Braunschweig. Bio-Ingenieur Bastian Westphal berät mit seiner Firma Lion-Engineering Unternehmen beim Einstieg in den Markt für Elektromobilität.

forscher

Mehr als eine Stunde nimmt sich Bastian Westphal für die Führung durch das Institut für Partikeltechnik (iPAT) der TU Braunschweig. Es geht um die Prozesskette zur Herstellung von Batterien: von der Auswahl der Partikel für die Elektroden, über die Beschichtung von Kupfer- und Alufolien bis zum Zusammenbau der Zellen. Eine Stunde, in der er begeistert die Funktion der Maschinen am iPAT erklärt, die er und seine Firma gegen Geld mieten können. Die große Bandbeschichtungsanlage hat es ihm besonders angetan. Ausführlich spricht er über Spalthöhe, Viskosität der Elektrodensuspension, Geschwindigkeit der Walzen und Trocknertemperaturen.

Eigentlich ist Bastian Westphal ein „ganz normaler Typ“, wie er selbst sagt. Er mag Ballsportarten, spielt vor allem gern Fußball. Mit seiner Frau geht er auf Erlebnisurlaub, klettert in den chilenischen Anden, wandert in Skandinavien und genießt dabei „die letzte Stunde vor dem Sonnenuntergang“.

Seine Begeisterung für eine fünf Meter lange Ansammlung von Walzen, Heißluft-Trocknern und Sensoren hingegen ist kein Hobby, sondern sein Beruf. „Als Kind wollte ich Erfinder werden“, erinnert sich Westphal. Wie man das wird, und was genau das eigentlich ist, wusste er damals nicht. Die Antwort gab sein Vater: Ingenieur.

Westphal studierte Bio-Ingenieurwesen an der TU Braunschweig. Seit 2010 arbeitet er am iPAT und schreibt an seiner Doktorarbeit. 2011 gründete der heute 31-Jährige zusammen mit drei Kommilitonen und seinem Professor die Firma Lion-Engineering.

„Wissenschaft macht mir mehr Spaß, wenn es nicht allein um die Erkenntnis geht, sondern auch um Nutzen“, erklärt der Ingenieur den Schritt zur Firmengründung. Das sei ihm am Ende seines Studiums klargeworden, als er sich immer intensiver mit mechanischer Verfahrenstechnik beschäftigte.

Es sei das Streben nach Veränderung, das ihn antreibe, sagt Westphal, und mit Bezug auf das Motto „Grenzen überschreiten“ der European Researchers’ Night am 26. September in Braunschweig ergänzt er: „Ich finde es spannend, Grenzen zu erweitern, lose Enden aufzunehmen und zu Anwendungen weiterzuentwickeln, die in 10 oder 20 Jahren vielleicht marktfähig und gesellschaftsgängig sind.“

Auch sonst passt das Bild vom Grenzgänger gut zu Bastian Westphal: von der Universität in die Wirtschaft, von der theoriegeleiteten Forschung zur praktischen Anwendung, von der wissenschaftlichen Idee zur finanziellen Planung. Er selbst sieht sich sowohl als Forscher als auch als Unternehmer.

Erfindet der Ingenieur bei Lion-Engineering also die Batterie der Zukunft? „Verfahrenstechnik ist nicht das Produkt, sondern der Weg zum Produkt“, erklärt Westphal. Seine Firma produziere also keine Batterien, sie optimiere die Prozesse zu ihrer Herstellung.

„Günstig, ökologisch, fehlerfrei“, fasst der Braunschweiger die Ziele zusammen. Seine Firma berate unter anderem Unternehmen dabei, wie sie mit ihrer vorhandenen Expertise am besten den Einstieg in den Markt für Elektromobilität schaffen. Zu ihren Kunden zählen Automobilhersteller, Chemiekonzerne und Anlagenbauer. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Recycling von Batterien, das laut Westphal in Zukunft – insbesondere mit Blick auf die E-Mobilität – immer wichtiger werde.

Zwei Tage pro Woche verbringe er bei den Anlagen im iPAT, sagt Westphal. In der Herstellungskette für Batterien ist er für das Beschichten und Trocknen zuständig. Er sucht nach den idealen Parametern für diese Schritte. Das Ziel: eine bessere Batterieproduktion. Für Elektro-Autos hieße das zum Beispiel eine höhere Reichweite, bessere Beschleunigung oder eine längere Lebensdauer. Die Lithium-Ionen-Akkus hätten noch immer Entwicklungspotenzial: „Die Produktionskosten können deutlich gesenkt werden“, meint Westphal. Auch eine Steigerung der Leistung um 10 bis 15 Prozent hält er für realistisch.

GRENZGÄNGER

In unserer Serie Forscher/Grenzgänger porträtieren wir Forscher der Region. Einige von ihnen, darunter Bastian Westphal, können Sie am 26. September bei der European Researchers’ Night kennenlernen. Falls Sie Fragen an die Forscher haben, schicken Sie diese an:

antworten@bzv.de

Demnächst stellen wir Ihnen die Neurobiologin Kristin Michaelsen-Preusse vor.