Fredenberg. Bei der Veranstaltung wird viel Positives vorgestellt. Dennoch gebe es dringenden Handlungsbedarf, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.
„Berufsorientierung ist wie eine Schatzsuche. Jeder hat einen einzigartigen Schatz an Fähigkeiten und Talenten – die Kunst liegt darin, ihn zu entdecken.“ Mit diesen Worten eröffnete der Vorsitzende des Vereins „Partnerschaft für Lehrstellen“, Peter Schürmann, die Veranstaltung „Effektive Berufsorientierung“ im Veranstaltungssaal der Berufsbildenden Schulen Fredenberg unter Teilnahme der Kultusministerin Julia Willie Hamburg und Experten. Über die Veranstaltung informiert der Verein.
Angesichts des gegenwärtigen Fachkräftemangels und der Tatsache, dass laut jüngster Erhebungen nur noch etwa 30 Prozent der Schulabgänger sich um einen Ausbildungsplatz bewerben, würde deutlich, dass dringender Handlungsbedarf bestehe, fuhr Schürmann fort. Hinzu komme, dass mehr als 25 Prozent der Auszubildenden ihre Ausbildung meist schon im ersten Ausbildungsjahr wieder abbrechen würden. Dies habe viele Gründe, doch als ein besonders bedeutsamer Aspekt erscheine, dass über berufliche Orientierung im Elternhaus kaum gesprochen werde und öffentliche Maßnahmen zur Thematik offensichtlich bei den jungen Erwachsenen kaum ankommen.
Schulen sollen laut Ministerin Willie Hamburg individueller vorgehen können
In einer kürzlich durchgeführten Umfrage in Zusammenarbeit mit der Stadt Salzgitter wurde festgestellt, dass viele Schüler am Ende ihrer Schulzeit orientierungslos seien bezüglich ihrer weiteren Bildungs- und Berufslaufbahn. Dies verdeutliche den dringenden Bedarf an einer effektiven Berufsorientierung bereits während der Schulzeit, heißt es in der Mitteilung.
Stadtrat Dirk Härdrich hob in Vertretung des Oberbürgermeisters der Stadt Salzgitter in seinem Grußwort die besondere Bedeutung dieses Themas hervor und lobte die vielfältigen Aktivitäten von Schulen und Organisationen der Stadt in Bezug auf die berufliche Orientierung.
Als Höhepunkt der Veranstaltung stand der Vortrag von Kultusministerin Julia Willie Hamburg an, die den aktuellen Stand der Berufsorientierung in den Schulen beleuchtete und Möglichkeiten zur Verbesserung aufzeigte. Die Ministerin wies dem Bericht zufolge auf eine aktuelle Evaluation hin, an der fast 4000 Personen, darunter mehr als 1400 Unternehmen, aber auch Schüler und Eltern beteiligt waren.
Die Auswertung zeige laut Hamburg, dass der aktuelle Erlass zur Beruflichen Orientierung (BO) aus dem Jahr 2018 auf große Zustimmung treffe und als eine solide Grundlage für die BO-Arbeit der Schulen diene. Die Ministerin führte weiter aus, dass die Auswertung der Evaluation ein gutes Fundament bilde, um den Erlass neu aufzustellen und die Angebote der Berufsorientierung weiterzuentwickeln. Schulen sollen zudem mehr Möglichkeiten erhalten, die BO individueller zu gestalten, bemerkte die Ministerin.
Schülerinnen berichten von Berufsorientierungswochen und einem Bewerberbuch
In einer Präsentation von „Leuchtturmprojekten“ hoben Jirka Strube und Schülersprecherin Lena Dunst von der Oberschule Söhlde die besondere Bedeutung der Berufsorientierungswochen ihrer Schule in Kooperation mit dem Verein Partnerschaft für Lehrstellen hervor. Auch der von der Schule entwickelte Azubifinder, ein Bewerberbuch, in dem Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 9 und 10 sich bewerben und Unternehmen direkt auf Bewerber zugreifen können, runde das Bild einer zielführenden erfolgreichen Berufsorientierung der Schule ab, so die Schülerinnen.
Die Firma Alstom Salzgitter zeigte mit der „Training Company“ in Kooperation mit der Carl-Gotthard-Langhans-Schule Wolfenbüttel und der Stiftung Niedersachsen-Metall ein besonderes Beispiel der Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft auf. Im Anschluss hoben Christina Giese und Michael Joost von den BBS Fredenberg die Zusammenarbeit mit der Jugendberufsagentur im Rahmen der „Region des Lernens“ hervor.
Dabei führten sie aus, dass der Hauptgedanke dieses Projekts der Aufbau eines regionalen Bildungsnetzwerkes sei, mit der die Zielsetzung, Jugendliche beim Übergang von der Schule in den Beruf zu unterstützen. Einen besonderen Schwerpunkt legen die BBS auch auf ihre Arbeit im Rahmen der Inklusion.
Eltern bei der Berufsorientierung weit wichtiger als die Agentur für Arbeit
Martin Koch von der Leibniz-Universität Hannover gab vertiefende Einblicke in das Thema und potenzielle Handlungsempfehlungen für das nachfolgende Podiumsgespräch. Demnach zeige eine Studie, dass immer noch 73 Prozent der Schulabgängerinnen die Eltern als Unterstützer bei der Berufsorientierung sähen. Die Agentur für Arbeit rangiere lediglich mit 36 Prozent an vierter Stelle.
Der Journalist Henning Noske moderierte zielführend den Austausch von Anregungen und Ideen der Podiumsteilnehmer, darunter Ministerin Julia Willie Hamburg, Peter Schürmann und Martin Koch, mit dem Plenum und beleuchtete die Problematik des Fachkräftemangels sowie die Notwendigkeit einer effektiven Berufsorientierung. Veranstalter Peter Schürmann schließlich führte in seinem Schlusswort aus, dass alle Teilnehmer gemeinsam daran arbeiten wollen, die Berufsorientierung für Jugendliche zu stärken und somit ihre Zukunftsaussichten zu verbessern, heißt es abschließend.
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red