Hamburg. Seit 25 Jahren können Bahn-Kunden mit der Bahncard vergünstigt reisen. Das neue Flex-Angebot ist endlich mal keine Abo-Falle.

Bahncard 25 oder 50, für die erste oder zweite Klasse, Bahncard für junge Leute (My Bahncard) oder berufliche Dauerpendler (Bahncard 100) – das ­Angebot der Deutschen Bahn für bindungswillige Kunden, die im Gegenzug vergünstigt reisen können, ist schon seit 25 Jahren vielfältig bis verwirrend. Zum Sommer kommt jetzt noch die Aktions-Bahncard Flex hinzu. Sie ist nach einer Mindestlaufzeit von drei Monaten ­monatlich kündbar und ersetzt im Aktionszeitraum zwischen 11. Juni und 31. Juli die bisherige Probebahncard. Im Unterschied zu allen anderen Bahncard-Varianten ist Flex kein Abo-Modell. Selbst wenn der Kunde sie nicht kündigt, ist nach einem Jahr Schluss.

Damit reagiert die Bahn nicht nur auf den Wunsch der Kunden nach mehr Flexibilität und kürzeren Laufzeiten, sondern auch auf ein altes Ärgernis: Die bisherige Probebahncard 25 zum Preis von 19 Euro ist die typische Einsteigervariante für Privatreisende. Drei Monate lang senkt sie jeden Fahrpreis um ein Viertel. Vergisst der Kunde, den Vertrag sechs Wochen vor Ablauf zu kündigen, wird aus der Probe das Abonnement einer Bahncard 25 zum Preis von aktuell 62 Euro, das sich automatisch um ­jeweils ein Jahr verlängert. So weit die Praxis vor dem vergleichbaren Flex­Modell, das nur 50 Cent teurer, aber erst mal nur zur Probe eingeführt wird.

Kündigung ist einfacher geworden

Das Thema „Abofalle“ hat der Bahn in der Vergangenheit viel ­Ärger ein­gebracht. Inzwischen ist es ruhiger geworden: „Es steht in den Unterlagen deutlich drin, dass es sich um ein Abo handelt“, sagt Heinz Klewe, Geschäftsführer der Schlichtungsstelle für den öffent­lichen Personenverkehr, kurz Söp (soep-online.de), in Berlin. Dabei ist nicht nur das Abonnement selbst transparenter geworden, auch seine Kündigung ist mittlerweile einfacher zu handhaben. Schon mit der Bestellung kann die Bahncard gekündigt werden, und zwar nicht nur per Brief, sondern auch per Mail, Fax oder Online-Formular. Der schlichte Satz „hiermit kündige ich das Abo“ reicht aus. Clevere Sparfüchse verschicken ihn gleich bei der Bestellung der Bahncard und kaufen erst bei der nächsten Reise eine neue.

Schon aus diesem Grund ist die Einführung einer monatlich kündbaren Variante für das Unternehmen sinnvoll, auch wenn die Details Genauigkeit ­verlangen: Eine Flex-Bahncard, die am 31. Juli erworben wird, gilt mindestens bis zum 31. Oktober, so viel steht fest. Wer sie aber direkt nach dieser ­Mindestvertragslaufzeit kündigen möchte, muss dies zum 30. September oder 1. Oktober tun? Die Frage wirft selbst die Unternehmenssprecherin aus der Bahn. „Das muss ich noch einmal klären.“ Die Antwort klingt kompliziert: „Die BahnCard Flex kann mit einer Frist von vier Wochen zum selben Kalendertag wie dem ersten Geltungstag des Abos gekündigt werden.“ Übersetzt auf das obige Beispiel heißt das: Die Kündigung muss spätestens am 2. Oktober vorliegen.

Bitten nach Stornierungen werden erst mal abgelehnt

Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender von Pro Bahn, sagt: „Wir wünschen uns als Fahrgastverband mehr Flexibilität, klar gekennzeichnete Werbeinstrumente und korrekte Informationen.“ Wenn ein Fahrgast eine Falschauskunft bekomme, sei das unter Umständen Anlass für eine Stornierung. „Man sollte Kontakt zur Bahn aufnehmen und, wenn man da nicht weiterkommt, die Schlichtungsstelle anrufen.“ Die Kontaktaufnahme ist in der Regel eine Kombination aus Mailverkehr und Telefonat.

Das Einsteigermodell: Die Bahncard 25 wird von vielen Bahn-Kunden genutzt.
Das Einsteigermodell: Die Bahncard 25 wird von vielen Bahn-Kunden genutzt. © imago/STPP | imago stock&people

Die Bahn hat wenige, zentrale Rufnummern eingerichtet, die von Servicestellen aus dem gesamten Bundesgebiet bedient werden. Der Vorteil: Sie sind nahezu rund um die Uhr erreichbar. Der Nachteil: Der Anrufer muss sich erst durch ein langatmiges System elektronischer Auswahloptionen klicken und bekommt niemals zweimal denselben Ansprechpartner.

Tipp: Am besten das Stichwort Kundendialog nach der Begrüßung nennen und sich ein Zeichen für sein Anliegen geben lassen, auf das man sich berufen kann. Und Geduld haben: „Bitten nach Stornierungen werden im ersten Anlauf stets abgelehnt, ­davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen“, sagt ein Insider im Kundendialog der Bahn.