New York. JP Morgan Chase ist eine der wichtigsten US-Investmentbanken. Ihr CEO wendet sich an die Aktionäre – teils mit düsteren Prognosen.

Jährlich formuliert Jamie Dimon, CEO der US-Investmentbank JP Morgan Chase, seinen „Brief an die Aktionäre“. Darin informiert er über die wirtschaftliche Situation des Unternehmens, äußert sich aber auch zu aktuellen Geschehnissen der Weltpolitik. Der neueste Blick des renommierten Topbankers auf die Welt wirkt stellenweise düster.

Von „Risiken, die alles in den Schatten stellen, was seit dem Zweiten Weltkrieg geschehen ist“ ist im Schreiben die Rede. Dimon bezieht sich dabei auf den Ukraine-Krieg und den Konflikt im Nahen Osten. Den 22. Februar 2022, als die russische Invasion der Ukraine begann, bezeichnet er als „Tag in der Geschichte, der in Schande leben wird“. Den Angriff der Hamas auf Israel und die Gewalt im Nahen Osten nannte er „abscheulich“.

US-Topbanker warnt vor Stagflation

Außerdem warnt Dimon vor einer möglichen Stagflation, also einer Situation, in der die Wirtschaft bei hoher Inflation stagniert. „Höhere Kreditausfälle, geringere Geschäftsvolumina und schwierigere Märkte“ wären nach der Einschätzung des JPMorgan Chase-CEOs die Folge. Seine Firma würde aber selbst in diesem Fall „mindestens okay“ performen. Die Investmentbank sei auf eine große Bandbreite an Zinssätzen von zwei bis über acht Prozent vorbereitet.

Bemerkenswert ist zudem, wie klar sich Dimon für eine aktive Rolle der USA in der Ukraine positioniert. „Der Kampf der Ukraine ist unser Kampf“, betont der Banker und fordert „ein starkes und dauerhaftes Engagement für das Überleben der Ukraine, solange es nötig ist“. Damit stellt er sich gegen Ex-Präsident und erneuten Präsidentschaftskandidat Donald Trump. Der arbeitete zuletzt daran, US-Hilfen für die Ukraine zu verzögern.

JP Morgan Chase-CEO Jamie Dimo stellt sich gegen Republikaner und wirbt für Zusammenhalt

Auch in einem weiteren Punkt positioniert der 68-Jährige sich klar. Er wirbt für die Bemühungen um Diversität und Gleichberechtigung in seinem Unternehmen. Bei den Republikanern, Trumps Partei, sorgen diese Schlagwörter eher für Aufregung. So hatte Ron DeSantis, republikanischer Gouverneur von Florida, in seinem Bundesstaat Universitätsförderprogramme für genau diese Punkte gestrichen.

Gleichzeitig fordert Dimon einen stärkeren Zusammenhalt nach innen und außen: „Wir müssen Wege finden, unsere Differenzen beiseitezuschieben und im Namen der Demokratie mit anderen westlichen Nationen zusammenzuarbeiten.“ Das sei nötig, um die Führungsrolle der USA, die der Banker in seinem Brief nicht müde wird, zu betonen, zu erhalten. Auch das lässt sich als Widerspruch zu Trumps Drohungen, sich aus der Nato zurückzuziehen, verstehen.