Frankfurt am Main. Lufthansa scheint nicht alle Teile von Air Berlin übernehmen zu wollen. Die Langstrecke der Tochter Eurowings soll ohne Zukauf wachsen.

  • Im Übernahmepoker um Air Berlin hat Lufthansa für rund 80 von 144 Maschinen geboten
  • Für die Langstreckenmaschinen der Air Berlin hat die Airline aber nicht geboten
  • Neben Lufthansa gehören auch Easyjet, Condor, IAG sowie die Luftfahrtunternehmer Hans Rudolf Wöhrl und Niki Lauda zum Bieterkreis

Im Übernahmepoker um die Fluglinie Air Berlin bietet Lufthansa für gut 80 von 144 Maschinen der insolventen Airline. „Viel mehr werden wir kartellrechtlich gar nicht machen können“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Mittwochabend in Frankfurt. Für die mittlerweile schon größtenteils stillstehenden Langstreckenmaschinen der Air Berlin habe er nicht geboten, ergänzte Spohr.

Einschließlich aller Umsteigflüge habe die Lufthansa-Gruppe in Deutschland einen Marktanteil von 34 Prozent. Dieser Wert werde auch für die Kartellbehörden entscheidend sein. „Deshalb sind wir optimistisch, dass das, was wir uns vorstellen, genehmigungsfähig ist“, sagte Spohr. Eine Entscheidung darüber, ob die Lufthansa bei der erwarteten Aufteilung von Air Berlin in diesem Umfang zum Zug kommt, sei nach der wichtigen Sitzung des Gläubigerausschusses am Donnerstag dann am Montag zu erwarten.

Niki Lauda und Easyjet unter den Bietern für Air Berlin

Neben der Kranich-Airline gehören auch Easyjet, Condor, die British-Airways-Mutter IAG sowie die Luftfahrtunternehmer Hans Rudolf Wöhrl und Niki Lauda zum Bieterkreis. Die Lufthansa hatte als erstes ihr Konzept für einen Teilkauf der Mitte August insolvent gegangenen Air Berlin vorgelegt, was der Erzrivale Ryanair als abgekartetes Spiel mit der Bundesregierung kritisiert hatte.

Spohr nannte erstmals offiziell Details seiner Offerte: Priorität habe für die Lufthansa, sich die 38 Maschinen von Air Berlin zu sichern, die schon für die Lufthansa-Tochter Eurowings geleast wurden. Dazu sollten 20 bis 40 weitere Maschinen für Kurz- und Mittelstrecken kommen. „Wir glauben, durch die Entwicklung in Berlin voraussichtlich bis zu 3000 neue Mitarbeiter begrüßen zu dürfen“, sagte Spohr. Das sei angesichts der Belegschaft von derzeit rund 130.000 bei Lufthansa eine riesige Zahl.

Lufthansa will Langstrecke selbst weiterentwickeln

Die Langstrecke bei Eurowings solle in Düsseldorf und Berlin aus eigener Kraft wachsen. In den vergangenen zwölf Monaten seien im Konzern bereits 40 neue Flugzeuge angeschafft worden. Auch in den kommenden Jahren solle fast jede Woche eine Neuanschaffung zum Ausbau oder Ersatz alter Maschinen hinzukommen.

Der Dax-Konzern hat sich Spohr zufolge sowohl auf ein Gelingen als auch auf ein Scheitern des Air-Berlin-Verkaufs vorbereitet. „Diese 20 bis 40 werden wir sowieso darstellen“, sagte Spohr. „Wir werden unseren Marktanteil erweitern.“ Der Lufthansa-Chef bekräftigte, dass es in der „am stärksten zersplitterten Branche“ eine Konsolidierung geben müsse. Dabei wolle die Lufthansa eine aktive Rolle spielen. Das Selbstbewusstsein des deutschen Marktführers ist nach zwei Jahren mit Rekordgewinnen gewachsen. Spohr ist auch für 2017 nach eigenen Worten zuversichtlich. An seiner guten Laune sei zu erkennen, „dass natürlich dieses Jahr noch deutlich besser läuft als schon die letzten beiden Rekordjahre.“ (rtr/dpa)