaftshaus Heiningen.

Mehr wichtige Nachrichten aus dem Landkreis Wolfenbüttel lesen:

Täglich wissen, was in Wolfenbüttel passiert: