Braunschweig. Wie läuft Forschung in anderen Ländern? Christian Stern erzählt von seiner Reise in weit entfernte Labore.

Christian Stern hat eine Reise zu Laboren in acht fernen Ländern gemacht. Bei der Researcher’s Night hielt er einen Vortrag darüber. Der 36-Jährige hat am Helmholtz-Zentrum in Braunschweig promoviert, er arbeitet dort in der Pressestelle. Im Interview mit Jens Gräber erzählt er von seiner 14-monatigen Reise, über die er auch einen Film zusammenstellen will.

Eine Rundreise durch Forschungslabore der Welt – das klingt sehr speziell. Gibt es da tatsächlich so große Unterschiede?

Ich habe mir naturwissenschaftliche Forschung angeschaut. Die kostet ziemlich viel Geld, weil man Ausrüstung und Verbrauchsmaterialien braucht. Das kann sich natürlich nicht jedes Labor in jedem Land leisten. Ein weiterer Unterschied, der mir erst später klar geworden ist, ist die zum Teil fehlende Expertise. Um zum Beispiel an einem Krankheitserreger zu forschen, braucht man auch Erfahrung. Die muss über viele Jahre wachsen, in Entwicklungsländern fehlt sie oft.

In welchen Ländern waren sie?

Insgesamt waren es acht: Indien, Myanmar, Vietnam, Indonesien, Singapur, Israel, Kolumbien und Ecuador.

Und überall haben Sie Menschen getroffen, die unter vergleichsweise einfachen Bedingungen forschen?

Nein, in Singapur war das anders. Das ist ein extrem reiches Land, die Regierung hat vor zehn Jahren entschieden: Wir wollen ein Top-Forschungsland sein. Die haben unfassbar viel Geld in die Forschung, vor allem in Biotechnologien, gepumpt. Die haben eine wesentlich bessere Ausrüstung als wir in Deutschland. Was wir hier an einem Forschungszentrum an teuren Geräten haben, hat dort jede einzelne Forschergruppe.

Allerdings kann man mit Geld nicht unbedingt die Expertise kaufen. Trotz der großen Investition wirkt sich das nicht direkt in einem größeren wissenschaftlichen Ertrag aus.

Woher kam eigentlich die Idee zu Ihrer Reise und dem Film?

Hier am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung sind ein Drittel der Kollegen Ausländer, sie kommen aus 40 verschiedenen Nationen. Ich hatte also schon ein internationales Umfeld und habe natürlich viele Geschichten gehört. Dann kam die Idee, mir mal anzuschauen, wie Kollegen in anderen Ländern eigentlich leben und arbeiten. Und plötzlich war es ein Filmprojekt.

Gibt es in den Ländern, in denen sie waren, auch Unterschiede in der Herangehensweise an die Forschung?

Da sind die Unterschiede nicht so groß, auch nicht zu Deutschland. Aber die Forschung ist anwendungsbezogener. Und natürlich ist es etwas anderes, wenn die Menschen an Krankheitserregern forschen, die es in ihrem eigenen Land gibt. Die Motivation ist eine andere, wenn man versucht, ein Medikament zu finden für eine Krankheit, von der möglicherweise Eltern oder Freunde betroffen sind, wie etwa Malaria.

Was hat Sie auf der Reise am meisten beeindruckt?

Wie schwierig der Weg eines Entwicklungslandes ist bis zu Forschungsbedingungen, wie wir sie in Deutschland haben. Myanmar hat beispielsweise eine eigene Schrift und kaum jemand spricht Englisch. Das Land öffnet sich gerade und Menschen haben zum ersten Mal die Chance, das Internet zu nutzen. Leider gibt es auf Burmesisch kaum Webseiten – das macht den Austausch schwierig. An solche Faktoren denkt man am Anfang gar nicht.

Mehr über Sterns Film unter: www.oneworldonelab.net