Braunschweig. Der Komet Chury soll Forschern Antworten auf die Frage geben, wie die Grundbausteine des Lebens und das Wasser auf die Erde gekommen sind.

Was ist das für einer, dieser Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko, wie sein wissenschaftlicher Name lautet? Die Wissenschaftler nennen ihn liebevoll Chury. Er besteht aus zwei unterschiedlich großen Teilen, die über einen dünnen Hals miteinander verbunden sind. Karl-Heinz Glaßmeier von der TU Braunschweig meinte Mittwoch, die Form ähnele dem Braunschweiger Löwen. Andere Forscher sehen in ihm eher eine Quietscheente. Das Landegerät Philae ist nun auf dem kleineren Kopfteil des Kometen gelandet.

„Auf dem Kometen riecht es wahrscheinlich nach faulen Eiern und nach Pferdestall – also sehr streng.“
„Auf dem Kometen riecht es wahrscheinlich nach faulen Eiern und nach Pferdestall – also sehr streng.“ © Björn Fiethe, TU Braunschweig

Chury besteht zum Großteil aus Eis. Deswegen sieht man auf den Fotos auch kein Gestein, selbst wenn die Bilder vielleicht an den Mond erinnern, sondern es handelt sich um Eis, das von einer Staubschicht bedeckt ist.

Chury stammt wie alle Kometen aus einer sehr fernen Region unseres Sonnensystems und wurde erst vor einiger durch den Einfluss des Planeten Jupiter näher zur Sonne herangelenkt – und erst damit kam er auch in die Reichweite von Raumfahrtmissionen.

Kometen sind Überbleibsel von der Entstehung unseres Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren. Weil sie seitdem fast die gesamte Zeit ihrer Existenz in den extrem kalten Regionen des Sonnensystems verbracht haben, und weil sie so klein sind, enthalten sie noch fast unverändert das ursprüngliche Material. Bei Planeten wie der Erde hingegen wurde dieses durch physikalische, chemische und biologische Prozesse stark verändert. Kometen gelten daher als tiefgekühlte Archive.

Das ist auch der Grund, warum die Wissenschaft sich so sehr für sie interessiert: Chury soll Antworten auf die Frage geben, wie die Grundbausteine des Lebens und das Wasser auf die Erde gekommen sind. Theorien zufolge könnte das über Kometeneinschläge geschehen sein.

Die Rosetta-Mission soll nun Antworten liefern – und seit der Ankunft der Raumsonde beim Kometen im August messen die vielen Messgeräte an Bord schon permanent. Mit der Landung wollen die Wissenschaftler dem Kometen nun richtig auf die Pelle rücken: Geplant sind Bohrungen, um Material entnehmen und an Bord von Philae analysieren zu können.

Mit Spannung warten die Wissenschaftler außerdem auf eine stärkere Aktivität des Kometen. Denn je mehr er sich in den nächsten Monaten der Sonne annähert, umso mehr Eis verdampft und umso mehr Material wird abgestoßen.

Chury braucht für einen Umlauf um die Sonne 6 Jahre und 203 Tage. Dabei nähert er sich der Erde bis auf 195 Millionen Kilometer. Zum Vergleich: Erde und Sonne trennen etwa 150 Millionen Kilometer.

Mitte Oktober herrschten laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) minus 70 Grad auf dem Kometen. Und es ist nicht nur frostig: Die US-Raumfahrtbehörde Nasa stellte fest, dass Chury extrem dunkel ist. Das liegt an der Staubschicht.

Was man auch schon kennt, ist der mögliche Duft des Kometen. Björn Fiethe von der TU Braunschweig ist für den Steuerungsrechner des Messgeräts Rosina verantwortlich. Rosina befindet sich auf Rosetta und untersucht die Zusammensetzung der Gase, die vom Kometen entweichen und ihn umgeben. Und Rosina hat zum Beispiel Schwefelwasserstoff festgestellt, der nach faulen Eiern riecht, und Ammoniak, was wohl eher an einen Pferdestall erinnert. „Insgesamt ist der Geruch auf dem Kometen also wohl eher streng und nicht besonders angenehm“, sagte Fiethe am Mittwoch.