Darmstadt. „Tschuri“ ganz nah: Wissenschaftler sind fasziniert von den Daten und Bildern des Kometen. Das auf dem kosmischen Brocken gelandete Mini-Labor „Philae“ scheint nach mehreren Hopsern stabil zu stehen.

Botschaften aus den Tiefen des Weltalls: Nach der holprigen Landung auf einem Kometen liefert das Mini-Labor „Philae“ wieder Daten. Die Experten konnten am Donnerstag erneut Kontakt zu dem kühlschrankgroßen Gerät aufnehmen, das etwas mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt ist. Experten waren begeistert von den Nahaufnahmen des Himmelskörpers „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“.

„Es wurden große Mengen an Daten geliefert“, sagte ein Sprecher im Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumorganisation Esa in Darmstadt. „Die Verbindung läuft gut. „Philae“ steht stabil.“ In der Nacht hatte es wie erwartet eine Pause wegen eines Funklochs gegeben.

Das Labor war am Mittwoch - nach einer mehr als zehnjährigen Reise mit der Raumsonde „Rosetta“ - auf „Tschuri“ gelandet. Wissenschaftler sprechen von einem Meilenstein der Raumfahrt. Der Brocken gehört mit einem Volumen von etwa 25 Kubikkilometern zu den kleineren Kometen.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln wollte Daten prüfen, nach denen „Philae“ nicht nur zwei, sondern sogar noch ein drittes Mal auf dem Kometen aufgesetzt haben könnte. „Die Vermutung liegt nahe“, sagte DLR-Sprecher Andreas Schütz. „Sicher ist es aber erst, wenn die Daten ausgewertet sind.“

Beim Aufsetzen auf „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“ hatte es am Mittwoch Probleme gegeben. Zwei Harpunen zum Verankern von „Philae“ auf „Tschuri“ wurden nicht ausgelöst, eine Düse zum Aufdrücken des Labors auf dem Kometen funktionierte nicht.

Der Chef des Esa-Flugbetriebs im Satelliten-Kontrollzentrum Esoc in Darmstadt, Paolo Ferri, ging am Donnerstag davon aus, dass „Philae“ trotzdem auf dem Kometen bleiben wird. „Dass das Mini-Labor wieder abhebt, bezweifle ich sehr. Es ist zur Ruhe gekommen.“

In den ersten Stunden nach der Landung hätten bereits wichtige Daten gesammelt werden können, sagte Ferri. Es sei auch gelungen, das Tomographie-Projekt „Consert“ zu starten. Dabei durchleuchten „Philae“ und die Sonde „Rosetta“ den Kometen in Teamarbeit.

Wissenschaftler wollen mit der Mission einen Blick in die Kinderstube des Sonnensystems werfen, das vor 4,6 Milliarden Jahren entstand. Analysiert werden soll die Bodenbeschaffenheit, Temperatur oder die Zusammensetzung des Kometenkerns. Gesucht wird auch nach Hinweisen darauf, wie Leben auf der Erde entstand.

Die Mission ist bis Ende 2015 geplant. „Philae“ arbeitet aber nicht so lange. Die Wissenschaftler hofften am Tag der Landung, dass das Labor etwa zweieinhalb Tage besonders fleißig sein könnte, vielleicht auch länger. Das hängt nach DLR-Angaben von der Kapazität der Batterien ab - aber auch, wie wild der Ritt auf „Tschuri“ ist. dpa