Toulouse. Im November soll erstmals eine Raumsonde auf einem Kometen landen. Noch wird ein geeigneter Platz gesucht. Die Kriterien dafür: Nicht zu hell, nicht zu dunkel - und mit Aussicht auf Leben, bitte.

Wissenschaftler und Raumfahrtingenieure wollen am Wochenende darüber beraten, wo das Landegerät der Esa-Raumsonde „Rosetta“ auf dem Kometen „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“ landen soll. Es werde eine Vorauswahl von bis zu fünf Orten gesucht, an dem unter anderem organisches Material gefunden werden könne, sagte Hermann Böhnhardt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen der Nachrichtenagentur dpa.

Der 59-jährige Forscher ist als Leitender Wissenschaftler der Landemission an den Beratungen in Toulouse beteiligt. „Zudem sollte am Landeplatz die Sonne auf und unter gehen, das ist nicht überall der Fall. Wir wollen messen, wie sich die Oberfläche des Kometen bei Tag und Nacht verhält“, erläutert er.

Die Landung Mitte November soll die erste auf einem Kometen in der Geschichte der Raumfahrt werden. Mit der Sonde, die bereits seit 2004 im All unterwegs ist, will die europäische Weltraumorganisation Esa einen der ursprünglichsten Himmelskörper erkunden - Kometen sind Überbleibsel von den Anfängen des Sonnensystems. Hinweise auf die Entstehung des Lebens erhoffen sich die Forscher in Form bestimmter Proteinbausteine.

Die zur Planung der Landung benötigten Bilder von der Oberfläche des Kometen lieferte das in Göttingen entwickelte Kamerasystem „Osiris“: Aus seinen Bildern wurden Modelle errechnet, auf denen auch größere Felsbrocken erkennbar sind. „Andere Instrumente zeigen uns, wo bestimmte Gase und Staub aus dem Kometen austreten. Wir wollen an einer Stelle landen, wo wir solche Kometenaktivität messen können“, sagt Böhnhardt. Am 12. Oktober soll der Landeplatz feststehen.

Doch bevor sich das Landegerät „Philae“ an die Arbeit macht, muss es erst einmal sicher auf „Tschuri“ landen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) schrieb in einer Mitteilung, dass die Landung in einem Radius von 500 Metern um den Zielort erfolgen könne. „Exakter können wir den Landeplatz nicht kalkulieren“, erklärt DLR-Wissenschaftler Stephan Ulamec. „Philae“ müsse nämlich selbstständig auf der Kometenoberfläche landen. Eine Steuerung von der Erde aus sei wegen der großen Entfernung nicht möglich: Das Funksignal wäre 30 Minuten unterwegs. dpa