Washington. Die Deutsche Bank ist der größte Gläubiger von Präsident Trump. Verbindungen nach Russland rufen Sonderermittler Mueller auf den Plan.

In der Russland-Affäre um US-Präsident Donald Trump rückt Deutschlands größte Bank immer stärker in den Fokus von Sonderermittler Robert Mueller. Der ehemalige Chef der Bundespolizei FBI will nach Recherchen mehrerer US-Medien von der Deutschen Bank detaillierte Informationen über Kredite in dreistelliger Millionenhöhe, die Trump vor seiner Wahl als Geschäftsmann mit dem Frankfurter Geldinstitut eingegangen ist. Erste informelle Gespräche mit der Bank habe es bereits gegeben, heißt es. Mueller sei entschlossen, die Herausgabe der Akten notfalls mit Vorladungen (subpoena) zu erzwingen.

Die Fahnder um Mueller interessieren sich dafür, ob Finanzgeschäfte der Deutschen Bank mit Trump eine russische Note haben und sich so mögliche illegale Handelsbeziehungen zwischen Kremlvertrauten und Trumps Team während des US-Präsidentschaftswahlkampfes 2016 erklären lassen könnten. Zeitgleich will die Bankenaufsicht des Bundesstaates New York wissen, wie belastbar die persönlichen Garantien Trumps sind, die er für die Darlehen gab. Und wer dafür bürgt, falls – wie bereits geschehen – Trump erneut nicht zahlungswillig sein sollte.

Druck auf Deutsche-Bank-Chef wird stärker

Nach Informationen des Office for Government Ethics steht Trump heute noch mit mindestens 130 Millionen Dollar bei der Deutschen Bank in der Kreide. Andere Kalkulationen liegen bei über 340 Millionen. Damit wird der Druck auf Deutsche-Bank-Chef John Cryan (56) immer stärker, über seinen ebenso prominenten wie schwierigen Kunden die Karten auf den Tisch zu legen. Der gegen den Willen von Trump vom US-Justizministerium eingesetzte Mueller hat umfassende Befugnisse. Sie gehen weit über den Auskunftsanspruch des Kongresses in Washington hinaus.

Dort hatten demokratische Abgeordnete um die Finanzausschussvorsitzende Maxine Waters Bankchef Cryan im Frühjahr schriftlich aufgefordert, zu erklären, ob die Deutsche Bank russischen Investoren dabei half, Geldströme an Donald Trump zu verschleiern.

Bank zahlte bereits hohe Strafe wegen Geldwäsche

Die im Juni von Anwälten der Bank mit dem Verweis auf Vertraulichkeit abschlägig beschiedene Frage („Wir müssen uns an Gesetze halten.“) kam nicht von ungefähr. Von 2011 bis 2015 hatte die Deutsche Bank in Moskau wohlhabenden Russen geholfen, über vertrackte Aktiengeschäfte rund zehn Milliarden Dollar ins Ausland zu schaffen.

Zur Strafe zahlte das Geldhaus an die Finanzaufsichtsbehörden in Amerika und England Anfang dieses Jahres rund 600 Millionen Euro. Im Mai folgte ein zusätzliches Bußgeld der US-Notenbank Fed über 41 Millionen Dollar. Das US-Justizministerium ermittelt weiter. Insider schließen eine weitere Strafe in Höhe von bis zu einer Milliarde Dollar nicht aus. Die Demokraten vermuten einen Zusammenhang zwischen den unter dem Verdacht der Geldwäsche stehenden Aktivitäten der Deutschen Bank zugunsten russischer Milliardäre und den von US-Geheimdiensten als erwiesen angesehenen Störmanövern Russlands gegen die demokratische Kandidatin Hillary Clinton. Bankinterne Prüfungen in Frankfurt sollen jedoch ergeben haben, dass es keine Russland-Connection gibt.

Deutsche Bank reagierte auf eine Klage mit einer Gegenklage

Für die Deutsche Bank ist der Fall brisant und schlecht fürs Image, weil damit erneut eine Kundenbeziehung öffentlich werden könnte, die in der Finanzwelt seit Langem für Kopfschütteln sorgt. Der Grund: Die Deutsche Bank hielt Trump auch dann noch bei Kasse, als andere Kreditinstitute den Immobilienunternehmer nach diversen Insolvenzen als unseriösen Geschäftspartner abgelehnt hatten.

Dabei hätte die Deutsche Bank nach Einschätzung von Finanzexperten in Washington „selbst am meisten Anlass dazu gehabt, Trump endgültig auszumustern“. Als der Milliardär 2008 einen Kredit für einen Büro-Tower in Chicago über 640 Millionen Dollar nicht bedienen wollte, verklagte er das Frankfurter Institut kurzerhand auf drei Milliarden Dollar Schadensersatz. Die bizarre Begründung: Die Deutsche Bank sei mitschuldig an der damaligen Weltfinanzkrise. Das Geldhaus reagierte mit einer Gegenklage. Die Streitparteien einigten sich 2010 in einem Vergleich.

Während die Firmenkundensparte der Bank von Trump fortan die Nase voll hatte, konnte die in den USA angesiedelte Vermögensverwaltung für Reiche nichts Anrüchiges an dem New Yorker Geschäftsmann finden. Die für Trump zuständige Privatbankerin Rosemary Vrablic sorgte dafür, dass Trump für sein Unternehmen weiter Geld geliehen wurde. Allein über 150 Millionen Dollar für das umstrittene Trump-eigene Hotel in der Nähe des Weißen Hauses in Washington.

Auch Ivanka Trump nimmt die Deutsche Bank in Anspruch

„Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir uns an die Gesetze halten müssen“, teilt ein Sprecher der Deutschen Bank auf Anfrage dieser Redaktion mit. „Bei Anfragen von zuständigen Behörden in dieser Angelegenheit werden wir weiterhin kooperieren.“

Aber nicht nur Trump, auch seine Tochter Ivanka und ihr Mann Jared Kushner nehmen die Dienste der Deutschen Bank in Anspruch. Kushner, Topberater des Präsidenten, erhielt unmittelbar vor der Wahl im vergangenen Herbst ein Darlehen über 285 Millionen Dollar für ein Immobilienvorhaben in New York.

Hier haben die Experten für Geldwäsche und Wirtschaftskriminalität von Robert Mueller Gesprächsbedarf. Hintergrund: Bei Kushners Geschäft spielt nach Angaben der britischen Zeitung „Guardian“ der russischstämmige Immobilienunternehmer Lev Leviev eine zentrale Rolle. Dessen Firma AFI stand gemeinsam mit der Russen-Holding Prevezon im Mittelpunkt von Geldwäscheermittlungen des New Yorker Bundesanwalts Preet Bharara. Präsident Trump ließ den Topjuristen im März ohne Angaben von Gründen entlassen.

Ein Oligarch kaufte Trump eine überteuerte Villa ab – warum?

Sonderermittler Robert Mueller kann bei seinen Fragen zu den Geschäftsbeziehungen zwischen Trump und Russland auf eine Steilvorlage zurückgreifen. Trumps Sohn Donald Jr., der gemeinsam mit Bruder Eric zurzeit die Geschäfte des Vaters führt, hatte 2008 öffentlich erklärt: „Wir sehen derzeit eine Menge Geld aus Russland zu uns strömen.“

Wie, wo und zu welchen Bedingungen das Geld von wem in Trump-Projekte investiert wurde, ist nicht vollständig bekannt. Fälle wie der von Dmitri Rybolowlew sorgen aber seit geraumer Zeit für Irritationen. Der russische Oligarch und Putin-Günstling kaufte Trump mitten in der von sinkenden Preisen geprägten Immobilienkrise 2008 für 95 Millionen Dollar eine Villa in Florida ab, für die der Präsident wenige Jahre zuvor nicht einmal die Hälfte bezahlt hatte.

Muellers Team will jetzt wissen: Warum eigentlich?